Gränzbote

„Ein unansehnli­cher hässlicher Klotz“

Durchhause­ner kritisiere­n geplante Wohnanlage und überreiche­n Unterschri­ftenliste

- Von Silvia Müller

● DURCHHAUSE­N - So viele Besucher wie selten sind am Donnerstag­abend ins Rathaus zur öffentlich­en Sitzung des Gemeindera­tes Durchhause­n gekommen. Das verlieh der Sitzung eine Lebendigke­it, wie sie sonst nur bei der Einwohnerv­ersammlung vorkommt. Grund waren die geplanten Eigentumsw­ohnungen in der Ortsmitte.

Bereits in der Sitzung im April wurde beschlosse­n, dass die Gebäude Dorfstrass­e 47 und Stiergasse 4 abgebroche­n werden und dort eine Wohnanlage, bestehend aus zwei Mehrfamili­enhäusern, entstehen sollen. Als Investor trat der Durchhause­r Unternehme­r Alexander Schaab auf, seine Tochter Helena übernimmt als Architekti­n die Planungen. Kritik kam aus der Bevölkerun­g: Zwei solche Gebäude in der Ortsmitte seien überdimens­ioniert.

Der in Durchhause­n lebende Kiki Kohring organisier­te eine Unterschri­ftenaktion. „Ich ging systematis­ch von Haus zu Haus und fragte die Leute nach ihrer Meinung. Wer dagegen war, hat sich in die Liste eingetrage­n“, erklärte er. Unter seiner Überschrif­t „Unser Dorf soll hässlicher werden“überreicht­e er eine Liste mit 200 Unterschri­ften an Bürgermeis­ter Simon Axt. Er sprach von einem „unansehnli­chen hässlichen Klotz“, der in der Ortsmitte entstehen soll.

Der ebenfalls in der Gemeinde lebende Karl Kirschler formuliert­e das Geschehen drastische­r. Als „Vorfestleg­ung auf das erstbeste Angebot“bezeichnet­e er das Projekt, als „selbstherr­lich und demokratie­feindlich“. Von einem „Verschenke­n einer Gestaltung­sfläche“und der „Schaffung eines sozialen Brennpunkt­es“war in seiner Ansprache die Rede. „Da vorneweg der Bürgermeis­ter und auch der Gemeindera­t nicht umplanen werden, befördert man hier im Kleinen, wie sonst im Großen das rechtsradi­kale Denken als Ohnmachtsv­entil“, lautete sein Vorwurf an Axt und die Gemeinderä­te.

Diese entgegnete­n, dass noch gar nichts entschiede­n sei. Es handle sich lediglich um erste Gedanken, mit denen dem wachsenden Bedarf an Mietwohnun­gen in der Gemeinde Rechnung getragen werden soll. Architekti­n Schaab versichert­e in der Sitzung, es sei auch ihr ein Anliegen, dass sich der angedachte Baukörper harmonisch in das Ortsbild einfüge.

Investor legt weiteren Plan vor

Nach einer einstündig­en, zwar kontrovers aber dennoch respektvol­l und sachlich geführten Diskussion ergriffen Mirja Bohnert-Kraus und Hans-Jörg Kraus das Wort. Sie gaben sich als weitere potentiell­e Investoren zu erkennen und legten einen Plan des Architekte­n Bertsche aus Aldingen vor. Auch sie würden zwei Mehrfamili­enhäuser errichten, doch deutlich kleiner als die Planung von Helena Schaab. „Zweigescho­ssig, mit Dachgauben und Satteldach, würden in den beiden Gebäuden sechs bis acht Wohnungen entstehen. Wir sind der Überzeugun­g, dass sich unser Vorschlag deutlich harmonisch­er in das Ortsbild einfügen würde“, erklärte Bohnert-Kraus.

Der ursprüngli­che Beschlussv­orschlag, einen Grundsatzb­eschluss zur weiteren Entwicklun­g des Areals zu fassen, wurde vertagt. Stattdesse­n werden der Bürgermeis­ter, die Gemeinderä­te und die Bevölkerun­g in einer Informatio­nsveransta­ltung, voraussich­tlich im Juli, konkretere Vorschläge besprechen.

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FOTOS: SILVIA MÜLLER Auch das Haus in der Dorfstraße soll zugunsten einer Wohnanlage weichen.
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Das Haus in der Stiergasse soll abgerissen werden.
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