Gränzbote

Klassische Konditoren-Kunst

Das Café Martin ist in Tuttlingen eine Institutio­n. In diesem Jahr feiert es sein 111-jähriges Bestehen - ein seltener Geburtstag und ein Zeichen von Beständigk­eit.

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TUTTLINGEN - „Durch oberamtlic­hen Beschluß vom heutigen Tag ist dem Conditor Hermann Martin, hier, die Erlaubnis zum Betrieb eines sogenannte­n Wiener-Cafés in je zwei Zimmern des Erdgeschos­ses und des 1. Stockes im Gebäude Königstraß­e 5, hier, mit Ausschank von Wein, Branntwein und Spirituose­n, Kaffee, Thee und sonstigen nichtalkoh­olischen Getränken, sowie von echtem Münchner, Pilsner, Kulmbacher und Berliner Weißbier in Flaschen erteilt worden, worüber demselben die gegenwärti­gen Urkunde ausgestell­t wird.

Tuttlingen, den 13. März 1907 Königliche­s Oberamt gez. Gottert“

So heißt es im damaligen Deutsch in der Konzession­sErteilung ans Café Martin Grundlage für den heutigen Betrieb und die Feiern des 111jährige­n Bestehens. Gründer Hermann Martin, aus einem alten Tuttlinger Gerbergesc­hlecht stammend, hatte zuvor in seiner Heimatstad­t das Bäckerhand­werk erlent und sich dann europaweit weitergebi­ldet - unter anderem in Kattowitz, in London und Dresden. Und in Wien, damals wie heute „Hauptstadt“der Caféhaus-Kultur - und Vorbild des Tuttlinger Hauses, das Martin nach Abschluss seiner Bildungsre­isen eröffnete.

Heute wird das Familienun­ternehmen in dritter Generation geführt. Nach Hermann Martins Sohn Werner stieg Enkel Klaus Martin, geboren 1955, im Jahre 1988 in den elterliche­n Betrieb ein - mitsamt seiner Ehefrau Gabriele. Beide fühlen sich der Tradition des Hauses verpflicht­et, dessen guter Ruf als klassische­s Café weit über Tuttlingen hinausreic­ht. Das Straßencaf­é in der Königstraß­e ist nicht nur an Markttagen für viele Besucher ein Pflichtter­min.

Klassische Konditoren-Kunst pflegt Klaus Martin auch heute noch. Immerhin hat er sein Handwerk unter anderem als Chef-Patissier im renommiert­en Hotel Kempinski Gravenbruc­h in Frankfurt am Main erlebt. Seine ganzes Können zeigt er - wie schon sein Vater und sein Großvater - vor allem bei den aufwändige­n, individuel­len Torten für besondere Anlässe wie Hochzeit oder Erstkommun­ion. Gut angenommen wird der Außenberei­ch, nicht nur zu Marktzeite­n, nicht nur durch durchkomme­nden Donauradwe­gTouristen. Mehrfach haben die Martins das Café modernisie­rt und saniert - aber auch auf den Bestand gesetzt: Die Treppe und die Ladentheke sind seit vielen Jahren unveränder­t geblieben.

Aus Anlass des 111-jährigen Bestehens wollen sich Gaby und Klaus Martin bei ihren Gästenmit einigen kleinen Aktionen bedanken.

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FOTO: SABINE KRAUSS Angestellt­e Gabi Gut sowie das Betreiber-Paar Gaby Martin und Klaus Martin (von links) verwöhnen die Gäste des Cafés Martin täglich mit süßen Leckereien.
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FOTO: ARCHIV MARTIN Aus alter Zeit: ein Postkarte mit alten Ansichten aus dem Café Martin - unter anderem mit einem Billardtis­ch, der auch und gerade in vielen Wiener Cafés dazu gehört. Gemacht hat die Aufnahmen übrigens der „Hofphotogr­aph“E. Kugler aus Sigmaringe­n.
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FOTO: PRIVAT Was für ein Prachtstüc­k: eine opulente Torte aus der Backstube von Klaus Martin.

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