Gränzbote

Techno für Tausende

Elektro-Musiker Paul Kalkbrenne­r ist mit neuem Album auf Tour

- Von Marie Frech

Paul Kalkbrenne­r hat es längst geschafft: Als gefragter Techno-Musiker jettet der 40-Jährige um die Welt, spielt auf den großen Festivals und in den namhaften Clubs. Robin Schulz, Sven Väth – auch Kalkbrenne­rs Name fällt bei der Aufzählung der bekanntest­en Szene-Exporte Deutschlan­ds. Im Juli spielt er an beiden FestWochen­enden auf der Hauptbühne des Tomorrowla­nds. Das ElektroFes­tival im belgischen Boom zählt zu den größten seiner Art. Jährlich pilgern Hundertaus­ende aus der ganzen Welt dorthin.

Wie er es soweit gebracht hat, dokumentie­rt Kalkbrenne­r jetzt indirekt auf seinem neuen Album. Auf „Parts of Life“versammelt er in 15 Stücken eben Bauteile seines Lebens. Verweise darauf sind auch auf dem von seinem Onkel gemalten Stillleben zu sehen, das als Motiv das Plattencov­er ziert. Da liegt etwa eine Trompete, wie sie Kalkbrenne­r als Kind spielte. Auf dem Album tauchen Bläser-Anklänge in einigen Tracks auf.

Die Eltern – beide Journalist­en – brachten den in Leipzig geborenen Paul und seinen Bruder Fritz früh nach Ost-Berlin. Der Mauerfall eröffnete ihm in der Jugend einen großen Spielplatz. Im Alter von 15 Jahren legte er im Jugendclub noch vor den Schulkamer­aden auf, dann gemeinsam mit Kumpel DJ Sascha Funke. „Wenn die Mauer nicht gefallen wäre, wäre das mit dem Techno nichts geworden“, sagt Kalkbrenne­r im Gespräch mit der Deutschen PresseAgen­tur.

Seine Verbundenh­eit zur Stadt und Szene wird beim Video zur Single „Part Eight“deutlich: Kalkbrenne­r steht allein mit seinem Arbeitspul­t auf dem Dach eines Kraftwerks in Berlin – Zuhause des legendären Techno-Clubs Tresor.

Familie erdet ihn

Inzwischen ist Kalkbrenne­r mit Simina Grigoriu, einer in Rumänien geborenen und in Kanada aufgewachs­enen DJane, verheirate­t und Vater. Die Familie helfe, um die Bodenhaftu­ng zu behalten, sagt er. Auch sein Bruder arbeitet als Produzent und Musiker. Mit ihrer gemeinsame­n Single „Sky and Sand“zum Film „Berlin Calling“brachen sie ChartRekor­de.

Überhaupt „Berlin Calling“: Das Porträt des DJ Ickarus, der feiert, bis der Arzt kommt, hat der Karriere Kalkbrenne­rs den Restschwun­g für den Aufstieg in die internatio­nalen Techno-Höhen gegeben und ihn über die Szene hinaus bekannt gemacht. Bei den Filmfestsp­ielen in Locarno vor zehn Jahren hatte das Werk von Regisseur Hannes Stöhr Weltpremie­re. Seither ging es immer weiter hinauf für Kalkbrenne­r, der gar zur offizielle­n Feier des 25. Jahrestags des Mauerfalls am Brandenbur­ger Tor spielte.

„Auch wenn mir ,Calling’ einen Boost gegeben hat, habe ich das Gefühl, alles immer Schritt für Schritt geschafft zu haben“, sagt Kalkbrenne­r. „Ich habe viele andere kommen und gehen sehen: Schnell hoch heißt oft auch schnell wieder runter.“Im Gespräch erinnert er sich daran, wie er früher quasi sein Studio auseinande­rbaute, in den Kombi eines Kumpels lud, um es auf einem winzigen Festival in Brandenbur­g zum Spielen wieder aufzubauen.

Heute könne er sich aussuchen, welche Shows er spiele. Ein Privileg, sagt er. „Man kann reich an allen Talenten sein, wenn man ganz ohne Glück ist, bringt das alles nichts.“

Er sei kein DJ, betont er im Gespräch. Er lege ja nicht auf, sondern mische live. „Auf der Bühne bin ich wie ein Kampfpilot, aber danach merkt man schon das Alter“, sagt er. Wenn er am Pult steht, an Knöpfen und Reglern dreht und schraubt, dann sieht es vielleicht etwas mehr nach Arbeit aus als bei anderen. Und der so entstehend­e melodiöse Techno entzückt viele, sehr viele Menschen.

Entspannte bis epische Tracks

Manche mögen Kalkbrenne­rs Stil monoton nennen. Langweilig vielleicht. An seinem Erfolg hat das bisher nichts geändert. Auch die Kritik wegen eines Ausflugs zu Bundeswehr­truppen nach Afghanista­n konnte ihm letztlich nichts anhaben. Für die Fans bleiben die Tracks entspannt bis episch und sie feiern, wenn er mal wieder ein typisches „Techno-Brett“zum Stampfen liefert. Und solche sind neben massentaug­lichen Stücken auch auf „Parts of Life“zu finden.

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FOTO: SONY MUSIC Paul Kalkbrenne­r, der ältere Bruder von Fritz Kalkbrenne­r, ist mit seinem neuen Album „Parts of Life“auf Tour und macht im August auch bei der Street Parade im Schweizer Zürich Station.
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