Zeiten ändern dich
Die Tuttlinger Rapper Felaket Abi und Mord warnen Jugendliche vor der schiefen Bahn
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TUTTLINGEN - Felaket Abi und Mord haben in ihrem Leben bereits einiges erlebt. Sie haben schlechte Entscheidungen getroffen, sie verloren Freunde an Drogen und drehten selbst das ein oder andere krumme Ding. Heute haben die beiden Rapper aus Tuttlingen die Kurve von der Schiefen Bahn bekommen. Mit den Texten ihrer Musik wollen sie vor allem Jugendliche erreichen. Die Botschaft: „Lasst den Scheiß!“
In ihren Songs geht es um Drogen, die falschen Freunde und das Leben auf der Straße. Seit zwölf Jahren beschäftigen sich Felaket Abi und Mord, die mit bürgerlichem Namen Yunus Durmus und Veysel Terzi heißen, mit Rapmusik. Jetzt planen die beiden Musiker aus Tuttlingen ein gemeinsames Album. Dabei geht es ihnen um die Aufarbeitung ihrer eigenen Vergangenheit und um eine Warnung für junge Menschen, nicht dieselben Fehler zu machen, wie sie. „In unseren Texten sagen wir: Hey, es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Wir zeigen die andere Seite“, erklärt Mord. Eine Seite, die er und Felaket selbst nur zu gut kennen. Familiäre Probleme, wenig Geld und Kriminalität.
Die Familie der Straße
„Ich habe die Familienliebe auf der Straße gesucht“, sagt Mord. „Die Pädagogen konnten das nie nachvollziehen, was bei mir los ist.“Seine Freunde, die in einer ähnlichen Situation steckten, hingegen schon, erinnert sich der heute 31-Jährige. „Wir wussten nie, wo wir hingehen sollten“, erzählt Felaket. Wenn es im Winter draußen kalt war, wanderten die Jugendlichen von Bankvorraum zu Bankvorraum, um nicht zu frieren, wärmten sich mit Alkohol. „Mein ganzer Freundeskreis war kriminell“, erinnert sich Felaket. Einer nach dem anderen aus ihrem Bekanntenkreis landete im Gefängnis. „Wir haben uns irgendwann gesagt, wenn es so weiter geht, sind wir die nächsten“, sagt Mord. Der Grund, warum sie die Kurve bekommen haben, sagen die Rapper heute. Der 28jährige Felaket studiert mittlerweile Wirtschaftsinformatik, Mord arbeitet als Maschinen- und Anlagenführer – ein bürgerliches Leben. Was bleibt, sind die Erfahrungen. „Ich habe sehr früh erfahren, wie unfair das Leben schmeckt“, erklärt Mord. „Ich verstehe, warum man an den Punkt kommt, kriminell zu werden“, so Felaket. „Das ist einfach, weil man eine Lücke im Leben hat, die man füllen will.“Mit der Musik begannen die Beiden vor mehr als zehn Jahren.
Kein Gangster-Rap
„Ich habe angefangen, mit 15 Jahren Texte zu schreiben“, erinnert sich Mord. Nach der Schule trafen sich Felaket und Mord mit anderen Jugendlichen und rappten gegeneinander. „Das war alles sportlich damals“, sagt Mord. Als Gangster-Rap verstehen die Beiden ihre Musik aber nicht. Für Musiker, die dieses Genre bedienen, sei das nicht mehr als eine Verkaufsmasche, sagt Felaket. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Sowohl Felaket als auch Mord schrieben weiter Texte, nahmen die Songs auf und stellten Videos ins Internet. In seinem Keller hat sich Felaket in Eigenregie ein Tonstudio eingerichtet, mit dem die Beiden bald durchstarten wollen. Sie planen die Produktion mehrerer Musikvideos und einer CD. „Album kommt bald“, erklärt Felaket.
Ob sie Geld mit der Musik verdienen, ist ihnen nicht wichtig.„Wir machens halt aus Leidenschaft“, sagt Felaket. Wichtiger sei ihnen die Botschaft hinter den Songs: „Wenn wir nur ein paar Leute mit unseren Texten erreichen, dann haben wir unser Ziel erreicht“, erklärt Mord. Denn die Probleme, die die Rapper in ihrer Jugend hatten, haben heute andere. „Daran können wir nichts ändern, aber wir können die Probleme zumindest ansprechen“.