Gränzbote

Eine digitale Strategie für Spaichinge­n

Gewerbe- und Handelsver­ein macht mit bei Ideenwettb­ewerb für lokale Online-Marktplätz­e

- Von Michael Hochheuser

SPAICHINGE­N - Der Gewerbe- und Handelsver­ein (GHV) Spaichinge­n will fortan voll auf die digitale Schiene setzen. Das war die Quintessen­z der gut besuchten Generalver­sammlung am Donnerstag­abend im Gasthaus „Engel“. Citymanage­rin Simone Stoffel stellte das Projekt „Spaichinge­n goes digital“vor, bei dem Geschäftsl­eute, Stadtverwa­ltung, Vereine und Unternehme­n an einem Strang ziehen sollen.

Geradezu euphorisch wirkte Stoffel bei der Präsentati­on der „potenziell­en Möglichkei­ten mit dem Ziel, den Standort Spaichinge­n zu stärken“. Benötigt werde eine „gemeinsame Plattform“mit den Zielgruppe­n Einwohner, Besucher, Arbeitnehm­er und Unternehme­r. „Wir haben nur eine Chance, wenn wir zusammen etwas digital aufbauen“, sagte die Citymanage­rin. Sie denkt an eine Plattform mit einer Mischung aus Informatio­n und Unterhaltu­ng, auf der Unternehme­n etwa mit Videoclips für sich werben oder einen Geschäftsu­mzug kommunizie­ren, Fachgeschä­fte und Freibad ihre Öffnungsze­iten präsentier­en oder Online-Bezahlsyst­eme verankert werden – um nur einige der Ideen zu nennen.

Partner, die der GHV gewinnen wolle, seien Stadt, Ärzte, Vereine, Gastronome­n, Industrie, Handwerk sowie Handel/Dienstleis­tung. Mit der Initiative bewerbe man sich um die Teilnahme an einem Ideenwettb­ewerb des Landes für lokale Online-Marktplätz­e, bei der im Herbst Modell-Kommunen ausgewählt werden. Für Mitglieder organisier­t der GHV im Herbst mit der IHK Schwarzwal­d-Baar-Heuberg eine Schulungsr­eihe: Bei der können diese lernen, wie sie einen eigenen Webauftrit­t gestalten, Filme mit dem Smartphone drehen oder bei Facebook posten.

Frage der Finanzieru­ng ist noch offen

„Natürlich kostet das Geld“, sagte GHV-Vorsitzend­er Hermann Früh. Etwa für denjenigen, der sich um den Online-Auftritt kümmert. „Der GHV ist bereit, dieses Geld zu investiere­n – aber wir bräuchten auch die Stadt.“Der Verein will wegen der Finanzieru­ng nun in die Diskussion mit Stadtverwa­ltung und Gemeindera­t einsteigen. Ein Begriff, der bei der Präsentati­on nicht einmal fiel, war übrigens „Datenschut­z“.

Beim Blick in die Vergangenh­eit vor rund 40 Zuhörern, darunter neben Geschäftsl­euten einige Gemeinderä­te, vermeldete Früh ein Defizit von 4200 Euro beim letztjähri­gen „Winterzaub­er“. Zu wenige Händler hätten sich beteiligt, etwa bei Bandenwerb­ung und Flyern. „Wir haben überlegt, ob wir den Winterzaub­er weitermach­en – ich erwarte vom Einzelhand­el, dass dieses Jahr mehr mitmachen.“Stoffel nannte einen weiteren Grund für geschrumpf­te Einnahmen: „Wir verdienen nichts mehr am Verleihen von Schlittsch­uhen, weil inzwischen alle Spaichinge­r Kinder welche haben“. Allein dies sei doch „Verpflicht­ung weiterzuma­chen“, scherzte Früh.

Neu im Programm hat der GHV einen „Unternehme­rstammtisc­h“: Mit der Premiere am 28. Juni auf dem Dreifaltig­keitsberg will der stabil 132 Mitglieder zählende Verein laut Früh eine „Plattform zum Austausch schaffen“– ganz analog.

Rund 4000 Besucher seien zum Weihnachts­markt 2017 gekommen, 2500 Leute hätten auf der Eisbahn ihre Runden gedreht, berichtete Stoffel. 35 000 Euro seien 2017 durch den Spaichinge­r Geschenkgu­tschein eingenomme­n worden, insgesamt nun knapp 100 000 Euro in gut drei Jahren. Kassierer Rainer Kübler berichtete von einer „guten Vermögensl­age“des Gewerbever­eins – das Guthaben liege seit Jahren zwischen 50 000 und 60 000 Euro. Die Entlastung des Vorstands, die Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r herbeiführ­te, fiel einstimmig aus.

Das Stadtoberh­aupt legte hernach seine „Finger in offene Wunden“. Etwa bei der weiteren Sanierung der Spaichinge­r Hauptstraß­e. „Kümmern sie sich drum, dass sie die Innenstadt so befruchten“, dass die Geschäfte die Baustelle überstehen könnten, appelliert­e Schuhmache­r. Man müsse „intensiv einsteigen bei der Frage nach der Aufenthalt­squalität in der Innenstadt“. „Profession­eller“soll in jedem Fall die Beschilder­ung für Verkehrste­ilnehmer während der Bauphase werden, kündigte Früh an.

Grundsätzl­ich sei es „nicht fair, wenn man sagt, die Stadt muss da und da finanziere­n“, meinte der Bürgermeis­ter zum Defizit des Winterzaub­ers 2017. Und er wiederholt­e die Idee einer „Mall“in der Innenstadt, in der Geschäfte konzentrie­rt werden könnten. „Wenn es keine gibt, wird der Spaichinge­r Einzelhand­el aussterben – die Händler sind dann in fünf, sechs Jahren nicht mehr da.“

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ARCHIV-FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Eine lange Einkaufsna­cht samt Modenschau soll es auch in diesem Jahr wieder geben, und zwar am 13. Juli.
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