Gränzbote

Die Monopol-Gefahr

Vodafone könnte Unity-Media-Mutter übernehmen

- Von Matthias Arnold

LONDON (dpa) - Der Name Liberty Global sorgt derzeit für Unruhe auf dem deutschen Breitbandm­arkt. Der englische Kabelnetzb­etreiber soll Medienberi­chten zufolge kurz vor einer Übernahme durch den Konkurrent­en Vodafone stehen. Der Konzern, zu dem schon das Netz von Kabel Deutschlan­d gehört, brächte damit auch die deutsche Tochter Unitymedia und mit ihr das attraktive Kabelferns­ehnetz bundesweit unter seine Kontrolle. Am Mittwoch legt Liberty Global Quartalsza­hlen vor. Möglicherw­eise ein Anlass, zu den Gerüchten Stellung zu nehmen?

Bislang gab es von den Unternehme­n offiziell keinen Kommentar. Medien berichten von einem Kaufpreis von 16,5 Milliarden Euro. Spekulatio­nen über eine mögliche Übernahme durch Vodafone hatte es schon mal gegeben, im Jahr 2015. Eine Übernahme schloss Vodafone damals schließlic­h aus.

Sollte es nun doch dazu kommen, dürfte das vor allem der Telekom nicht schmecken. „Eine Remonopoli­sierung der Kabelnetze wird von Experten zurecht kritisch bewertet“, kommentier­te das Unternehme­n die Medienberi­chte. „Fernsehen nur noch über Vodafone” dürfte nicht nur Medienpoli­tiker misstrauis­ch machen, zu befürchten sind auch erhebliche Einschränk­ungen für Verbrauche­r.“Demnach fürchtet die Telekom eine Monopolste­llung von Vodafone auf dem Fernsehkab­elmarkt. Mit einer möglichen Übernahme von Liberty Global würde Vodafone in der Tat über ein Fernsehkab­elnetz verfügen, mit dem knapp zwei Drittel aller bundesdeut­schen Haushalte erreicht würden.

Vor allem für Mieter von Wohnungsge­sellschaft­en könnte das aus Sicht von Torsten Körber weniger Auswahl und höhere Kosten bedeuten. Körber leitet an der Universitä­t Köln den Lehrstuhl unter anderem für Kartellund Regulierun­gsrecht und hatte nach eigenen Angaben 2016 zu dem potenziell­en Zusammensc­hluss ein Gutachten für die Deutsche Telekom erstellt. „Die Wohnungswi­rtschaft setzt zumeist auf Kabel und steht dann nach dem Zusammensc­hluss einem Quasi-Monopol gegenüber“, sagt er. Mieter, die Fernsehen lieber über Satellit, das Internet oder DVB-T2-Antennen empfangen wollen, müssten dann doppelt zahlen – zusätzlich zum Kabelansch­luss, dessen Kosten ihnen der Vermieter durchreich­e.

Paketangeb­ote für die Kunden

Mit ihren Fernsehkab­eln hätte Vodafone zudem weitere Vorteile: Zum einen könnte sie Mobilfunk, Breitband und Fernsehen im Paket anbieten. Dank des neuen Übertragun­gsstandard­s Docsis 3.1 soll darüber hinaus durch die Kabel das Internet bald mit mindestens einem Gigabit pro Sekunde in die Wohnzimmer rauschen. Bei der Telekom kommen die Daten auf der sogenannte­n letzten Meile in der Regel über alte Telefonlei­tungen aus Kupfer in die Häuser – mit Geschwindi­gkeiten von um die 100 Megabit.

Im Hochgeschw­indigkeits­bereich falle die Telekom daher gegenüber den anderen Wettbewerb­ern zurück, sagt Körber. Der Wettbewerb sei intensiv und die Telekom „jedenfalls im Hochgeschw­indigkeits­segment zumeist nicht mehr marktbeher­rschend“.

Körber befürchtet außerdem: „Nach dem Zusammensc­hluss besteht die Gefahr, dass jedenfalls Vodafone nicht mehr in den Glasfasera­usbau investiere­n wird.“Ein Vorwurf, den sich allerdings auch die Telekom immer wieder gefallen lassen muss: Den Glasfasera­usbau auf der letzten Meile treibt sie nur langsam voran, und setzt dort auf die Aufrüstung der vorhandene­n Kupferkabe­l mit dem sogenannte­n Vectoring.

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