Wanderung erschließt Pflanzenwelt
Ein botanischer Spaziergang oberhalb Gosheims
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GOSHEIM - Jetzt beginnt die Zeit, wo alles grünt und blüht. Wenn Wanderer auf der rund 3,5 Kilometer langen Strecke, die wir heute in unserer Serie „Draußen unterwegs“vorstellen, die Augen offen halten, so werden sie einer Fülle unterschiedlicher Pflanzen und botanischer Besonderheiten wahr.
Start ist an der Gosheimer Heubergsteige (Straße Richtung Böttingen und Bubsheim). Mitten in der Steigung befindet sich ein kleiner Parkplatz rechts am Ortsausgang. Von dort führt ein nur anfangs geteerter Weg rechts in den Wald hinein, vorbei am früheren Haus des verstorbenen Landtagsabgeordneten Bruno Heck (der dürfte zumindest den älteren Leserinnen und Lesern noch ein Begriff sein). Die Gemarkung heißt „Kehlen“.
Die erste botanische Besonderheit lässt sich rasch erschnuppern: Je tiefer man in den Wald hineinkommt, desto intensiver riecht es nach Bärlauch. Praktisch flächendeckend wächst die zu den Liliengewächsen gehörende Pflanze dort. Die Gosheimer wissen das schon längst – und viele sammeln dort die grünen Blätter, die für eine schmackhafte Suppe ebenso gut sind wie für einen kräftig-aromatischen Belag aufs Butterbrot. Rund 1,5 Kilometer verläuft der geschotterte Waldweg.
Da, wo der Hauptweg eine Kehre nach rechts unten macht, auf dem etwas unscheinbareren, nicht geschotterten Waldweg noch für einige Meter weiter geradeaus gehen. Er verzweigt sich kurz darauf, und nun ist die linke Abzweigung die richtige. Es geht den Berg hinauf.
In diesem Bereich blühen aktuell einige Pflanzen, die für feuchte Wälder auf Kalk im Frühling typisch sind: da ist zum einen der hohle Lerchensporn, der – oft nebeneinander stehen – sowohl lila als auch weiße Blütenstände hat, die sehr dekorativ anzusehen sind. Außerdem blühen das weiße Buschwindröschen und das eng mit ihm verwandte gelbe Windröschen dicht beieinander - anderswo ist letztes ausgesprochen selten.
Junges Buchenlaub ist eine Augenweide
Der Weg führt hinauf bis fast zur Hangkante. Kurz bevor sie erreicht ist, führt eine Abzweigung nach links auf einem schmalen Trampelpfad (Wegzeichen beachten!) in Richtung „Weißes Kreuz“. Nun verläuft der Pfad parallel zur Hangkante durch einen wunderbaren Buchenwald. Eine Augenweide ist das jetzt junge Buchenlaub, das aus den Knospen spitzt. Wer es sich genauer ansieht, bemerkt die flaumigen Haare, mit denen es sich anfangs vor Frost schützt. Später im Sommer verlieren die Buchenblätter ihre weiche Behaarung.
Zügig geht es an der Hangkante entlang, und bald führt der Weg aus dem Wald heraus. Wir sind nun oberhalb des Steinbruchs im Weißen Jura Beta. In diesem Steinbruch brütet schon seit Jahren der Uhu. Lohnend ist ein Blick über die Hangkante, hinunter auf einen Bergmischwald mit Fichte, Tanne, Buche und Ahorn. Direkt an der Hangkante blühen die Küchenschellen mit ihren unverkennbaren lilafarbenen Blüten. Auch der erste Frühlingsenzian zeigt sich wie kleine, intensiv-blaue Sprenkel vor allem da, wo das Gras etwas flachgetreten ist. Dazwischen stehen weiße Kreuzblütler mit fast doldigem Blütenstand – der Name „Berghellerkraut“erschließt sich erst, wenn sie verblüht sind: Dann sehen die Fruchtstände aus wie Münzen.
Abseits vom Hauptwanderweg lohnt sich Blick auf die Wiese hinter der Grillstelle. Dort sind jetzt die dunkelgelben Arznei-Schlüsselblumen zu sehen. Auf dem Heuberg nennt man sie „Kreuz-Badenka“, weil die dunkelgelben Saftmale in der Blütenkrone an die Wundmale Christi erinnern. Weiter geht’s bis zum Weißen Kreuz. Der Wanderweg führt dann hinab bis zur Autostraße (Heubergsteige), die von Gosheim nach Bubsheim führt. Entlang der Hangkante geht es weiter. Links ein kleines Wäldchen.
Dann führt ein schmaler, steiler Pfad oberhalb der Heubergsteige wieder zurück zum Parkplatz – das so genannte „Nackwegle“(das Gewann heißt „Nack“). Auf dem steinigen Untergrund hat sich ein buchendominierter Laubwald angesiedelt, der allerdings wegen der exponierten Lage sehr krüppelig aussieht. Durchsetzt ist dieser Buchenwald mit der Mehlbeere, einem Laubbaum, dessen Blätter unten weiß sind und aussehen, als wären sie mit Mehl bestäubt. Die Mehlbeere ist ein Überlebenskünstler auf flachgründigem Boden. Auch hier stehen in der Krautschicht noch viele „Kreuz-Badenka“und vereinzelte SeidelbastExpemplare. Unten angekommen, lädt eine hübsche kleine Gartenanlage rund um eine Marien-Statue noch zum Verweilen ein. Dann muss nur noch die Straße überquert werden – und der Ausgangspunkt ist wieder erreicht.