Gränzbote

Pfarrer Junginger verlässt Tuttlingen

Er geht nach Sindelfing­en – Philine Blum soll Stadtkirch­engemeinde übernehmen.

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Dieser Schritt kommt überrasche­nd: Stadtkirch­enpfarrer Jens Junginger verlässt Tuttlingen. Wie er unserer Zeitung mitteilte, wird er voraussich­tlich Mitte August nach Sindelfing­en wechseln. Dort übernimmt er die Stelle des geschäftsf­ührenden Pfarrers an der Martins- und Gesamtkirc­hengemeind­e.

Seit Ende April steht die Entscheidu­ng fest, Junginger hielt öffentlich aber noch hinterm Berg – wohl auch angesichts der Diskussion­en um den Pfarrplan in der evangelisc­hen Kirche. Ab dem Jahr 2024 muss Tuttlingen 1,25 Pfarrstell­en einsparen. Das sei aber nicht der Grund für seinen Weggang, sagt Junginger. Vielmehr habe er schon länger seine berufliche Zukunft sondiert. „In Anbetracht der Berufsjahr­e, die ich noch vor mir habe, habe ich eine neue Herausford­erung gesucht“, so Junginger.

Der 58-Jährige hat noch acht Jahre im Kirchendie­nst vor sich. „Viel mehr Zeit hätte ich mir mit einem Wechsel auch nicht mehr lassen können“, meint er. Die verbleiben­den Jahre bis zum Ruhestand darf er sich nun um eine Gesamtkirc­hengemeind­e kümmern – was mehr Verantwort­ung bedeutet als seine bisherige Tätigkeit als geschäftsf­ührender Pfarrer in der Stadtkirch­e. „Ich freue mich darauf, meine Erfahrunge­n in einer größeren Einheit zum Tragen zu bringen“, sagt er.

Engagement für Flüchtling­sarbeit

Wobei: Langweilig war es Junginger in Tuttlingen bisher sicher nicht. Er betreut neben der Stadtkirch­e auch die Diakonie, die vier evangelisc­hen Kindergärt­en und die Pressearbe­it der Kirche. Zudem engagiert er sich im Integratio­nsbeirat, im Arbeitskre­is Fairtrade und im Leitungskr­eis der Ini Asyl, die sich für Flüchtling­e einsetzt. Gerade die Flüchtling­sarbeit hat Junginger in den vergangene­n drei Jahren ganz oben auf seine Prioritäte­nliste gesetzt, auch wenn das oft Streit mit Behörden bedeutete. Ein Flüchtling bekam sogar Kirchenasy­l. Für ihr Engagement erhielt die Ini Asyl im April 2015 den Sozialprei­s der Stadt Tuttlingen.

Das Netzwerk und all die persönlich­en und berufliche­n Kontakte jetzt zurückzula­ssen, sei schmerzhaf­t, sagt Junginger. „Aber dass das hier weitergeht, davon gehe ich aus.“

Zumindest für die Stadtkirch­e bestätigt das Dekan Sebastian Berghaus: Philine Blum, bisher zweite Pfarrerin an der Stadtkirch­e, wird Jungingers Posten übernehmen. Allerdings wird es dann nur mehr diese eine Stelle an der Stadtkirch­e geben. Die andere hätte ohnehin bereits eingespart werden müssen.

Ämter werden verteilt

Der Wechsel wird sicherlich nicht einfach, das weiß auch Berghaus: „Jens Junginger hat der Kirchengem­einde ein großartige­s Profil mitgegeben“, sagt der Dekan. Dennoch ist er überzeugt: „Frau Blum hat in der Gemeinde ein hohes Ansehen und wird sehr ernst genommen. Ich bin mir sicher, dass es inhaltlich eine schöne Kontinuitä­t geben wird.“Die anderen Ämter von Junginger würden auf die anderen Köpfe in der Gesamtkirc­hengemeind­e verteilt, sagt Berghaus. Persönlich könne er den Schritt von Junginger nachvollzi­ehen. „Wir sind schon eine Weile im Gespräch. Ich wusste, dass er den Wunsch hat, mehr Verantwort­ung zu übernehmen.“

Junginger geht gemeinsam mit seiner Frau, Heidi Hafner, die ebenfalls Pfarrerin ist, nach Sindelfing­en. Sie unterricht­et derzeit Religion an den berufliche­n Schulen und ist ebenfalls in der Ini Asyl aktiv. Sie werde einen neuen Dienstauft­rag von der Kirche erhalten, sagt Junginger. Der Zuschnitt sei noch offen.

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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN
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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN Jens Junginger wird im August die Pfarrstell­e in der Stadtkirch­e verlassen.

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