Gebraucht werden und fürs Leben lernen
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as Soziales“hat sie immer schon interessiert und ganz besonders die Fächer Psychologie und Pädagogik, als sie noch Schülerin am sozialwissenschaftlichen Gymnasium in Ravensburg war. Jetzt ist Marisa Domnowski 19, hat das Abitur in der Tasche und pflegt im Wohnpark am Schloss in Bad Waldsee alte Menschen. Das Pflegeheim ist Teil der St. Elisabeth-Stiftung, die im Jahr 2000 von den Franziskanerinnen von Reute gegründet wurde und zwischen Ulm und Bodensee an über 30 Standorten insgesamt circa 5000 bedürftige Menschen im Alten- und Behindertenbereich betreut.
Duales Studium Sozialwirtschaft im Visier
13 Monate dauert ihr Bundesfreiwilligendienst (BDF), welcher Voraussetzung in der St. ElisabethStiftung für ein Duales Studium im Bereich Sozialwirtschaft ist. Den Studienplatz dafür hat sie schon. Im Oktober geht’s in VillingenSchwenningen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) los und derzeit ist Halbzeit beim BFD. Marisa bekommt 320 Euro Taschengeld im Monat, dazu noch 40 Euro Verpflegungsgeld und ihre Fahrtkosten erstattet. „Da ich noch daheim wohne, reicht das“, erzählt die junge Frau. Und dann berichtet sie von ihrem Alltag im Wohnpark am Schloss, in dem derzeit 30 Bewohnerinnen und Bewohner leben. „Ich helfe beim Frühstück, beim Mittagessen, bei der Körperpflege und mache auch Einzelaktivierung, also spazieren gehen, spielen, vorlesen und vieles mehr.“
Ihr Resümee nach der Halbzeit? „Täglich viele neue Erfahrungen – ich hätte nie gedacht, dass es so unglaublich vielseitig, aber auch so stressig ist.“Pflege sei gerade überall ein Thema, sagt Domnowski, aber wie es vor Ort zugehe, wüssten die wenigsten. Von ihren Freunden würden nicht wenige sagen „Ich könnt’s nicht“. Dass Marisa es kann, war ihr schon klar, als sie sich ein halbes Jahr lang wöchentlich im Pflegeheim sozial engagiert hat und dabei bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt hat. Am Anfang habe sie die Nähe, die sie zu den pflegebedürftigen Menschen herstellen muss, schon Überwindung gekostet. „Dass ich gebraucht werde, hat mir sehr geholfen“, berichtet sie und strahlt fast, als sie von „den spannenden Geschichten aus der Vergangenheit, die mir die Bewohnerinnen und Bewohner anvertrauen“ erzählt. Und dann erzählt sie noch von dem Vertrauen und der Dankbarkeit, die sie spürt, und „dass ich viel zurückkriege“. Ein Lächeln zum Beispiel, das sei mitunter etwas ganz Tolles. Marisa Domnowski ist im Wohnpark am Schloss die Einzige, die derzeit ein Freiwilliges soziales Jahr (FSJ) bzw. einen BFD macht. „Wir haben bei der St.-Elisabeth-Stiftung aber insgesamt bis zu 90 Plätze“, sagt Carina Oettinger, die dort im Personalwesen für den Bereich Ausbildung, FSJ und Praktika zuständig ist. Etwa 70 davon sind derzeit belegt. „Das schwankt“, so Oettinger, „bei uns kann man schließlich auch das ganze Jahr über einsteigen.“Die meisten, so die Ausbildungsverantwortliche, würden das FSJ machen, um zu sehen, wie es danach weitergehen soll. Nicht wenige würden sich für soziale Berufe und Studiengänge entscheiden. Viele frühere Aupairs hätten sie derzeit. „Sie bekommen dann eine Aufenthaltsgenehmigung bis zu 18 Monaten – mit ihnen haben wir gute Erfahrungen gemacht.“
Zwischen sechs und 18 Monate kann der freiwillige Dienst dauern. Was man dafür mitbringen sollte, weiß Carina Oettinger aus eigener Erfahrung, denn sie war nach ihrem Abitur selbst ein Jahr unterwegs. Auf den Philippinen mit „weltwärts“, einem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst. „Teamfähigkeit, selbstständiges Denken und die Bereitschaft, sich auf andere Menschen einzulassen, sind als Voraussetzung mitzubringen“, erklärt sie. Und sie betont auch, dass bei der St. Elisabeth-Stiftung weniger als zehn Prozent abbrechen. Nach einem Vorstellungsgespräch hospitieren die Kandidaten noch, ein oder mehrere Tage. „Da sieht man eigentlich ganz schnell, ob es passt.“
Als eigenes Projekt das Pflegebad umgestaltet
Dass Marisa Domnowski im Freiwilligendienst auch selbstständig arbeiten darf und ihre Meinung im Team wichtig ist, schätzt sie besonders. Der Pflegedienstleiter ist ihr Betreuer. „Gespräche mit ihm gibt es immer wieder.“Sogar ein eigenes Projekt betreut sie im Pflegeheim. „Ich habe das Pflegebad umgestaltet, damit sich die Bewohnerschaft dort noch wohler fühlt“, sagt sie. Insgesamt fünf Wochen ihres BFDs sind für Seminare vorgesehen. Die organisiert der Träger, in ihrem Fall die Freiwilligendienste der Diözese Rottenburg-Stuttgart GmbH. „Da geht es dann um Themen wie Tod und Trauer, aber auch um Politik oder Wahlen, und natürlich machen wir viel zusammen und hören, wie es in den anderen Einrichtungen so zugeht.“