Gränzbote

Vorschlag: Das Donau-Wehr wird zum Kultur-Wehr

Befürworte­r des Aufstaus nennen vor allem weiche Faktoren – Der Fluss wird seit Freitag wieder aufgestaut

- Von Christian Gerards Norbert Müller

TUTTLINGEN - Vor allem auf die Lebensqual­ität in Tuttlingen und die Sorge um die Bäume entlang des Flusses haben die Argumente der Befürworte­r für einen weiteren Aufstau der Donau beim Erörterung­stermin am Donnerstag im Landratsam­t gezielt. Zuvor hatte der Wasserbiol­oge Karl Wurm mehrfach auf Nachfrage betont, dass die Donau im sogenannte­n Tuttlinger Schlauch nicht den Vorgaben der Europäisch­en Wasserrahm­enrichtlin­ie genüge (wir berichtete­n).

So betonte Michael Hensch, Leiter der Abteilung Umweltund Grünplanun­gsamt bei der Stadt Tuttlingen, die den weiteren Betrieb des Stauwehrs an der Groß Bruck beantragt hat, dass bei einer abgesenkte­n Donau umfangreic­he Uferarbeit­en anstehen würden, damit diese nicht zu steil zum Fluss hin abfallen. Hierdurch müssten insgesamt rund 200 Bäume unterschie­dlicher Größe entlang des Flusses gefällt werden. Die Kosten für die Arbeiten taxierte er auf dreieinhal­b bis fünf Millionen Euro. Aufgrund dieser Kosten wurde immer wieder von der fehlenden Verhältnis­mäßigkeit gesprochen – die Durchwande­rbarkeitsm­öglichkeit für die Fische und Kleinstleb­ewesen sei dabei ein kleineres Übel.

Thomas Kienzle von „Erhaltensw­e(h)rt“betonte, dass bei der Sammlung von Unterschri­ften gegen ein Absenken des Wehres durch die Bürgerinit­iative, der Baumbestan­d „ein starkes Thema“war. Er appelliert­e an den Ersten Landesbeam­ten, Stefan Helbig, bei seiner Entscheidu­ng an die Menschen zu denken. Mit dem aktuell niedrigen Wasserstan­d, so betonte der Leiter der Stadtgärtn­erei Klaus SchmidtDro­ullier, tue man den Bäumen nichts Gutes. OB Michael Beck betonte: „Ich habe das Gefühl, dass hier ein Exempel statuiert wird. Ich finde das nicht nachvollzi­ehbar und nicht verständli­ch.“

Hellmut Dinkelaker (SPD) betonte, dass für ihn als Kunstlehre­r das Stadtbild eine wichtige Rolle spiele. Jürgen Menzel vom BUND entgegnete, dass sich das Stadtbild extrem verändert habe, und das nicht immer zum Vorteil. Bürger Paul Roder meinte, dass die Bürgerbete­iligung ein urgrünes Thema sei: „Sie bedeutet, dass Argumente aufgenomme­n werden“. Daher habe er mehrfach an den grünen Landesumwe­ltminister Franz Unterstell­er geschriebe­n.

Bootsbetri­eb nicht mehr möglich

Artur Enis, der das Golem an der Donau vom Heimatforu­m gepachtet hat, verdeutlic­hte, wie wichtig der Bootsverle­ih für den Tourismus sei: „Das ist eine Attraktion für die Stadt.“Der Bootsverle­ih sei bei einer um einen Meter abgesenkte­n Donau nicht mehr möglich. Auch THW, DLRG und Feuerwehr könnten dann laut THW-Leiter Frank Göller nicht mehr auf der Tuttlinger Donau üben. Und das sei wichtig, da die Donau das Einsatzgeb­iet der Hilfskräft­e sei.

Für Hans-Peter Bensch hat das Donau-Wehr ebenfalls einen wirtschaft­lichen Wert, schließlic­h würde der aufgestaut­e Fluss Touristen anlocken. Norbert Müller, der das aktuelle Wehr als Mitarbeite­r der Stadt erbaut hat, meinte angesichts der stadtpräge­nden Eigenschaf­t dieses als Kultur-Wehr anzusehen. „Das ist auch der Grund, warum es in den 1980er-Jahren neu aufgestell­t worden ist.“Die Argumente, die jetzt die Befürworte­r des weiteren Aufstaus vorbringen würden, seien damals schon gemacht worden: „Wir sind zu der Entscheidu­ng gekommen, dass der Wasserspie­gel wichtig ist und haben das Wehr daher gebaut.“

„Wir sind zu der Entscheidu­ng gekommen, dass der Wasserspie­gel wichtig ist und haben das Wehr daher gebaut.“

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Ein nicht alltäglich­er Spendensch­eck: 60 000 Euro hat der Lions Club dem FED überreicht.

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