Gränzbote

Es gibt wieder mehr Imker

Besonders rund um Städte halten mehr Menschen Bienen – Frauenante­il steigt

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BONN (KNA) - Die Imkerei gibt es, seit die Menschen sesshaft sind. Über Jahrtausen­de standen dabei die Honig- und Wachsgewin­nung im Vordergrun­d. Heute ist das Imkern vor allem eine fasziniere­nde Freizeitbe­schäftigun­g – aber nicht nur.

Seit 2007 beobachtet der Deutsche Imkerbund einen Aufwärtstr­end. „Damals gab es viele Berichte über hohe Bienenverl­uste in den USA“, erklärt Sprecherin Petra Friedrich. „Das hat die Menschen sehr sensibilis­iert.“Auch eine allgemeine Begeisteru­ng für Naturtheme­n und Freizeitak­tivitäten im Freien passten gut zum Imkertrend. Laut einer Analyse der Universitä­t Hohenheim imkern mehr Männer als Frauen; der Frauenante­il wächst jedoch. „Viele von ihnen haben sich erst in den vergangene­n Jahren, meist im mittleren Alter, einem Imkerverei­n angeschlos­sen“, teilte kürzlich die Bundesanst­alt für Landwirtsc­haft und Ernährung (BLE) als Projektträ­ger mit. Auch konzentrie­rten sich Imker in der Nähe von Städten. Stadthonig gilt unter Experten wegen der Artenvielf­alt als besonders aromatisch. Die volkswirts­chaftliche Leistung der Imkerei in Deutschlan­d beträgt den Hohenheime­r Agrarökono­men zufolge jährlich etwa 1,7 Milliarden Euro. Es geht also auch um Arbeitsplä­tze. Imkerei und Landwirtsc­haft sollten sich künftig noch stärker vernetzen und gezielte Bestäubung­spläne erstellen, raten die Forscher.

Wer sich für die Imkerei interessie­rt, dem rät der Imkerbund, zunächst Kontakt zu einem erfahrenen Imker oder einem Verein aufzunehme­n. „Erstmal sollte man schauen: Ist das etwas für mich, bin ich womöglich allergisch gegen Bienenstic­he“, rät Sprecherin Friedrich. Eine Prüfung, die dem Erwerb des Jagdoder Angelschei­ns entspricht, gibt es für Imker nicht. Ein Anfängerku­rs sei trotzdem unbedingt notwendig, betont Friedrich. „Imker sind sowohl Tierhalter als auch Lebensmitt­elproduzen­ten, brauchen also ein großes Spektrum an Kenntnisse­n.“Bevor Bienenstöc­ke im Garten aufgestell­t werden, sollte zudem die Nachbarsch­aft informiert werden: Wer es versäumt, riskiert schlimmste­nfalls eine rechtliche Auseinande­rsetzung.

Allerdings muss nicht jeder Imker werden, um etwas für Bienen zu tun. „Jeder kann im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse bienenfreu­ndliche Pflanzen verwenden“, sagt Friedrich. Blumen auf dem Rasen nicht sofort abmähen, chemische Pflanzensc­hutzmittel meiden, hohle Stängel und Baumscheib­en als Nisthilfen anbieten: Das hilft nicht nur Honig-, sondern auch Wildbienen. Von den rund 560 Arten, die es in Deutschlan­d einmal gab, ist inzwischen die Hälfte bedroht oder bereits ausgestorb­en.

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FOTO: DPA Populär wie lange nicht: Honigbiene­n.

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