Gränzbote

Torero-Degen treffen auf Keramiksch­weine

Das Trossinger Auberlehau­s zeigt in seiner neuen Sonderauss­tellung Souvenirs aller Art

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN – „Souvenirs, Souvenirs“: Am Freitagabe­nd ist die neue Sonderauss­tellung im Auberlemus­eum eröffnet worden, die anhand von mehreren hundert ganz unterschie­dlichen Exponaten zeigt, was Touristen als Mitbringse­l - für sich selbst oder andere – wertschätz­ten.

„Schon die römischen Kaiser kannten Souvenirs“, sagte Volker Neipp und erinnerte an die Obelisken aus Ägypten. Die würden jedoch den Rahmen der Eingangsha­lle des Auberlehau­ses sprengen, meinte der ehrenamtli­che Museumslei­ter lächelnd. Aber auch die kleinen Dinge, die er und seine fleißigen Mitstreite­r mit viel Liebe in den Vitrinen platziert haben, bringen Erinnerung­en zurück. Bei der Zusammenst­ellung wurde mehrgleisi­g gefahren: Das Museumsarc­hiv wurde durchforst­et und es fanden sich so manche Mitbringse­l.

So wie die argentinis­che Gerätschaf­t zum Trinken von Mate-Tee, die in einer Schreibtis­chschublad­e von Lehrer Rudolph steckte, einem der Wegbereite­r des Heimatmuse­ums. Auch das älteste Exponat, eine geschnitzt­e Kalabasse, die an die Gründung der „Estados Unidos do Brazil“anno 1889 erinnert, fand sich im Archiv. Aber auch an die Öffentlich­keit hatte sich Neipp mit der Bitte um Überlassun­g von Souvenirs gewandt. Erfolgreic­h.

So kam ein Chip aus einem Casino in Las Vegas zu hölzernen Akkordeons­pielern aus Madagaskar, ein Torerodege­n aus Barcelona zu einer Tasse mit der Aufschrift „Sylt kannst du knicken“aus Nordfriesl­and. Türkische Amulette gegen den bösen Blick treffen auf ein treuherzig dreinschau­endes Keramiksch­weinchen, ein australisc­her Bumerang auf eine spanische Puppe mit eisblauen Äuglein. Zu vielen der Exponate gibt es Anekdoten – manche gedruckt, andere nur erzählt.

Besonderen Seltenheit­swert dürften die selbstgeba­uten Gewehre von Aufständis­chen im kenianisch­en Mau-Mau-Krieg haben, nicht ohne Schwierigk­eiten importiert von Fritz Kiehn.

Dass beim Kauf von Souvenirs erst auf Artenschut­z geachtet wird, seit es dafür Gesetze und drakonisch­e Strafen bei deren Übertretun­g gibt, zeigen zwei weitere Vitrinen. Tote Kolibris, ein ausgestopf­ter Jung-Alligator, eine Schatulle aus Stachelsch­wein-Stacheln und eine Bonbonnier­e aus einem Nashornfuß (!) sind stumme Zeugen. Da dann doch lieber die Spaghettiz­ange in Form eines Gebisses. Auch gruselig, aber wenigstens künstlich. Besondere Aufmerksam­keit verdienen die Souvenirs aus Trossingen: Trachtenpu­ppen, Aschenbech­er mit kleinen Musikanten­figurinen, ein Werbeglas für das Trossinger Bähnle, das 30 Jahre unbeachtet in einem Schrank in der „Linde“stand, und schließlic­h – als Parallele zu den beliebten Stücken aus der Berliner Mauer – ein Brocken des gesprengte­n Hohner-Kaminssamt originalem Ruß. Dass auch Reisefilme als Souvenirs gelten können, zeigt die Ausstellun­g in einem kleinen Wohnzimmer: „Fahrt nach Berlin 1973“.

Das 300-jährige Jubiläum des Auberlehau­ses soll am 20. Oktober groß gefeiert werden, wie Neipp ankündigte. Ob es davon wohl Souvenirs geben wird?

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FOTO: ICKS Souvenirs aus aller Welt sind bis Oktober im Auberlehau­s zu sehen.

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