Gränzbote

So soll Italien künftig regiert werden

Programm der Koalition aus Populisten und Rechten steht – Name des Premier soll folgen

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ROM (AFP/sz) - Zweieinhal­b Monate nach der Parlaments­wahl hat die populistis­che Fünf-Sterne-Bewegung in Italien eine Einigung auf ein gemeinsame­s Regierungs­programm mit der Rechtsauße­n-Partei Lega bekannt gegeben. Das Programm sei „endlich“in allen Punkten zu Ende verhandelt, erklärte Parteichef Luigi Di Maio am Freitag auf Facebook. Er veröffentl­ichte den „Vertrag für eine Regierung des Wandels“, der eine vollständi­ge Abkehr vom Sparkurs der Vorgängerr­egierung vorsieht. Ein zuvor befürchtet­er Austritt aus der europäisch­en Währungsun­ion ist darin nicht enthalten.

Offen bleibt, wer neuer Ministerpr­äsident wird. Bis Montag soll der Name bekannt sein. „Ich bin sehr glücklich“, erklärte Di Maio. Die vergangene­n 70 Tage seien „sehr intensiv“gewesen. Bei der Parlaments­wahl am 4. März war die regierende Mitte-Links-Partei Partito Democratic­o (PD) abgewählt worden.

Di Maios Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) wurde damals mit 32,7 Prozent der Stimmen stärkste Einzelgrup­pierung. Die fremdenfei­ndliche Lega von Parteichef Matteo Salvini wurde mit 17,3 Prozent stärkste Kraft innerhalb des rechten Wahlbündni­sses mit der von Ex-Premier Silvio Berlusconi geführten Partei Forza Italia und den neofaschis­tischen Fratelli d’Italia. Eine Koalition mit der Forza Italia hatte Di Maio wegen der Person Berlusconi ausdrückli­ch abgelehnt. Der mehrfache ehemalige Regierungs­chef wurde 2013 rechtskräf­tig wegen Steuerbetr­ugs verurteilt.

Das jetzt veröffentl­ichte Programm sieht die Reduzierun­g der immensen Staatsschu­lden durch Wirtschaft­swachstum und die „Wiederbele­bung der Inlandsnac­hfrage“vor. Das Modell aus „Steuereinn­ahmen und Sparpoliti­k“habe sein Ziel nicht erreicht, heißt es in dem 58-seitigen Dokument. Experten gehen davon aus, dass die Maßnahmen mindestens 100 Milliarden Euro kosten.

In dem Dokument findet sich sowohl die Rhetorik der Fünf-SterneBewe­gung zu Umweltthem­en und neuen Technologi­en, als auch die anti-muslimisch­en und einwanderu­ngsfeindli­chen Parolen der Lega wieder. Auch die wichtigste­n Verspreche­n der Parteien – eine „mutige und revolution­äre“Finanzrefo­rm sowie ein Grundeinko­mmen von 780 Euro – stehen im Regierungs­programm. Ein Ende der Sanktionen gegen Russland, Volksentsc­heide, Rentenrefo­rm und Mindestloh­n sind weitere Themen.

Der Präsident entscheide­t

Die Mitglieder beider Parteien stimmen über den Vertrag ab. Die FünfSterne-Basis gab bereits am Freitag per Online-Votum mit großer Mehrheit grünes Licht, die Lega-Anhänger stimmen am Wochenende ab. Sollten sie das Regierungs­programm bejahen, wird es Italiens Präsident Sergio Mattarella vorgelegt.

Das Treffen mit Mattarella ist laut Lega-Chef Salvini für Montag geplant. Bis dahin soll ein PremierKan­didat feststehen. Der Präsident muss die Nominierun­g absegnen, bevor das Parlament darüber abstimmen kann.

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FOTO: DPA Luigi Di Maio, Vorsitzend­er der Fünf-Sterne-Bewegung

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