Deutscher Ärztetag fordert mehr Medizin-Studienplätze
Beschluss für Widerspruchslösung bei Organspenden – Ausländische Ärzte sollen überprüft werden
ERFURT (dpa) - Der Deutsche Ärztetag hat die Bundesländer aufgefordert, rasch für mehr Medizin-Studienplätze zu sorgen und die dafür notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Zahl der Studienplätze in der Humanmedizin müsse um mindestens zehn Prozent aufgestockt werden, verlangte der Ärztetag am Freitag in Erfurt.
Der Ärztetag sprach sich zudem für Änderungen beim Zulassungsverfahren für Studienbewerber aus. Berufliche Vorerfahrungen sollen künftig stärker berücksichtigt werden. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hatte Ende 2017 geurteilt, dass das Zulassungsverfahren zum Medizinstudium teils verfassungswidrig ist und bis Ende 2019 neu geregelt werden muss.
Am Donnerstag hatte der Ärztetag den Weg frei gemacht für eine ausschließliche Fernbehandlung durch in Deutschland ansässige Mediziner über digitale Medien. Zudem votierte er dafür, den Paragraphen 219a des Strafgesetzbuchs, also das sogenannte Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche, vom Grundsatz her beizubehalten. Allerdings sollen nach dem Beschluss neutrale Informationsangebote gestärkt und Hilfsangebote für Frauen in Konfliktsituationen ausgebaut werden. Die sachliche Information über den Abbruch soll nach dem Willen des Ärztetages straffrei werden.
Hintergrund ist die Verurteilung einer Ärztin aus Gießen. Auf ihrer Internetseite hatte sie darauf hingewiesen, dass sie Schwangerschaftsabbrüche vornimmt. Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hatte zum Auftakt des Ärztetages am Dienstag eine unabhängige Informationsplattform im Internet mit Angaben zum Eingriff, zu gesetzlichen Bedingungen, Beratungsstellen und durchführenden Ärzten vorgeschlagen.
In einem weiteren Beschluss sprach sich der Ärztetag für die Einführung der sogenannten Widerspruchslösung bei Organspenden aus. Das bedeutet, dass Menschen, die eine Organentnahme im Fall ihres Todes ablehnen, dies zu Lebzeiten ausdrücklich schriftlich oder mündlich erklären müssen. Eine solche Regelung gilt etwa in Österreich. Bislang schreiben die Krankenkassen ihre Versicherten alle zwei Jahre an und bitten sie, sich eine Organspende zu überlegen. Aus Ärztesicht bringt das nicht viel, verursacht aber einen hohen Aufwand. Hintergrund ist der chronische Mangel an Spenderorganen für schwer kranke Menschen.
Ärzte aus Drittstaaten sollten eine bundesweit einheitliche Prüfung ablegen können, ähnlich der Prüfung deutscher Medizinstudenten, erklärte der Ärztetag weiter. Zugleich forderten die Abgeordneten, die Gutachtenstelle zur Überprüfung der Gleichwertigkeit von Abschlüssen auszubauen. Vielerorts dauere es zu lange, bis Anträge auf Anerkennung der Ausbildung geprüft würden.
Zur Erteilung der Approbation müsse der ausländische Bewerber gute Deutschkenntnisse und umfassendes und für den medizinischen Alltag relevantes medizinisches Wissen nachweisen. Der Ärztetag ging am Freitag in Erfurt zu Ende.