Leserbrief
Groteske Diskussion
Zur Diskussion um die Verkehrssituation in Möhringen im Artikel „Verkehr im Bächetal: Landrat lenkt ein“vom Samstag hat die Redaktion folgender Leserbrief erreicht.
Als einer der ungeliebten Nutzer der K 5944 und Angestellter eines Unternehmens im Gewerbegebiet Gänsäcker möchte ich die Problematik aus der Sicht eines Pendlers schildern: Ich pendle seit 27 Jahren täglich über die K 5944 und habe durchaus Verständnis für die Einwohner Möhringens, die die Verkehrsbelastung des Ortes aushalten müssen. Ich spreche hier aus Erfahrung, komme ich doch aus Mühlhausen mit seinem Naturschutzgebiet „Mühlhauser Halde“, dem Ortsteil von VillingenSchwenningen, der „verkehrsgünstig“zwischen der B 523 und Schwenningen/Ost liegt und somit eine wunderbare Gelegenheit bietet, aus Richtung Tuttlingen kommend in die Schwenninger Gewerbegebiete und in die Innenstadt zu kommen. Von dieser Möglichkeit wird auch rege Gebrauch gemacht.
Es ist aber in Mühlhausen trotzdem noch niemand auf die Idee gekommen, die Straße zu sperren, zu verschmälern oder den Pendlern auf sonstige Weise das lästige Durchfahren des Ortes vermiesen zu wollen. Wohl wissend, dass man die Arbeitsplätze einer prosperierenden Wirtschaft auch mit Menschen besetzen muss, frei nach Max Frisch „Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen (bzw. Autofahrer)“.
Vor diesem Hintergrund scheint mir aber die Diskussion um die K 5944 geradezu grotesk. Es kann doch nicht möglich sein, dass sich ein Ort zum „Sperrgebiet“und zur „Insel der verkehrsbefreiten Glückseligkeit“ erklärt. Es kann doch nicht möglich sein, dass man den wirtschaftlichen Erfolg der Region gerne mitnimmt, aber die damit zwingend verbundene Mobilität nach dem St.Florians-Prinzip von sich fernhalten will.
Ich will gerne verstehen, dass die Einwohner eines Ortes versuchen, das Beste für sich zu erreichen. Ich will es aber nicht verstehen, wenn eine Verwaltung nach demselben Prinzip verfahren sollte. Denn dort sollte doch mit mehr Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein dem Gemeinwesen gegenüber gehandelt werden. Ralf Doser, Villingen-Schwenningen