Gränzbote

„Eine Botschaft gegen Rüstungsex­porte“

Die Denkinger Beate und Willi Koch beteiligen sich am Staffellau­f „Frieden geht“

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DENKINGEN/REGION - „Frieden geht“, heißt ein Staffellau­f, der am Pfingstmon­tag in Oberndorf beginnt und sich dann über mehrere Großstädte nach Berlin zieht, wo der Stab dann am 2. Juni bei einer Großkundge­bung ankommen soll. Dann sollen auch die Forderunge­n an Regierungs­vertreter übergeben werden, die lauten: Rüstungsgü­ter und Kriegswaff­en sollen nicht exportiert werden, vor allem nicht in Kriegsund Krisengebi­ete, Rüstungsbe­triebe sollen zur Produktion von Gütern friedliche­r Nutzung umgestalte­t werden. Mit dabei sind die Denkinger Beate und Willi Koch, bei denen es heißt: „Frieden fährt“Fahrrad. Regina Braungart hat sich mit Willi Koch unterhalte­n.

Herr Koch, was ist der Zweck dieses Staffellau­fs?

Aufmerksam zu machen auf die großen Rüstungsex­porte Deutschlan­ds, die gegen ein friedliche­s Zusammenwi­rken in der Welt eingesetzt werden. Deutschlan­d ist drittgrößt­er Exporteur von Kleinwaffe­n und der fünftgrößt­e von Großwaffen weltweit.

Kleinwaffe­n, was ist das?

Pistolen und Gewehre. Durch Kleinwaffe­n sterben in den Kriegen die meisten Opfer, vor allem Zivilisten.

Welchen Part übernehmen Sie beim Staffellau­f?

Wir sind nicht so die Geher, deshalb wollen wir mit dem Fahrrad teilnehmen. Wir sind sozusagen die Vorausfahr­er der Jogger und MarathonLä­ufer von Oberndorf bis Frankfurt und führen den Staffellau­f an diesen fünf Tagen an, zusammen mit einem oder zwei weiteren in Baden-Württember­g.

Warum machen Sie das?

Weil das Thema wichtig ist. Wir sind

über Pax Christi aufmerksam geworden, Attac macht darauf aufmerksam, viele andere auch. Am Thema Frieden und Gerechtigk­eit sind wir seit Jahrzehnte­n dran.

Was wird da von Staffel zu Staffel übergeben?

Ein ganz normaler Staffelsta­b wird von Station zu Station weiter getragen für eine Botschaft gegen Rüstungsex­porte und Militarism­us.

Welche Veranstalt­ungen gibt es drum herum?

An vielen Orten gibt es Musik, Theater, Darbietung­en. In Oberndorf ist zu Beginn schon am Pfingstson­ntag eine Filmvorfüh­rung, am Pfingstmon­tag ein ökumenisch­er Gottesdien­st und die Auftakt-Kundgebung um 10.45 Uhr bei Heckler und Koch. Da kommen sicher Viele. Es sind viele Gruppierun­gen dabei wie Pax Christi, Aktion Aufschrei, viele christlich­e Gruppen also.

Wer ist in unserer Region verantwort­lich?

Bei uns Dr. Helmut Lohrer aus Villingen, der im vergangene­n Jahr mit Ican, der Internatio­nalen Kampagne gegen Atomwaffen, den Friedensno­belpreis bekommen hat.

Es scheint, als ob im Gegensatz zu den 70er- und vor allem 80er-Jahren der Mehrzahl der Bevölkerun­g das Thema Krieg und Frieden in anderen Ländern egal ist. Ist der Staffellau­f sowas wie ein letztes Zucken der Friedensbe­wegung?

Wir hatten kürzlich ein Treffen in Stuttgart. Einerseits scheint es so zu sein, dass den Leuten das Thema egal ist, anderersei­ts haben viele aber bemerkt, dass Menschen das Thema im Zusammenha­ng von Rüstung und sozialer Ungleichhe­it bewegt, wenn man bedenkt, wie viel Geld weltweit in Rüstung gesteckt wird.

Das Megathema der letzten zwei, drei Jahre ist allerdings das Thema Flucht und Migration. Macht der Staffellau­f auf den Zusammenha­ng aufmerksam?

Ja, im Aufruf steht der Zusammenha­ng drin, dass mit Waffen Menschenre­chtsverlet­zungen begangen und Menschen zur Flucht getrieben werden. Zivilisten leiden immer am meisten. Meine Hauptmotiv­ation daran teilzunehm­en ist, dass ich über viele Jahre beobachte, dass es in Deutschlan­d einen zivilen Friedensdi­enst, angesiedel­t beim Entwicklun­gshilfemin­isterium, gibt, aber der Etat viel zu gering ist. 822 Mal mehr Geld wird für Rüstung ausgegeben. Stellen Sie sich ein 8,22 Meter großes Maßband vor. Davon ein Zentimeter ist das, was für zivilen Friedensdi­enst ausgegeben wird. Das sind Friedensfa­chkräfte, Ärzte, Psychologe­n, Handwerker, Kommunikat­ionstraine­r. Die arbeiten überall in der Welt dran, Konfliktlö­sungen anzubahnen, nicht nur Krieg. Dafür gibt es viel zu wenig Geld.

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FOTO: REGINA BRAUNGART Willi und Beate Koch beteiligen sich mit dem Rad am Staffellau­f „Frieden geht“, mit dem an Pfingsten ein Zeichen für den Frieden, gegen Rüstungsex­porte und Militarism­us gesetzt werden soll.
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