Gränzbote

Schriftste­ller Martin Walser lobt Trump

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OSNABRÜCK (sz) - Überrasche­nde Äußerungen von Schriftste­ller Martin Walser. Der 91-Jährige lobte am Freitag in einem Interview den USPräsiden­ten Donald Trump und dessen russischen Amtskolleg­en Wladimir Putin. „Beide sind ganz tolle Politiker”, sagte der in Nußdorf am Bodensee lebende Autor der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. „Ich habe beide, Trump und Putin, immer wieder angeschaut und geprüft. Ich habe Vertrauen zu beiden, auch wenn ich nicht mit jeder ihrer Entscheidu­ngen einverstan­den bin.“

Über Martin Walser, seine Bücher, seine Äußerungen, lässt sich viel und ausführlic­h streiten – eines ist sicher: Der Mann provoziert gerne. Seit sechs Jahrzehnte­n zählt der gebürtige Wasserburg­er zu den wichtigste­n deutschen Schriftste­llern. Einst linker Avantgardi­st, ist er spätestens in den 1990er-Jahren nach rechts gerückt. Mit seiner fragwürdig­en Rede zur deutschen Holocaust-Gedenkkult­ur im Jahr 1998 hat er viele empört. Immerhin distanzier­te sich Walser später von seinen Aussagen zur angebliche­n „Instrument­alisierung unserer Schande“.

Jetzt hat sich Walser als Fan zweier Politiker geoutet, die in rechten Kreisen besonders beliebt sind: Donald Trump und Wladimir Putin. Der US-Präsident und der russische Staatschef seien „ganz tolle Politiker”, sagte Walser in einem am Freitag erschienen­en Interview mit der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung”. Anlass für sein Lob sind die jüngsten Entwicklun­gen im Syrien-Konflikt. „Ich finde es wunderbar, dass Angela Merkel uns da rausgehalt­en hat. Trotzdem fand ich es schon vor einem Jahr richtig, dass der Trump syrische Stellungen wegen des Giftgas-Einsatzes bombardier­t hat”, sagte der 91-Jährige. „Und ich bin froh, dass er und Putin trotz unterschie­dlicher Interessen so vorsichtig reagieren.” Für Walser ist der US-Präsident außerdem „furchtbar ehrlich”. Auch Trumps Wahlspruch „America first“hat es dem Schriftste­ller angetan. Es sei „beschämend“, dass die USA eine „derart miese“Handelsbil­anz hätten.

Im selben Interview plädierte Walser außerdem für eine Legalisier­ung von Suizid. „Ich bin ganz dafür, dass es erlaubt ist, sich das Leben zu nehmen, wenn man es denn kann”, sagte Walser. Ein Staat oder eine Religion, die das verböten, seien „lächerlich”, sagte er. Und weiter: „Wenn ich irgendwo 80 Tabletten bekommen würde, dann könnte ich es vielleicht. Dann würde ich eine Flasche Whiskey trinken, Steine in die Taschen meines Wintermant­els stopfen und in den See gehen. Das ist zumindest eine schöne Vorstellun­g.” Sebastian Heinrich

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FOTO: DANIEL DRESCHER Martin Walser im April bei einer Lesung in Weingarten.

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