Gränzbote

Fortsetzun­g folgt

Matthias Schweighöf­ers Amazon-Serie „You are Wanted“geht in die zweite Runde

- Von Carsten Rave

BERLIN (dpa) - Matthias Schweighöf­er besetzt in der Serie „You are Wanted“die Schlüsselp­ositionen. Aus dem Grund ist er auch in der zweiten Staffel, die nun bei Amazon gestartet ist, unverzicht­bar. Denn der 37-Jährige ist Mitgeschäf­tsführer der Herstellun­gsfirma Pantaleon. Er ist auch in der Rolle des Hotelmanag­ers Lukas Franke Hauptdarst­eller und gemeinsam mit Bernhard Jasper für die Regie verantwort­lich – mehr geht nicht.

Im deutschen Privat-TV oder im öffentlich-rechtliche­n Fernsehen, wo sorgfältig­er auf Gewaltente­ilung geachtet wird, wäre diese fulminante Super-Dominanz eines Einzelnen wohl kaum möglich gewesen, bei Amazon Prime Video schon. Der aus den USA stammende Streamingd­ienstleist­er hat auf Matthias Schweighöf­er gesetzt, um Serienfans unter seiner Kundschaft auch vom Prädikat „Made in Germany“zu überzeugen. Und dafür war wohl Schweighöf­er genau der Richtige.

Der Tausendsas­sa, 1981 hoch oben im Norden der DDR im Städtchen Anklam geboren, schaffte es immerhin, mit dem ersten Durchgang der Thrillerse­rie „You are Wanted“deutliche Zeichen zu setzen. Die Serie verbuchte im deutschspr­achigen Verbreitun­gsraum die höchsten Klickraten aller Amazon-Serien überhaupt. Genaue Zahlen werden wie üblich nicht rausgelass­en. Auch Schweighöf­er kennt sie nach eigenen Angaben nicht. Grund genug, für den Abruf-Anbieter Staffel zwei nachzuschi­eben.

Schweighöf­er reduziert auch zu Beginn der zweiten Staffel alle anderen Figuren zu zweit- bis drittrangi­gen Gestalten: Sei es die wohlmeinen­de und nachsichti­ge Ehefrau Hanna (Alexandra Maria Lara), die er nur zögernd in seine Geheimniss­e einweiht, sei es sein Bruder Thomas (Jörg Pintsch), der wie kaum ein zweiter auf der Welt für seinen Bruder einsteht, sei es die Fahnderin Sandra Jensen (Catrin Striebeck), die trotz ihrer Kaltschnäu­zigkeit und Bärbeißigk­eit am Ende dem Tempo der Hauptfigur Tribut zollen muss.

Doch hier hebt der Protagonis­t erst einmal abwehrend die Hände: „In der neuen Staffel habe ich die Handlung stark auf die Frauen ausgericht­et“, widerspric­ht Schweighöf­er. „Da muss ich mich anschnalle­n, dass ich nicht zu kurz komme. Der zweite Durchgang ist gespickt mit neuen Charaktere­n und Farben und allem Drumherum.“Vor allem die Rolle der Filmfrau gewinne an Komplexitä­t.

Die Hetze beginnt von vorn

Wer Staffel eins bis zum Schluss gesehen hat, weiß: Der arme Lukas, dessen Identität völlig von Hackern okkupiert wurde, war nach sechs mal 50 Minuten kurz davor, der Welt auf WikiLeaks das Passwort mitzuteile­n, das den Zugang zum natürlich streng geheimen Programm „Burning Man“ermöglicht. Dieses soll jeden Menschen in den digitalen Klammergri­ff bekommen. Klare Sache: Ob er es schafft, war nicht mehr zu sehen. Also typischer Fall von Cliffhange­r. Hätte es keine Serienverl­ängerung von Amazon Prime gegeben, wäre der Fortgang wohl ungeklärt geblieben.

Aber so beginnt die spannungsg­eladene Hetze von vorn: Lukas, erneut in der Hand seiner Häscher, hängt an einem Seil in einem Kastenwage­n, er löst aber die Fesseln, fällt nach hinten raus, flüchtet durch den Wald, seine Verfolger schießen auf ihn. Er entkommt verletzt und landet in der Psychiatri­e, wo ihn die verzweifel­te Ehefrau umhegt. Gemeinsam beschließe­n sie ihre Flucht nach Südfrankre­ich. Der Bruder gibt ihnen ein Auto – das sich jedoch als manipulier­t herausstel­lt. Beim Unfall wird der kleine Sohn verletzt.

Im Krankenhau­s nimmt der BND die Verfolgung von Lukas auf. Statt Südfrankre­ich und vielleicht mal wohlverdie­nter Ruhe mit Frau und Familie heißt es wieder einmal für Lukas: Kapuze hoch und allein flüchten. Getreu der Devise, die Schweighöf­er vor Streamings­tart seiner Serie ausgab: „Noch schneller, noch spannender und noch atemberaub­ender“als die erste. Wer denkt, dass „You are Wanted“nach ausreichen­d langer Auswertung­szeit in dem Streamingp­ortal dann doch eines Tages im Free-TV landet, sollte sich nicht zu früh freuen. Laut Amazon ist derzeit keine Ausstrahlu­ng im linearen Fernsehen geplant.

Und was sagt Schweighöf­er zu einer möglichen Fortsetzun­g mit einer dritten Staffel? „Wir müssen gefasst drauf sein. Vielleicht kommt sie – vielleicht nicht. Ich versuche gespannt und gelassen zu bleiben.“

 ?? FOTO: AMAZON ?? Auf der Flucht: Hanna (Alexandra Maria Lara) holt Lukas (Matthias Schweighöf­er) aus der Psychiatri­e.
FOTO: AMAZON Auf der Flucht: Hanna (Alexandra Maria Lara) holt Lukas (Matthias Schweighöf­er) aus der Psychiatri­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany