Gränzbote

„Ich bin Optimist“

Singer-Songwriter Gregor Meyle aus Backnang über seine Musik und seine Lebenslust

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Strohhut, Dreitageba­rt und ziemlich breites Grinsen, das ist Gregor Meyle. Nicht zu vergessen: eine Gitarre um den Hals. Der gebürtige Backnanger hat seinen Job als Tontechnik­er hinter der Bühne gegen ein Musikerleb­en auf der Bühne getauscht. Spätestens nach der ersten Staffel von „Sing meinen Song“ist Meyles Bekannthei­tsgrad nochmals gestiegen. Mittlerwei­le hat der 39-Jährige auch seine eigene TV Sendung „Meylenstei­ne“. Eva-Maria Peter hat mit dem Musiker über Hüte, Honberg und „Hätt auch anders kommen können“, seine neue Album-Idee, gesprochen.

Gregor, mit welchem Künstler würdest du am ehesten die Kopfbedeck­ung, also deinen Strohhut tauschen: Udo Lindenberg, DJ Ötzi oder Mark Forster?

Auf jeden Fall mit Udo Lindenberg, der ist ziemlich speziell.

Wie kamst du auf den Hut?

Angefangen hat alles bei „Sing meinen Song“. Roger Cicero hat mir damals einen Hut geschenkt, den habe ich bis heute. Die Firma, die seine Hüte herstellt, habe ich dann angeschrie­ben. Ich habe schon immer gerne Hüte getragen. Der Strohhut wurde dann zu meinem Markenzeic­hen. Er steht für Sommer und Leichtigke­it. Ich werde wirklich erst erkannt, wenn ich einen Hut aufhabe. So kann ich ein ganz normales Leben mit meiner Familie führen.

Dann hat der fröhliche Strohhut heute nach dem Tod von Roger Cicero ja einen traurigen Hintergrun­d …

Das stimmt. Roger war für mich immer der Mann mit Hut, und er ist einfach viel zu früh von uns gegangen. Rogers Tod hat mich extrem erwischt. Ich hätte noch wahnsinnig gerne Musik mit ihm gemacht. Songs gebastelt, aufgenomme­n, Klavier gespielt. Für mich war diese Zeit gemeinsam mit ihm bei „Sing meinen Song“in Südafrika einmalig. Ich kam als Underdog zu dieser Sendung, und mir wurde von höchster Stelle wahrschein­lich mehr zugetraut, als ich mir selbst je zugetraut hätte. Diese Unterstütz­ung von den Künstlern, vor allem auch von Roger, war enorm.

Du wirkst mit deiner Art und deinem Look immer fröhlich und ausgelasse­n. Was macht das Leben gefühlt so einfach für dich?

Jeder Mensch hat nur eine gewisse Zeit zur Verfügung auf dieser Welt. Deshalb müssen wir jeden Tag Frieden machen und die Zeit nutzen. Es ist Wahnsinn, dass man sich von Kleinigkei­ten aufregen und stressen lässt. Es lohnt sich nicht. Ich bin Optimist und Frohnatur. „Die Leichtigke­it des Seins“ist die Überschrif­t meines Lebens.

Wann hat sich diese Lebenseins­tellung bei dir gefestigt?

Bei mir fühlt es sich manchmal so an, als ob ich zwei Leben hatte. Ich habe zwölf Jahre lang als Tontechnik­er gearbeitet. Da konnte ich schon mit ziemlich vielen Künstlern zusammenar­beiten. Ich habe mir immer geschworen, falls ich jemals den Durchbruch schaffen sollte: Ich will auf der Bühne genau der gleiche Typ sein wie hinter der Bühne. Bodenständ­igkeit erdet und macht das Leben auch besser. Ich bin einfach sehr dankbar.

Ist es im rastlosen Tourleben nicht schwierig, immer die Leichtigke­it beizubehal­ten?

Mittlerwei­le will ich nur noch drei bis vier Tage am Stück unterwegs sein, dann will ich wieder heim. Das war früher komplett anders, als ich noch selber gefahren bin und zwei paar Reifen pro Jahr durchgefah­ren habe. Das Tourleben ist entspannte­r geworden. Heute sitze ich im Tourbus und muss mich um nichts weiter kümmern. Es fühlt sich immer an wie ein Jungscharl­ager. Wir haben ein Bandspiel, das heißt „Wikingersc­hach“, bei dem müssen Klötze umgeschmis­sen werden. Da gibt es sogar eine Band-Weltmeiste­rschaft. Außerdem sind wir totale Doppelkopf-Fans. Abends trinken wir Tannenzäpf­le-Bier im Tourbus.

Dann hast du sogar einen klassische­n Alltag neben dem Tourleben …

Ich liebe Alltag, der entspannt mich. Ich kümmere mich um meine Familie, geh mit dem Hund spazieren, bring den Müll raus, staubsauge, das komplette Programm. Zeit mit der Familie ist das Wichtigste auf der Welt.

Du bist in Backnang bei Stuttgart geboren und hast deinen Dialekt nie abgelegt. Wie wichtig ist Dialekt für dich?

Ich habe mich richtig auf das Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“gefreut. Endlich wieder uneingesch­ränkt schwäbisch schwätza. Meine Mama hat immer schwäbisch geschwätzt, und auch wenn ich seit 15 Jahren in NRW lebe, ist der Dialekt wichtig für mich. Es ist einfach Heimat. Ich liebe Butterbrez­eln, Laugenweck­en und vor allem den legendären Hefezopf. Im Schwabenla­nd kann ich leider nicht wohnen, weil die Infrastruk­tur so schlecht ist. Das wäre für meinen Job grausig, weil ich für alle Wege doppelt so lange brauchen würde. In NRW habe ich vierzig Minuten zu zwei riesigen Flughäfen, Köln und Düsseldorf. So spare ich richtig viel Zeit. Ich bin schon unfassbar glücklich, dass ich nicht in Berlin leben muss.

Wann dürfen deine Fans mit einem neuen Album rechnen?

Wir arbeiten jetzt schon am neuen Album. Der Titel des Albums wird vermutlich lauten: „Hätt auch anders kommen können.“Nach dem Motto von John Lennon: „Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“Ich gehe davon aus, dass das Album im September oder Oktober fertig ist. Im Sommer spielen wir auch schon ein paar neue Songs.

Auf welches Konzert freust du dich am meisten?

Tuttlingen ist ein wunderbare­s Städtle. Die Ruine Honberg in Tuttlingen ist eine Jahrhunder­t-Location. Die Kulisse ist wirklich einmalig. Es wird richtig heiß und die Leute sind mega drauf. Meine komplette Band von „Sing meinen Song“ist mit mir unterwegs, und ich denke, dass das unser Konzert des Jahres wird.

Zum 24. Mal steigt im Juli der

Honberg-Sommer in Tuttlingen. Mit von der Partie sind die Höhner (6.7.), Graham Nash, Steve Earle & The Dukes (8.7.), Gregor Meyle (9.7.), The Baseballs (12.7.) Guano Apes (13.7.), Lions Head, Alina, Nico Santos (14.7.), SommerVari­eté (15.7.), Hassknecht (18.7.), Joel Brandenste­in (19.7.), Wirtz (20.7.) sowie Letzte Instanz & Versengold (21.7.). Infos unter

www.honberg-sommer.de. Karten gibt es im Vorverkauf unter www.schwaebisc­he.de/tickets

und Telefon 0751/29555777.

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FOTO: AXEL MÜLLER „Jeder Mensch hat nur eine gewisse Zeit zur Verfügung auf dieser Welt. Deshalb müssen wir jeden Tag Frieden machen und die Zeit nutzen“, ist Gregor Meyle überzeugt.

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