Auf Vaters Spuren
Der 22-jährige Reichenhaller Philipp Öttl feiert seinen ersten Moto3-WM-Sieg
JEREZ (dpa) - Im größten Augenblick der noch jungen Karriere seines Sohnes verlor Peter Öttl völlig die Fassung. Philipp Öttl dagegen blieb nach dem ersten Sieg in einem WM-Lauf der Moto3-Klasse beim Großen Preis von Spanien erstaunlich gelassen. „Es ist alles sauber gegangen. Das Team hat super gearbeitet“, sagte der Motorrad-Pilot aus Bad Reichenhall. Der junge Bayer, der vor drei Tagen seinen 22. Geburtstag gefeiert hatte, kletterte nach seinem 91. WM-Rennen zum ersten Mal auf den obersten Podestplatz und schob sich in der Gesamtwertung nach vier Rennen auf den fünften Rang nach vorn.
Der Vater ist glückselig
Vater Peter weiß, wie sich GrandPrix-Siege anfühlen, hat er doch zwischen 1987 und 1997 selbst fünf eingefahren. Der Sieg des Filius aber stellt für ihn alles in den Schatten. „Das ist der schönste Tag in meinem Leben. Auf diesen Augenblick habe ich so lange gewartet“, bekannte der 53-Jährige sichtlich bewegt beim TVSender Eurosport. Vater Öttl war 1989 kurz vor dem WM-Gewinn in der 80-ccm-Weltmeisterschaft beim Finale in Brünn zwei Kurven vor Schluss gestürzt und hatte so den Titel verpasst.
Von Startplatz zwei ins Rennen gegangen, hielt sich Philipp Öttl von Beginn an in der Spitzengruppe des dicht gedrängten Feldes. Rundenlang lag Deutschlands einziger Moto3-WM-Pilot auch in Führung und profitierte vier Runden vor Schluss von einem Sturz, bei dem vier Mitfavoriten ausschieden. Auf der Zielgeraden wehrte er auch noch den Angriff des Italieners Marco Bezzechi (KTM) ab. „Eigentlich habe ich dann nur noch kühlen Kopf bewahren und fertig fahren müssen. Das war in den letzten zwei, drei Runden das Schwierigste. Denn du weißt plötzlich, du gewinnst jetzt deinen ersten Grand Prix, das war schwierig“, sagte Philipp Öttl nach dem ersten deutschen Sieg in der Moto3 seit 2012. Öttl jr. ist der 28. deutsche Sieger in der WM-Geschichte.
In der WM-Gesamtwertung hat Öttl nach seinem sechsten Rang vor zwei Wochen in Austin/USA 35 Punkte. „Wenn ich in der WM unter die Top 5 oder Top 6 komme, fahre ich nächstes Jahr Moto2“, sagt er. Der für das sächsische PrüstelGP-Team startende Bezzechi übernahm mit 63 Zählern die Führung.
Moto2-Pilot Marcel Schrötter meldete sich in Jerez nach seinem Sturz beim Grand Prix in den USA überzeugend zurück. Der 25 Jahre alte Pflugdorfer belegte einen starken siebten Rang. Der Sieg ging an Lorenzo Baldassarri aus Italien.
Neben Öttls Sieg und Schrötters starker Leistung gab es für die deutsche Motorrad-Gemeinde noch eine weitere frohe Kunde: Stefan Bradl kehrt in die WM-Serie zurück. Der Moto2-Weltmeister der Saison 2011 habe für den Großen Preis von Tschechien eine Wildcard erhalten, teilte der Weltverband am Sonntag mit. Der 28 Jahre alte Bradl wird bei dem Rennen am 5. August in Brünn für das Repsol Honda Team an den Start gehen. Sein bislang letztes WM-Rennen bestritt Bradl am 13. November 2016 in Valencia.
Weltmeister Marc Marquez das Rennen der MotoGP. gewann