Liberale
Die Zeit der Zurückhaltung sei vorbei, sagt Ria Schröder. Die 26 Jahre alte Juristin aus Hamburg ist die neue Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen. Mit ihr steht seit einem Vierteljahrhundert erstmals wieder eine Frau an der Spitze der bundesweit rund 10 000 Julis. Bei der Wahl Ende April hatte sie sich gegen den Friedrichshafener Studenten Phil Hackmann durchgesetzt. „Für uns ist klar, dass wir jetzt, da die FDP wieder im Bundestag ist, kritischer werden. Wir haben uns in der Zeit der außerparlamentarischen Opposition häufig zurückgehalten.“
Die Julis will Schröder, die neben ihrer Arbeit als Anwältin in einer Hamburger Kanzlei auch noch Kunstgeschichte studiert, neu aufstellen. Sie will wegkommen vom Image des elitären, männerdominierten Studentenvereins, mehr Frauen, Migranten und junge Ostdeutsche ansprechen. Zu stark habe der Fokus bisher auf westdeutschen Großstädten gelegen. „Wir haben viele Mitglieder, die zwischen 20 und 25 Jahre alt sind, deren Eltern aus Deutschland kommen und vielleicht auch einen akademischen Hintergrund haben, die vielleicht selbst auch studieren und häufig männlich sind.“
Willkommen seien natürlich alle. Aber mitunter fehle es an Mitgliedern, die sich mit eigenen Lebenserfahrungen einbringen könnten. „Wir sind manchmal sehr verkopft“, räumt Schröder ein. „Wenn wir über Themen wie berufliche Ausbildung diskutieren und es ist niemand dabei, der eine Ausbildung macht und weiß, wie es in der Berufsschule aussieht, dann kommen wir auch nicht viel weiter.“
Um an neue Mitglieder heranzukommen, setzt sie auf Onlineforen und projektbasiertes Engagement. Außerdem soll eine E-Learning-Plattform den Julis Wissen vermitteln – beispielsweise zum Thema CryptoWährung, das viele junge Leute umtreibe.
Dass Christian Lindner im Bundestagswahlkampf mit Fotos im Unterhemd die FDP selbst zu einer Art Jugendorganisation stilisiert hat, empfindet sie nicht als Konkurrenz. „Mich freut es total, dass die FDP auch in der Außendarstellung wesentlich moderner auftritt.“(dpa)