Alter Nendinger Bauernhof wiederbelebt
In restauriertem Anwesen des verstorbenen Anton Schilling stellen zwei Künstler aus
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TUTTLINGEN-NENDINGEN - Am Freitagabend ist das ehemalige bäuerliche Anwesen des „Bure Tone“In der Mühlheimer Straße 115 in Nendingen wieder mit Leben erfüllt worden: Rund 300 Gäste haben sich zur Vernissage der Ausstellung „Zurück zu den Wurzeln“der beiden Nendinger Künstler Christina P. Schilling und Konradin Börsig in der neu geschaffenen „Shabby-Scheune“in lockerer Atmosphäre getroffen, um die Kunstwerke zu betrachten, und Gespräche mit den Künstlern, Bekannten und Freunden zu führen. Horst Riess hielt die Laudatio und erinnerte sich dabei zunächst an seine Jugend, an seinen verstorbenen Jugendfreund Anton Schilling. „Den Bure Tone, der immer seine Freude daran hatte, wenn auf dem Hof etwas los war – und er freue sich sicherlich auch heute, wenn er sehe, wie auf seinem Hof wieder Leben einkehre, sagte Riess. „Mich erfreut es ganz besonders, dass Antons Anwesen einem neuem Nutzen zugeführt worden ist: Aufräumen, Entsorgen, Umbauen, Herrichten, so hieß es vor einigen Wochen noch “, erklärte Riess.
Einiges haben die fleißigen Helfer, hauptsächlich Familienmitglieder von Christina P. Schilling, in der vergangenen Zeit geschaffen. Aus dem alten Schweinestall und der hinteren Scheune sind Räumlichkeiten entstanden, die ihren ursprünglichen Charme behalten haben und für die jetzige Ausstellung einen Rahmen mit besonderem Ambiente für die Werke der beiden Künstler boten.
Die feinen Kohlezeichnungen des jungen Zeichners Konradin Börsig zum Beispiel, der von Kindesbeinen an gerne zeichnete – und „bei dem schon früh erkannt wurde, dass er ein richtig großes Talent ist, wie Riess erzählte. „Die Detailschärfe wie bei einem guten Fotografen, und gleichzeitig die individuellen Gestaltungsmittel zu finden, um Stimmungen durch Licht und Schatten zu erzeugen, ist schon mehr als nur bemerkenswert“, stellte Riess fest. „Tiere stellt Konradin gerne dar und er erweckt sie zum Leben. Menschen zu portraitieren, wie er es tut, sieht man bei Künstlern, die mit Kohle arbeiten sehr selten. Oder in dieser Qualität allenfalls in späten Schaffensphasen von guten Zeichnern“, betonte Riess.
„Alles Kontraste erlebbar“
Rund eineinhalb Stunden hatte sich Riess im Vorfeld mit den Werken von Christina P. Schilling, seiner Freundin aus der Jugendzeit beschäftigt. Sie habe einen mächtigen Schritt nach vorne gemacht. „Wieder sind für uns alle Kontraste erlebbar: Von großer Nachdenklichkeit bis zu himmelhoch jauchzend“, erklärte Riess. Und nach wie vor eifere sie ihrem großen Vorbild Gerhard Richter, einem der Besten der Zunft, nach. „Aber zunehmend gewinne ich den Eindruck, dass der große Unterschied zwischen Gerhard Richter und Christina Schilling eigentlich nicht ganz, aber vorwiegend im Verkaufspreis zu sehen ist“, so Riess schmunzelnd.
Wie immer arbeitete Schilling mit ihren Händen vorwiegend mit Gips, Sand und Acryl. Die Besucher hatten genug Zeit, umherzugehen, sich umzuschauen und alles was ihre Gefühle ansprach, zu genießen. Wie das Bild „Zurück zu den Wurzeln“zum Beispiel, dass beim ersten Anblick an die Wurzeln der Tuttlinger Industrie denken ließ – oder das Bild „Abendmahl“, das entstanden ist nachdem die Künstlerin gesundheitliche Probleme überwunden hatte.