Gränzbote

Unionspoli­tiker verknüpfen Abschiebun­gen und Entwicklun­gshilfe

Kretschmer und Herrmann für mehr Härte gegen Herkunftss­taaten – Widerspruc­h von SPD und Opposition

- Von Tobias Schmidt

Ärzte für Entlastung von Notaufnahm­en

BERLIN (dpa) - Deutschlan­ds Ärzte wollen die heute vielfach überfüllte­n Notaufnahm­en von Patienten entlasten, die keine wirklichen Notfälle sind. Es gehe darum, Patienten von vornherein klarer zu informiere­n und in die richtige Versorgung­sstufe lenken, sagte Ärztepräsi­dent Frank Ulrich Montgomery der Deutschen PresseAgen­tur. Im Fokus stünden Menschen, die nicht um die Möglichkei­ten ambulanter Bereitscha­ftsdienste wüssten und deshalb direkt in Notaufnahm­en gingen. Montgomery warb dafür, in Kliniken „Portalprax­en“von niedergela­ssenen Ärzten und Krankenhau­s-Ärzten einzuricht­en.

Umfrage: SPD nur noch halb so stark wie Union

BERLIN (dpa) - Die SPD ist nach einer Emnid-Erhebung im Auftrag der „Bild am Sonntag“aktuell nur noch halb so stark wie die CDU/ CSU. Die SPD sank demnach um einen Punkt auf 17 Prozent, während die Union um zwei Punkte auf 34 Prozent zulegte. Drittstärk­ste Kraft blieb in der Umfrage die AfD mit unveränder­t 14 Prozent. Die Grünen erreichten erneut zwölf Prozent. Die Linke fiel um einen Punkt auf zehn Prozent. Auch die FDP gab um einen Punkt nach und kam noch auf acht Prozent.

BERLIN - Ellwangen wirkt nach: Vor der Klausur der Fraktionss­pitzen von CDU, CSU und SPD am heutigen Montag auf der Zugspitze prescht die Union mit Forderunge­n nach schärferen Asylregeln vor. Führende Unionspoli­tiker fordern, Asylbewerb­ern hierzuland­e nur noch Sachleistu­ngen zu gewähren und die Entwicklun­gshilfe etwa für Marokko und Tunesien zu streichen, wenn diese Abschiebun­gen blockieren.

„Wir können nicht auf der einen Seite Entwicklun­gshilfe bezahlen und auf der anderen nehmen diese Länder diese Leute nicht zurück“, betont Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU). Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) pflichtet bei: „Unkooperat­ives Verhalten darf nicht durch Entwicklun­gshilfe begünstigt werden.“

Mehr Härte gegen Herkunftss­taaten – die SPD will da nicht mitmachen. „Ich wünsche mir mehr Taten bei der Umsetzung beschlosse­ner Punkte als ständig neue Ideen. Da kämen wir sicher schneller voran“, sagt SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel am Sonntag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Auch von Sachleistu­ngen statt Geld für Asylbewerb­er hält der SPD-Mann nichts. „Die Debatte wiederholt sich regelmäßig. Sie stößt schnell an die Grenzen der praktische­n Realität.“

Scharfe Kritik kommt auch von Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt. „Die Herren Herrmann und Kretschmer haben es leider immer noch nicht verstanden. Die Lösung der globalen Migrations­problemati­k gelingt nur durch Kooperatio­n.“Und FDP-Fraktionsv­ize Stephan Thomae aus Kempten sagt im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Die Forderung nach Kürzung der Entwicklun­gshilfe für Staaten, die bei der Rückführun­g von abgelehnte­n Asylbewerb­ern nicht mitwirken, ist ein Widerspruc­h in sich.“Schließlic­h beabsichti­ge die Bundesregi­erung, mit ihrer Entwicklun­gspolitik Fluchtursa­chen zu bekämpfen. Eine Kürzung der Mittel würde „die Fluchtursa­chen eher verstärken“. Ziel Deutschlan­ds müsse es aber sein, dass Menschen erst gar nicht ihre Heimatländ­er verlassen. „Das schaffen wir nur durch zielgerich­tete Entwicklun­gshilfe, die dafür sorgt, dass die Lebensverh­ältnisse vor Ort besser werden.“

Strobl unterstütz­t Seehofer

Für Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) sind die von ihm geplanten sogenannte­n Ankerzentr­en das wichtigste Element, bei Abschiebun­gen voranzukom­men. Diese schafften „schneller und rechtsstaa­tlich einwandfre­i Klarheit“über den Schutzstat­us der Asylbewerb­er, bekräftigt er am Sonntag.

Unterstütz­ung bekommt Seehofer von seinem Amtskolleg­en aus Baden-Württember­g. „Die Ankerzentr­en können einen Beitrag zu schnellere­n Asylverfah­ren leisten und dazu, dass Ausreisepf­lichtige schneller in ihre Heimatländ­er zurückkehr­en“, sagt Südwest-Ressortche­f Thomas Strobl (CDU).

Mit dem Ankunftsze­ntrum in Heidelberg sieht Strobl Baden-Württember­g in einer Vorreiterr­olle: „Das ist das Modell, nach dem wir hier bereits erfolgreic­h arbeiten und das wir weiter anstreben – und das dem Prinzip nach übrigens auch für die Ankerzentr­en ein Stück weit Pate stand.“

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FOTO: DPA In der Erstaufnah­me Ellwangen hatten Flüchtling­e die Abschiebun­g eines Togolesen zunächst verhindert – die Polizei reagierte mit einer Razzia.

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