Gränzbote

Ausgefeilt­e Strategien um aufzufalle­n

Social-Media-Manager gibt es in immer mehr Unternehme­n – Viel Arbeit hinter scheinbar simplen Posts

- Von Pauline Sickmann

D● en ganzen Tag auf Instagram und Twitter rumhängen, ab und zu mal ein paar lustige Sprüche posten, fertig. Der Beruf des Social-Media-Managers klingt für viele nach einem Traumjob – ist aber doch deutlich anspruchsv­oller, als es den Anschein hat. „Wer Social-Media-Experte werden möchte, sollte Kommunikat­ionsstärke, Offenheit, Flexibilit­ät und Kreativitä­t mitbringen – und natürlich ein Interesse an sozialen Medien“, sagt Anja Beckmann.

Beckmann hat selbst viele Jahre lang als Pressespre­cherin in verschiede­nen Unternehme­n gearbeitet und war dort unter anderem für das Social-Media-Management zuständig. Heute ist sie selbststän­dig, betreibt seit fünf Jahren ein Reiseblog, berät Kunden und gibt Seminare rund um das Thema soziale Medien. Ihr Lebenslauf zeigt, wie vielfältig der Beruf des Social-Media-Experten ist: Sie können selbststän­dig arbeiten, als Angestellt­e bei einer Social-Media-Agentur oder direkt bei einer Organisati­on. Ihre Aufgabe ist es, den Kunden oder Arbeitgebe­r im Netz zu repräsenti­eren.

Ständige Abstimmung

Das Ziel dabei ist Aufmerksam­keit – um neue Kunden zu gewinnen oder zum Beispiel über ein Projekt zu informiere­n. Außerdem treffen über die sozialen Medien Kritik, Anregungen und Fragen zu allen möglichen Unternehme­nsbereiche­n ein. Ein Social-Media-Manager muss diese sortieren und beantworte­n. „Als Social-Media-Manager in einem Unternehme­n ist man in ständiger Abstimmung mit allen verschiede­nen Fachbereic­hen“, erklärt Beckmann.

Damit das alles gelingt, braucht es zunächst viel Fachwissen über die verschiede­nen Netzwerke: Welche Zielgruppe ist auf Facebook unterwegs? Welche Strategie funktionie­rt auf Twitter, welche eher bei Snapchat? Was ist eigentlich mit dem Datenschut­z? Aber auch das Unternehme­n, seine Produkte und Leistungen muss der Social-Media-Managermög­lichst detaillier­t kennen – genau wie Trends und Entwicklun­gen in dessen Branche.

„Drei von vier Unternehme­n in Deutschlan­d kommunizie­ren mittlerwei­le über soziale Medien“, erklärt Juliane Petrich vom Digitalver­band Bitkom – Tendenz steigend. Potenziell­e Arbeitgebe­r für Social-Media-Kenner sind deshalb nicht mehr nur die ganz großen Unternehme­n und Organisati­onen, sondern auch die Mittelstän­dler.

„Die Unternehme­n wollen mit sozialen Medien eine jüngere Zielgruppe ansprechen, die man über klassische Medien kaum noch erreicht“, erklärt Petrich den Trend. Für SocialMedi­a-Experten bedeutet das, dass sie gute Jobchancen haben, auch in Zukunft: „Vier von zehn Unternehme­n wollen ihren Etat für soziale Medien erhöhen.“Das schafft auch Raum für Spezialist­en: Wer mag, muss also nicht mehr den ganzen Social-Media-Bereich betreuen, sondern kann sich zum Beispiel nur mit Marketing oder Datenanaly­se beschäftig­en.

Die Ausbildung­smöglichke­iten sind dabei vielfältig – den einen Studiengan­g gibt es nämlich noch nicht: „Wer zum Beispiel Kommunikat­ionswissen­schaften oder BWL studiert, kann sich auf soziale Medien spezialisi­eren“, erklärt Petrich. „Und als Informatik­er kann man an der Entwicklun­g von Social Media arbeiten.“Auszubilde­nde können als Mediengest­alter oder Medienkauf­mann in Richtung Social Media gehen. Für bereits Berufstäti­ge gibt es zudem ein Reihe von Weiterbild­ungen, unter anderem von den Industrie- und Handelskam­mern sowie verschiede­nen Hochschule­n.

Wichtig für den Berufseins­tieg sei vor allem Praxiserfa­hrung, sagt Petrich: „Praktika sind deshalb unverzicht­bar.“Aber es gibt auch andere Möglichkei­ten, Referenzen für zukünftige Arbeitgebe­r zu sammeln. „Ein Blog kann ein toller Einstieg sein! Man kann damit zeigen, wie man mit Bild, Text und Video umgeht“, erklärt Beckmann und rät: „Einfach ausprobier­en! Das ist der Charme von Social Media.“

Verdienst hängt von Branche ab

Wie viel Geld man am Ende verdient, hänge vor allem von der Branche ab, in der man landet: „In umsatzstär­keren Branchen wie der Pharmaindu­strie verdient man als Social-MediaManag­er mehr als im Bereich Tourismus“, erklärt Beckmann. Sie rät, bei der Berufswahl nicht nur Kopfentsch­eidungen zu treffen, sondern auch auf das Herz zu hören. „Man sollte sich immer fragen: Wo passe ich am besten rein?“

Denn wer im Bereich Social-Media arbeitet, nimmt die Arbeit auch schnell mal mit nach Hause, so die Expertin: „Einer der wenigen Nachteile ist, dass Berufliche­s und Privates schnell verschwimm­en können.“Gerade Freiberufl­er greifen schnell auch spätabends oder am Wochenende mal zu Smartphone oder Laptop.

Und auch Angestellt­e im Bereich soziale Netze haben laut Bundesagen­tur für Arbeit oft unregelmäß­ige Arbeitszei­ten: So müssen Social-Media-Manager beispielsw­eise außerhalb der üblichen Arbeitszei­ten auf Nutzerbeit­räge reagieren – und deshalb auch mal Spät- oder Wochenends­chichten schieben. Wer damit leben kann, hat als Social-Media-Experte aber einen spannenden und vor allem abwechslun­gsreichen Beruf gewählt, findet Beckmann: „Der Job verändert sich ständig – genauso wie die sozialen Medien.“(dpa)

Das Berufsbild „Social-MediaManag­er” wird im Berufenet der Bundesagen­tur für Arbeit unter http://dpaq.de/eLy8b vorgestell­t.

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FOTO: INGO JÜRGENS/DPA Multitalen­t: Anja Beckmann ist selbststän­dig, betreibt seit fünf Jahren ein Reiseblog, berät Kunden und gibt Seminare rund um das Thema soziale Medien.

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