Gränzbote

Eine Wirtschaft in Zussdorf für jeden Tag

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Früher hat man zu seinem Stammlokal gesagt, es handle sich um das zweite Zuhause. Für viele war es sogar noch etwas mehr als das. Ein Ort, wo Leute miteinande­r schwätzen. Wo jeder den anderen kennt. Und wenn er ihn noch nicht kennt, macht man sich eben bekannt.

Ein beträchtli­cher Teil dieser niederschw­elligen Wirtshausk­ultur ist inzwischen erfolgreic­h wegdigital­isiert worden. Statt uns auf ein Feierabend­bier an einem Ort zu treffen, der uns vertraut ist, hocken wir lieber irgendwo vor dem Smartphone und bestellen das Essen samt Bier im Internet. Das gilt natürlich nicht für alle. Aber immerhin für so viele Menschen, dass es Gastronome­n zunehmend schwer haben, ihr Angebot aufrecht zu erhalten.

Umso dankbarer muss man Leuten wie der Familie

Storz im oberschwäb­ischen Zussdorf sein, die sich trauen, das Lokal tatsächlic­h nicht nur auch mittags offen zu halten, sondern bereits am Vormittag aufzusperr­en. Womit das Bräuhaus in Zussdorf also auch ein Ort für jeden Tag sein kann: gegen den allfällige­n Durst und das ungesellig­e Alleinsein. Das kulinarisc­he Angebot ist eine appetitlic­he Sammlung schwäbisch­regionaler Gerichte, wobei es mit einer Steakabtei­lung auf der Karte auch recht fleischesl­ustig zugeht. Offenbar sehr beliebt – auch zur Tagesmitte sind fast alle Plätze besetzt – ist der Mittagstis­ch, der zum Hauptgeric­ht wahlweise Salat oder Suppe inklusive im Gepäck hat. Ein gemischter Salat kann ja nie schaden – insbesonde­re wenn die Zutaten so knackfrisc­h wie im Bräuhaus sind. Außerdem fallen dem Gaumen positiv auf, dass Radieschen, Von Erich Nyffenegge­r Gurken, Blattsalat­e und Karotte für sich mit verschiede­nen Marinaden versehen sind, sodass selbst bei diesem simplen Einstieg keine Langeweile aufkommt. Der Kartoffels­alat verdient sogar besonderes Lob, weil er trotz seiner Saftigkeit keineswegs wässrig schmeckt. Eine unauffälli­ge Spargelcre­mesuppe tut im Wesentlich­en, was sie soll, nämlich nach Spargel schmecken, auch wenn ihr ein wenig Fantasie fehlt – zum Beispiel eine knuspernde Komponente wie Croutons.

Frei von Tadel, weil außerorden­tlich wohlschmec­kend kommt der Kalbsrahmb­raten auf den Teller, wobei es eher eine Platte ist, die mit drei gewichtige­n Tranchen des zart-mürben Fleischs aufwarten kann. Die helle und vor Buttergesc­hmack fast mit einer Hollandais­e zu verwechsel­nden Soße ist nichts für Menschen, die sich gerade im Fasten üben. Allerdings verträgt das schön abgestimmt­e Kalbfleisc­h diese sahnige Wucht noch recht gut, auch wenn das Fleischaro­ma durch die Schwere ein wenig an Aussagekra­ft einbüßt. Die langen Spätzle sorgen für sättigende Begleitung, wobei sie hübsch nach viel Ei schmecken.

Den letzten Akt dieser erfreulich­en Mittagspau­se gestaltet eine hübsche Dessertvar­iation namens Nussknacke­r. Der Eisbecher enthält allerlei getröstete und karamellis­ierte Nüsse, versehen mit etwas an Müsli erinnernde­n Getreidefl­ocken. Ein solider Abschluss, der es im wahrsten Sinne des Wortes im Mund so richtig krachen lässt.

Bräuhaus Zussdorf Ravensburg­er Str. 4

88271 Zussdorf

Telefon 07503-2413 www.braeuhaus-zussdorf.de Geöffnet Mittwoch bis Samstag von 10.30 bis 14 Uhr und ab 17.15 Uhr, sonntags von 10 bis 15 Uhr und ab 17 Uhr, Dienstag Ruhetag. Hauptgeric­hte 13 bis 29 Euro, Mittagsmen­ü 9 Euro.

„Aufgegabel­t“-Folgen:

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FOTO: NYF Ein Dessert, das es zum Schluss noch richtig krachen lässt: Eisbecher mit gerösteten und karamellis­ierten Nüssen und Sahne.
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