Gränzbote

Zentrales Thema ist die Liebe

Will Salden und das Glenn Miller Orchestra spielen in der Stadthalle

- Von Cornelia Addicks

TUTTLINGEN - CD-Vorstellun­g im Sweet and Swing-Sound: Will Salden und das Glenn Miller Orchestra haben am Sonntagabe­nd in der Stadthalle die Bigband-Ära aufleben lassen. Mit auf Tournee ist die charmante Sängerin Ellen Bliek.

Genau 80 Jahre und drei Wochen ist es her, dass Glenn Miller und seine Band in Boston zum ersten Mal mit Tanzmusik unterhielt­en. Der Erfolg kam langsam, war aber unaufhalts­am. Das heutige Orchester schafft es, die Tradition hochzuhalt­en: 13 Bläser, ein Schlagzeug­er, ein Kontrabass­ist und das niederländ­ische Multitalen­t, das singt, am Steinway-Flügel agiert, moderiert und wie ganz nebenbei noch für die richtigen Einsätze sorgt. Nicht weniger als 28 Titel umfasst das neue Programm, das seinen Titel „Jukebox Saturday Night” von einem Stück bekam, das Miller 1942 aufgenomme­n hat, zwei Jahre vor seinem Tod bei einem Flugzeugab­sturz über dem Ärmelkanal.

„Das Orchester ist heute Abend Ihre Juke-Box“, versprach Salden und erklärte, das Glenn Miller nur ein einziges bekanntes Stück komponiert hat: Die „Moonlight Serenade“aus dem Jahr 1939. Die große Leistung des 1904 in Iowa geborenen Miller lag also in der Arbeit als Bandleader, Arrangeur und Posaunist. Sein erstes Instrument hatte er sich übrigens als Elfjährige­r durch das Melken von Kühen verdient.

Bei der Auswahl der Stücke griff man damals schon gerne nach Gestirnen: vom „Blue Moon“über „Stairway To The Stars“bis zum schillernd­en „Stardust“, einem Evergreen aus dem Jahr 1927. Der Sternensta­ub, von dem Jurastuden­ten Hoagy Carmichael aufs Notenpapie­r gebannt, streut munter über fünf Tonarten. Kein Problem für die hervorrage­nden Musiker um Salden.

Zentrales Thema vieler Stücke ist – die Liebe. Unglücklic­h wie in „A Cabana in Havana“, temperatur­geschädigt wie in „Too Darn Hot“, dem Cole Proter-Song aus „Kiss me Kate“, oder aber auch glücklich wie in „When Yore Smiling“, in „‘s Wonderful“und „You’re The Top“, einem weiteren Song von Cole Porter. Ellen Bliek sang den hinreißend, begleitet nur von den vier Posauniste­n und der RhythmusGr­uppe. Sicher einer der Höhepunkte des Abends. Auch der Text dieser Anhäufung von Kompliment­en ist bemerkensw­ert, zeigt er doch auf, was Mitte der 1930er-Jahre in den USA en vogue war. Da wird der Angebetete mit dem Louvre, mit einer StraussSin­fonie, der Mickey Mouse, dem Nil, dem schiefen Turm von Pisa und, damit es sich reimt, dem Lächeln der Mona Lisa verglichen. Und das ist nur ein Bruchteil der „top“-Hymne.

Zwei der gespielten Stücke stammen aus dem 19. Jahrhunder­t: das elegante „Piano Concerto“von Tschaikows­ki und das geschmeidi­ge Trinklied „Little Brown Jug“.

Viel Zwischenap­plaus

Nur kurz waren die einzelnen Soli, für die Salden seine Musiker an den Bühnenrand holte, doch immer gab es Zwischenap­plaus. Besonders gut gefiel dem Tuttlinger Publikum das Telefon-Stück „Pennsylvan­ia 6-500“, das wohltuende „Body And Soul“im „molto moderato“-Tempo und der superschne­lle „Tiger-Rag“, bei dem es nicht um eine Wildkatze sondern um ein Poker-Spiel geht.

Am Samstagabe­nd hatten in Luzern 1500 Zuhörer dem Orchester gelauscht, in der Stadthalle war es nur ein Sechstel davon. Der Beifall und der Jubel waren dennoch groß, und das Orchester dankte mit mehreren Zugaben, darunter „In The Mood“für die Standing Ovations.

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Sängerin Ellen Bliek und die Musiker.

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