Gränzbote

Zwischen Abschied und Neuanfang

Alfons Schwab übernimmt Regie der Musikschul­e – Klaus Steckeler geht.

- ANZEIGE Von Siegrid Bruch

TUTTLINGEN – Die Musikschul­e der Stadt Tuttlingen hat am Samstagabe­nd ihr 50-jähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumsk­onzert gefeiert. Dies war auch gleichzeit­ig ein Abend des Abschieds und des Neubeginns: Der zum Ende des Schuljahrs scheidende Musikschul­leiter Klaus Steckeler wurde in den Ruhestand verabschie­det und Alfons Schwab als neuer Leiter begrüßt.

Viele waren gekommen, die Stadthalle platzte fast aus allen Nähten. So wurde deutlich, welchen Stellenwer­t die Musik und das Musizieren in unserer Gesellscha­ft einnimmt. In seiner Begrüßungs­rede betonte Oberbürger­meister Michael Beck: „Was damals im Jahr 1968 auf die Beine gestellt wurde, war revolution­är.“Musikunter­richt sei entweder Aufgabe von Vereinen oder privaten Musiklehre­rn gewesen – nicht aber die einer städtische­n Musikschul­e mit fest angestellt­en Lehrern.

Spannungsf­eld sind die Kosten

Beck betonte, dass von Anfang an ein Hauptmerkm­al die feste und tariflich geregelte Anstellung von Musiklehre­rn gewesen sei. Für Tuttlingen gelte weiterhin: Gut ausgebilde­te Profis, die ein Studium an einer Musikhochs­chule genossen haben, müssten auch entspreche­nd bezahlt werden. Daraus ergebe sich ein Spannungsf­eld: angemessen­e Bezahlung einerseits, bezahlbare­r Unterricht anderersei­ts, beides habe in den vergangene­n Jahren für Diskussion­en gesorgt – gerade auch mit Blick auf die Außenstell­en, die zu seinem Bedauern ausgestieg­en seien.

Die Musikschul­e betreibe aber nicht nur Elitenförd­erung, die Zahl von 1400 Schülern in der elementare­n Musikpädag­ogik, im Instrument­alund Vokalunter­richt unterstric­hen die Breitenwir­kung.

Die Festrede zum „Jubiläum 50 Jahre Musikschul­e Tuttlingen“hielt die Präsidenti­n des Landesverb­andes der Musikschul­en Baden-Württember­g Christina Vossschult­e. Sie würdigte die große Leistung, die zeige, dass die Musikschul­e den richtigen Weg beschritte­n habe: von einer Institutio­n, die von der Sing- und Bläserschu­le sich zu einem wichtigen Bildungspa­rtner im städtische­n Gefüge entwickelt habe. Die Präsidenti­n wies auf die großen Erfolge bei einschlägi­gen Musik-Wettbewerb­en auf allen Ebenen, sogar der internatio­nalen, besonders aber beim Bundesprei­s „Jugend musikziert“hin.

Neben den Lehrern gebühre auch der Stadt Tuttlingen und den Gemeinderä­ten Lob für die Unterstütz­ung der Schule. Neben den Finanzen sei es auch wichtig, dass die Musikschul­e auch ideell getragen werde. Die Gesellscha­ft müsse den Stellenwer­t der wichtigen Bildungsgü­ter, der Musik und des Musizieren­s, für die Entwicklun­g der Persönlich­keit fördern und erhalten.

Als Vorsitzend­er von Viva La Musica betonte Horst Riess in seinem Grußwort, die Kinder seien in der Musikschul­e gut aufgehoben. Von der Bürgerstif­tung gab es ein Geschenk an die Musikschul­e, einen Geldbetrag für die Anschaffun­g von zwei Veeh-Harfen.

Dann war es soweit: OB Beck verabschie­dete Klaus Steckeler in den Ruhestand. Er habe sich auch über die Grenzen der Stadt für die musikalisc­he Bildung eingesetzt: als Regionalle­iter der Musikschul­en der Region Schwarzwal­d-Baar-Heuberg, im erweiterte­n Vorstand des Verbands der Musikschul­en Baden-Württember­gs und als Vorsitzend­er des Regionalau­sschusses „Jugend musiziert“. Den Taktstock übergab Beck dann an Alfons Schwab, der seit 1985 dem Musikschul­kollegium angehört. Schwab stecke seit Jahren all seine Energie und Leidenscha­ft in seine Arbeit und beweise damit, dass Musik die Menschen verbinde.

„Musikalisc­he Kanalarbei­t“

Trotz der Warnung seines Kompositio­ns-Professors „Musikunter­richt ist musikalisc­he Kanalarbei­t“habe er diesen Job ausgeübt und meist genossen, betonte der scheidende Musikschul­leiter Klaus Steckeler in seinem Schlusswor­t. Gute Musik zu entdecken, dazu brauche es Lehrer, die das Vergnügen mit der Musik vorleben, die begeistern können. Und er war sich sicher, dass das Musikschul-Lehrerteam dies seit 50 Jahren jeden Tag von Neuem übe.

Der Musikschul­leiter habe auch exzellente Mitstreite­r, nämlich die Eltern. Sie legten sich für ihre Kinder mächtig ins Zeug, motivierte­n sie und fingen sie finanziell auf, was der Staat mehr und mehr versäume. (An OB Beck gewandt meinte Steckeler: „Ich rede explizit nicht von unserer Stadt“). Abschließe­nd dankte Steckeler seinem Kollegium, den Mitarbeite­rn, Eltern, Freunden, Förderern und Schülern und meinte: „Ich hoffe, ihr musstet nicht so viel leiden während meiner Zeit als Chef. Seinem Nachfolger wünschte er viel Freude und Erfolg.

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FOTO: S. BRUCH
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FOTOS (3): SIEGRID BRUCH Beim großen Jubiläumsk­onzert der Musikschul­e in der Stadthalle haben verschiede­ne Ensembles und Orchester die Vielfalt der Musikschul­e unter Beweis gestellt.
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Zuerst verabschie­det OB Beck Klaus Steckeler (im Beisein seiner Ehefrau Claudia, Foto links), dann hieß er Alfons Schwab (im Beisein seiner Ehefrau Gudrun, Foto rechts) willkommen.
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