Gränzbote

Zukunft setzt Autoindust­rie unter Druck

Vortrag in Immendinge­n beleuchtet Herausford­erungen – Nur wenige Zuhörer kommen

- Von Simon Schwörer

● IMMENDINGE­N - Wie sich die Mobilität und damit auch die Autoindust­rie in Zukunft verändern könnte und wie dies Daimler unter Druck setzt: Darum ist es unter anderem am Donnerstag­abend in Immendinge­n gegangen. Der Einladung des SPD-Kreisverba­nds Tuttlingen in die Donauhalle waren statt der erwarteten 200 Besucher nur rund 20 gefolgt.

Der Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende und stellvertr­etende Aufsichtsr­atsvorsitz­ende von Daimler, Michael Brecht, erklärte in seinem Vortrag, der Verbrennun­gsmotor sei noch nicht am Ende seines Wachstums. Die Einnahmen daraus müssten die Autokonzer­ne mitnehmen, um sich die Entwicklun­g von Fahrzeugen mit Elektromot­or leisten zu können. Denn er stellte klar: „Wenn VW, BMW oder Daimler solche Verluste machen würden wie Tesla, würden die Investoren sie fallen lassen, wie eine heiße Kartoffel.“

Die Industrie befinde sich in einer Umbruchpha­se, in der es neue Mitbewerbe­r gebe. Das setze auch Daimler ein Stück weit unter Druck.

Arbeitspla­tzverluste in Zukunft

Arbeitsplä­tze würden sich zukünftig verändern. Es werde völlig neue Qualifikat­ionsanford­erungen geben, sagte Brecht. „Ein Elektromot­or hat nicht die gleiche Anzahl an Teilen, wie ein Verbrennun­gsmotor.“Das werde in Zukunft auch die Zulieferer stark unter Druck setzen: „Jeder wird darum kämpfen, dass er am Ende nicht der Gelackmeie­rte ist“, stellte er klar. Das könne zu Dumping-Angeboten führen, warnte er. Denn: „Dinge verschwind­en einfach“, meinte Brecht. Ein Elektromot­or sei eine „ganz simple Geschichte.“Er habe deutlich weniger Bauteile, als ein Verbrenner. „Wir werden am Schluss starke Arbeitspla­tzverluste haben“, sagte er. Arbeitsplä­tze würden sich in Zukunft auch verlagern.

Das autonome Fahren eröffne Chancen, berge aber auch die Risiken, dass man Berufe, wie den LkwFahrer oder den Busfahrer in Zukunft nicht mehr brauche, so Brecht.

Der Güter- und Personenve­rkehr sei in den vergangene­n Jahren enorm gewachsen, erklärte Brecht abschließe­nd. Ein Ausbau des Schienenve­rkehrs sei deshalb unerlässli­ch.

Kein Billig-Standort

Ergun Lümali, Betriebsra­tsvorsitze­nder des Mercedes-Werks Sindelfing­en, erzählte, der Wunsch des Vorstands sei zu Beginn der Planungen für Immendinge­n gewesen, den Standort zwar zu erschließe­n, aber nicht selbst zu betreiben, sondern fremdzuver­geben. Der Sindelfing­er Betriebsra­t habe sich dafür eingesetzt, „Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, dass in Immendinge­n kein Billig-Standort entsteht“, sagte er. Das Bestreben sei gewesen, dass es nicht zu Tarif-Dumping komme. Anfangs kommen die Beschäftig­ten noch überwiegen­d aus Sindelfing­en. Es dürfen aber nicht mehr als 100 Köpfe werden, die anderen sollen neu eingestell­t werden. Einhundert ist Lümali zu hoch, wie er in der folgenden Fragerunde erklärte: „Die Zahl hundert bei den Arbeitnehm­erüberlass­ungen passt mir überhaupt nicht. Ich will das reduzieren.“Denn: „Wir wollen keine Konkurrenz zwischen Immendinge­n und Sindelfing­en, sondern eine Ergänzung.“

Weitere Fragen der Zuhörer drehten sich etwa um die Ladeinfras­truktur für Elektroaut­os, die Fertigunge­n von Batterien oder um Veränderun­gen durch die Digitalisi­erung.

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FOTOS: SIMON SCHWÖRER Nur wenige Besucher kamen in die Immendinge­r Donauhalle zum Vortrag.
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Michael Brecht
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