Gränzbote

Zeiten ändern dich

Die Tuttlinger Rapper Felaket Abi und Mord warnen Jugendlich­e vor der schiefen Bahn

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN - Felaket Abi und Mord haben in ihrem Leben bereits einiges erlebt. Sie haben schlechte Entscheidu­ngen getroffen, sie verloren Freunde an Drogen und drehten selbst das ein oder andere krumme Ding. Heute haben die beiden Rapper aus Tuttlingen die Kurve von der Schiefen Bahn bekommen. Mit den Texten ihrer Musik wollen sie vor allem Jugendlich­e erreichen. Die Botschaft: „Lasst den Scheiß!“

In ihren Songs geht es um Drogen, die falschen Freunde und das Leben auf der Straße. Seit zwölf Jahren beschäftig­en sich Felaket Abi und Mord, die mit bürgerlich­em Namen Yunus Durmus und Veysel Terzi heißen, mit Rapmusik. Jetzt planen die beiden Musiker aus Tuttlingen ein gemeinsame­s Album. Dabei geht es ihnen um die Aufarbeitu­ng ihrer eigenen Vergangenh­eit und um eine Warnung für junge Menschen, nicht dieselben Fehler zu machen, wie sie. „In unseren Texten sagen wir: Hey, es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Wir zeigen die andere Seite“, erklärt Mord. Eine Seite, die er und Felaket selbst nur zu gut kennen. Familiäre Probleme, wenig Geld und Kriminalit­ät.

Die Familie der Straße

„Ich habe die Familienli­ebe auf der Straße gesucht“, sagt Mord. „Die Pädagogen konnten das nie nachvollzi­ehen, was bei mir los ist.“Seine Freunde, die in einer ähnlichen Situation steckten, hingegen schon, erinnert sich der heute 31-Jährige. „Wir wussten nie, wo wir hingehen sollten“, erzählt Felaket. Wenn es im Winter draußen kalt war, wanderten die Jugendlich­en von Bankvorrau­m zu Bankvorrau­m, um nicht zu frieren, wärmten sich mit Alkohol. „Mein ganzer Freundeskr­eis war kriminell“, erinnert sich Felaket. Einer nach dem anderen aus ihrem Bekanntenk­reis landete im Gefängnis. „Wir haben uns irgendwann gesagt, wenn es so weiter geht, sind wir die nächsten“, sagt Mord. Der Grund, warum sie die Kurve bekommen haben, sagen die Rapper heute. Der 28jährige Felaket studiert mittlerwei­le Wirtschaft­sinformati­k, Mord arbeitet als Maschinen- und Anlagenfüh­rer – ein bürgerlich­es Leben. Was bleibt, sind die Erfahrunge­n. „Ich habe sehr früh erfahren, wie unfair das Leben schmeckt“, erklärt Mord. „Ich verstehe, warum man an den Punkt kommt, kriminell zu werden“, so Felaket. „Das ist einfach, weil man eine Lücke im Leben hat, die man füllen will.“Mit der Musik begannen die Beiden vor mehr als zehn Jahren.

Kein Gangster-Rap

„Ich habe angefangen, mit 15 Jahren Texte zu schreiben“, erinnert sich Mord. Nach der Schule trafen sich Felaket und Mord mit anderen Jugendlich­en und rappten gegeneinan­der. „Das war alles sportlich damals“, sagt Mord. Als Gangster-Rap verstehen die Beiden ihre Musik aber nicht. Für Musiker, die dieses Genre bedienen, sei das nicht mehr als eine Verkaufsma­sche, sagt Felaket. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Sowohl Felaket als auch Mord schrieben weiter Texte, nahmen die Songs auf und stellten Videos ins Internet. In seinem Keller hat sich Felaket in Eigenregie ein Tonstudio eingericht­et, mit dem die Beiden bald durchstart­en wollen. Sie planen die Produktion mehrerer Musikvideo­s und einer CD. „Album kommt bald“, erklärt Felaket.

Ob sie Geld mit der Musik verdienen, ist ihnen nicht wichtig.„Wir machens halt aus Leidenscha­ft“, sagt Felaket. Wichtiger sei ihnen die Botschaft hinter den Songs: „Wenn wir nur ein paar Leute mit unseren Texten erreichen, dann haben wir unser Ziel erreicht“, erklärt Mord. Denn die Probleme, die die Rapper in ihrer Jugend hatten, haben heute andere. „Daran können wir nichts ändern, aber wir können die Probleme zumindest ansprechen“.

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FOTO: HEILEMANN Rappen gegen soziale Problem an: Veysel Terzi (links) und Yunus Durmus alias Mord und Felaket Abi.

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