Pfarrer mit den richtigen Tönen Obst- und Gartenbauverein
Matthias Kohler kümmert sich seit fünf Jahren um die Gemeinde der Auferstehungskirche
Die Mitglieder und Gartenfreunde sind am Mittwoch, 23. Mai, zu einem Friedhofsbesuch in Tuttlingen eingeladen. Dabei werden fachliche Tipps zur Grabpflege vermittelt. Die Teilnehmer treffen sich um 16.30 Uhr zur Abfahrt in Fahrgemeinschaften an den Donau-Hallen oder auf dem Parkplatz am Friedhof in Tuttlingen Haupteingang um 17 Uhr. (wu)
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TUTTLINGEN - Matthias Kohler hat im Mai vor fünf Jahren sein Amt als Pfarrer der evangelischen Auferstehungskirche angetreten. Seither hat sich viel getan. Das Engagement in der Gemeinde ist über die Jahre gewachsen, mit Park und Spielplatz ist auch um die Kirche herum Leben eingezogen und die Gottesdienste sind außergewöhnlich gut besucht. Doch es gibt auch Herausforderungen, die die Arbeit des Pfarrers erschweren.
Matthias Kohler ist beliebt. Die Zahlen der Gottesdienstbesuche in den vergangenen Jahren sind deutlich gestiegen. Das liege vor allem an dem charismatischen Pfarrer, sagen Kollegen. Und es ist ihm und seinen Helfern gelungen, eine lebendige Kirche mit einer familiären Atmosphäre zu schaffen. Mit Gottesdiensten, die der Pfarrer mit viel Musik und zum Teil sogar eigenhändig mit seiner Gitarre gestaltet. Ein Konzept, das viele junge Familien schätzen und immer wieder auch mal Katholiken anzieht.
Neue Herausforderungen
2013 packte die fünfköpfige Familie von Matthias Kohler ihre Umzugskisten in Rietheim-Weilheim. Zwölf Jahre lang war er dort für die evangelische Kirchengemeinde zuständig. „Irgendwann stellt sich natürlich die Frage, ob man noch etwas anderes macht, bevor man in die Rente geht“, erinnert sich Kohler heute. Dabei wollte er zunächst eigentlich wieder nach Oberschwaben. Zehn Jahre lang war er Pfarrer in Ravensburg gewesen. Doch familiäre Gründe zogen ihn dann doch nach Tuttlingen – bereut hat er das nie.
Neben der Musik brachte Kohler auch noch eine weitere Leidenschaft in seinen Beruf ein: das Schreinern. Ein halbes Jahr Arbeit und rund 800 Arbeitsstunden waren für das Kinder-Schiff auf dem Nordstadt-Spielplatz vor der Auferstehungskirche nötig – ein Projekt, das Kohler 2016 gemeinsam mit geflüchteten Menschen umsetzte. Für die Väter der Krabbel-Gruppen-Kinder organisiert er Drechselkurse. Hinter den Kulissen kümmert er sich um das Gemeindeblatt und den Internetauftritt. Kohler selbst lobt aber vor allem das Engagement seiner Gemeindemitglieder. „Es gibt viele Ehrenamtliche, die sich für die Gemeinde einen Fuß ausreißen“, sagt Kohler.
Matthias Kohlers Engagement trägt Früchte, doch bedeutet auch Belastung. Die Landeskirche hat in ihrem Fahrplan 2024 Pfarrerstellen für Tuttlingen gekürzt. „Wir arbeiten im Schnitt mehr, als wir das früher getan haben“, sagt Kohler. „Wer 35 Stunden in der Woche arbeiten möchte, sollte nicht Pfarrer werden.“Auch bei Pfarrern gebe es zunehmend Probleme mit Burn-Out. „Mir ist es manchmal auch zu viel.“Möglich sei das vor allem durch die Unterstützung seiner Familie. „Wir sind da schon ein kleines Familienunternehmen“, sagt Kohler. „Sonst würde ich das gar nicht alles so schaffen.“Doch trotz all der Belastung steht für den 57-Jährigen eines fest: „Es ist nach wie vor der schönste Beruf der Welt.“Die Arbeit mit Menschen und das Gefühl gebraucht zu werden gebe ihm sehr viel.
Herausforderung und Chance
Die Auferstehungskirche ist aber nicht nur wegen ihrem Pfarrer besonders – dort gibt es einen starken evangelikalen Flügel, wie Kohler es ausdrückt, als auch viele liberale Gläubige. Allen Erwartungen gerecht zu werden, sei die größte Herausforderung – und gleichzeitig die größte Chance. „Das ist manchmal ein Spagat“, sagt Kohler. „Als Kirche gehören wir zusammen. Das ist mir wichtig.“Die Kirche habe sich ohnehin schon zu viel aufgespalten – in evangelisch und katholisch, fromm und liberal. „Jesus war der, der alles zusammengehalten hat. Er war ein Brückenbauer.“Kohlers Vision für die kommenden Jahre: „Dass wir Kirche für Menschen sind, und dass wir das bleiben.“Konkret heiße das, dass es ein stärkeres Zusammenarbeiten geben müsse – auch gemeindeübergreifend. Ansätze gebe es dafür schon sehr viele. Auch weil die Sparmaßnahmen der Landeskirche keine andere Wahl lassen.