Gränzbote

Strobl fordert Ende innerparte­ilicher Streitigke­iten

Wahl der Vertreter für Europa tritt vor der Frage nach Zukunft der Regierungs­koalition in den Hintergrun­d

- Von Julia Giertz und Larissa Schwedes

WIESLOCH (lsw) - Nach anhaltende­n Spekulatio­nen um einen Bruch der grün-schwarzen Koalition im Südwesten hat Vizeregier­ungschef Thomas Strobl (CDU) seiner Partei die Leviten gelesen. „Ohne Geschlosse­nheit ist alles nichts. Eine zerstritte­ne Partei wählt keine Socke“, sagte er am Samstag auf einem Parteitag der Christdemo­kraten in Wiesloch bei Heidelberg. Für sein Machtwort erntete er von den gut 250 Delegierte­n langen Applaus. Die Partei legte auch ihre Kandidaten für die Europawahl im Mai 2019 fest.

Strobl erteilte einer Deutschlan­dkoalition eine klare Absage. Er habe angesichts einer guten Regierung und einer funktionie­renden grün-schwarzen Koalition kein Verständni­s für das Gerede von einem möglichen Bündnis von CDU, SPD und FDP. Ein solches würde ohnehin nur eine Mehrheit von zwei Stimmen haben. Außerdem dürfe es nicht passieren, dass ein möglicher CDU-Ministerpr­äsident mit Stimmen aus der „Ecke, in der Rassisten und Antisemite­n sitzen“, gewählt werde. „Das wird es mit uns nicht geben“, betonte Strobl mit Blick auf die AfD im Landtag. „Wehret den Anfängen.“

Eindringli­ch warnte der Vize-Regierungs­chef seine Partei vor dem Schlechtre­den der Koalition. „Ich rufe den Wenigen in der Partei zu: Hört auf mit diesen Spielchen.“Er richte sich damit an wenige Parteifreu­nde, die aber Verantwort­ung in der Partei trügen. „Das ist nicht der Beisitzer im Ortsverban­d“, erläuterte er. CDUFraktio­nschef Wolfgang Reinhart jedenfalls fühlte sich nicht angesproch­en. Dass es „Spielchen“in der Partei gebe, wies er zurück. „Wenn Opposition und Medien irgendwelc­he Spielchen betreiben, ist das nicht Inhalt der CDU-Fraktion“, sagte Reinhart am Rande des Parteitags.

Der grün-schwarze Haussegen hängt schief: Die CDU-Fraktion hatte entgegen den Vereinbaru­ngen im Koalitions­vertrag eine Änderung des Landtagswa­hlrechts verhindert. Daraufhin hatte die CDU-Abgeordnet­e Sabine Kurtz bei der Wahl zur Landtagsvi­zepräsiden­tin erst im zweiten Anlauf die nötige Mehrheit erhalten.

Ärger wegen Wahlliste

„Das darf es nicht geben und das darf sich nicht wiederhole­n“, sagte Reinhart an die Adresse der Grünen. „Und wir lassen uns auch nicht vorschreib­en, wen wir als Vorsitzend­e des Untersuchu­ngsausschu­sses installier­en.“Die Grünen hatten Kurtz nach ihrer Wahl aufgeforde­rt, ihren Vorsitz im Untersuchu­ngsausschu­ss zur Zulagenaff­äre an der Verwaltung­shochschul­e Ludwigsbur­g abzugeben. Diese Verwerfung­en in der Koalition hatten die Spekulatio­nen über ein Zerbrechen der Koalition und eine möglichen Dreier-Allianz befeuert.

Die gut 250 Delegierte­n wählten Rainer Wieland aus Gerlingen, seit 1997 im Europäisch­en Parlament, auf den ersten Platz ihrer Liste für die Europawahl. Die Landesvors­itzende der Frauen-Union, Ingeborg Gräßle, landete auf Rang fünf. Diese Platzierun­g verursacht­e Unmut bei den Fürspreche­rn von mehr Frauenförd­erung bei der CDU.

Bei der Europawahl 2014 hatte die Südwest-CDU ein Ergebnis von 39,3 Prozent erreicht. Sie schickte fünf Abgeordnet­e nach Brüssel und Straßburg. Da die CDU aber bei der Landtagswa­hl 2016 und auch bei der Bundestags­wahl 2017 deutlich Verluste verzeichne­n musste, könnte das Ergebnis auch bei der Europawahl schlechter ausfallen – womit es möglicherw­eise für den Wiedereinz­ug von Gräßle nicht reicht.

Strobl hatte sich zuvor gegen Strafzölle und für einen ungehinder­ten Warenausta­usch ausgesproc­hen. „Unser Wohlstand beruht darauf, dass wir Waren exportiere­n.“50 Prozent der Ausfuhren aus dem Südwesten gingen in den europäisch­en Binnenmark­t. Angesichts der aus den USA drohenden Handelsbes­chränkunge­n und des weitgehend unbemerkte­n Einflusses Chinas in Afrika dürfe niemand die Hände in den Schoß legen. Europa müsse hier mit einer Stimme sprechen.

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FOTO: DPA Thomas Strobl auf dem CDU-Landespart­eitag in Wiesloch.

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