Was „rulet mishi“auf Schwäbisch heißt
Bestimmte Dinge klingen im Schwäbischen im Vergleich zu anderen Sprachen ein bisschen hart. Als Beispiel darf das Herrgottsbscheißerle gelten. Diese Art der gefüllten Teigtaschen klingen im Italienischen deutlich vollmundiger: Ravioli. Ein Wort wie eine perlmuttschimmernde Buchstabenkette, von der noch etwas Butter tropft. Wohingegen der schwäbische Begriff nur so vor harten Rs und spitzigen Ts wimmelt.
Der im Schwäbischen gängige Fleischkäs’ heißt auf Französisch übrigens „paine de viande“, was natürlich gleich um zwei bis fünf Klassen eleganter klingt und man sich sofort fragt, welcher Jahrgang eines schönen Champagners sich damit wohl am besten verträgt, während der Schwabe höchstens über einen Trollinger nachdenkt.
Noch abgründiger wird die sprachliche Kluft beim Nonnenfürzle, was ja nichts anderes als eine Variation des Krapfens ist. Der italienische Genießer spricht von einer „chiambella“, womit über die Frage, was nun hübscher klingt, alles gesagt ist. Tröstlich für alle Schwaben ist, dass es tatsächlich eine Sprache gibt, in der das Nonnenfürzle noch merkwürdiger klingt. Nämlich auf Albanisch. Dort heißen die Teignocken „petull e ëmbël në formë gjevreku“. Und das Herrgottsbscheißerle wird „qese topuz“genannt. Am lustigsten aber ist die albanische Übersetzung von Fleischkäse: Der heißt sehr treffend „rulet mishi“– wahrscheinlich deshalb, weil sowohl in Tirana als auch in Stuttgart die Leute glauben, dass die Antwort auf die Frage, woraus der gemacht wird, reine Glückssache ist. (nyf)