Zukunft setzt Autoindustrie unter Druck
Vortrag in Immendingen beleuchtet Herausforderungen – Nur wenige Zuhörer kommen
● IMMENDINGEN - Wie sich die Mobilität und damit auch die Autoindustrie in Zukunft verändern könnte und wie dies Daimler unter Druck setzt: Darum ist es unter anderem am Donnerstagabend in Immendingen gegangen. Der Einladung des SPD-Kreisverbands Tuttlingen in die Donauhalle waren statt der erwarteten 200 Besucher nur rund 20 gefolgt.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Daimler, Michael Brecht, erklärte in seinem Vortrag, der Verbrennungsmotor sei noch nicht am Ende seines Wachstums. Die Einnahmen daraus müssten die Autokonzerne mitnehmen, um sich die Entwicklung von Fahrzeugen mit Elektromotor leisten zu können. Denn er stellte klar: „Wenn VW, BMW oder Daimler solche Verluste machen würden wie Tesla, würden die Investoren sie fallen lassen, wie eine heiße Kartoffel.“
Die Industrie befinde sich in einer Umbruchphase, in der es neue Mitbewerber gebe. Das setze auch Daimler ein Stück weit unter Druck.
Arbeitsplatzverluste in Zukunft
Arbeitsplätze würden sich zukünftig verändern. Es werde völlig neue Qualifikationsanforderungen geben, sagte Brecht. „Ein Elektromotor hat nicht die gleiche Anzahl an Teilen, wie ein Verbrennungsmotor.“Das werde in Zukunft auch die Zulieferer stark unter Druck setzen: „Jeder wird darum kämpfen, dass er am Ende nicht der Gelackmeierte ist“, stellte er klar. Das könne zu Dumping-Angeboten führen, warnte er. Denn: „Dinge verschwinden einfach“, meinte Brecht. Ein Elektromotor sei eine „ganz simple Geschichte.“Er habe deutlich weniger Bauteile, als ein Verbrenner. „Wir werden am Schluss starke Arbeitsplatzverluste haben“, sagte er. Arbeitsplätze würden sich in Zukunft auch verlagern.
Das autonome Fahren eröffne Chancen, berge aber auch die Risiken, dass man Berufe, wie den LkwFahrer oder den Busfahrer in Zukunft nicht mehr brauche, so Brecht.
Der Güter- und Personenverkehr sei in den vergangenen Jahren enorm gewachsen, erklärte Brecht abschließend. Ein Ausbau des Schienenverkehrs sei deshalb unerlässlich.
Kein Billig-Standort
Ergun Lümali, Betriebsratsvorsitzender des Mercedes-Werks Sindelfingen, erzählte, der Wunsch des Vorstands sei zu Beginn der Planungen für Immendingen gewesen, den Standort zwar zu erschließen, aber nicht selbst zu betreiben, sondern fremdzuvergeben. Der Sindelfinger Betriebsrat habe sich dafür eingesetzt, „Rahmenbedingungen zu schaffen, dass in Immendingen kein Billig-Standort entsteht“, sagte er. Das Bestreben sei gewesen, dass es nicht zu Tarif-Dumping komme. Anfangs kommen die Beschäftigten noch überwiegend aus Sindelfingen. Es dürfen aber nicht mehr als 100 Köpfe werden, die anderen sollen neu eingestellt werden. Einhundert ist Lümali zu hoch, wie er in der folgenden Fragerunde erklärte: „Die Zahl hundert bei den Arbeitnehmerüberlassungen passt mir überhaupt nicht. Ich will das reduzieren.“Denn: „Wir wollen keine Konkurrenz zwischen Immendingen und Sindelfingen, sondern eine Ergänzung.“
Weitere Fragen der Zuhörer drehten sich etwa um die Ladeinfrastruktur für Elektroautos, die Fertigungen von Batterien oder um Veränderungen durch die Digitalisierung.