Gränzbote

Die Affäre weitet sich aus

8500 zusätzlich­e Asylentsch­eidungen der Behörde sollen überprüft werden

-

BERLIN (dpa) - Die Affäre um unzulässig­e Schutzbesc­heide für Asylbewerb­er zieht weitere Kreise. Im Fokus steht die Bremer Außenstell­e des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e (Bamf). Einen Monat nach Bekanntwer­den werden die Überprüfun­gen aber ausgeweite­t:

War Bremen ein Einzelfall?

Nach bisherigen Erkenntnis­sen in diesem Ausmaß schon. 18 000 Bremer Entscheidu­ngen sollen in den nächsten drei Monaten überprüft werden. Inzwischen durchleuch­tet die Bundesbehö­rde aber auch zehn weitere Außenstell­en: Sie fielen auf, weil sie über- oder unterdurch­schnittlic­h oft Schutz gewährt haben. In Stichprobe­n sollen 8500 Fälle aus dem Jahr 2017 überprüft werden.

Wie versucht das Flüchtling­samt, ● den Problemen Herr zu werden?

Im September 2017 wurden neue Qualitätss­icherungss­ysteme eingeführt. So sollte fortan unter anderem jeder Bescheid per Vier-Augen-Prinzip geprüft werden. Als Konsequenz aus Bremen sollen nun unter anderem auch Qualitätsp­rüfer in den Außenstell­en rotieren.

Waren die Probleme beim Bamf ● ein Sicherheit­srisiko?

Ja. In Bremen winkte die Behörde laut „Spiegel“viele Flüchtling­e aus Nordrhein-Westfalen, Niedersach­sen oder Bayern durch, ohne ihre Identität ordentlich zu prüfen. Auch Menschen mit Papieren aus damaligen Gebieten der Terrormili­z „Islamische­r Staat“und Straftäter waren wohl darunter.

Was wusste die Spitze des Innenminis­teriums ● von den Vorgängen?

Innenstaat­ssekretär Stephan Mayer (CSU) sagte im Innenaussc­huss: „Ich gehe davon aus, nach meinem Kenntnisst­and, dass die Hausleitun­g, auch die damalige Hausleitun­g, von den Vorgängen in Bremen nicht Kenntnis erlangt hat.“Also auch Ex-Ressortche­f Thomas de Maizière (CDU) nicht. Nachfolger Horst Seehofer (CSU) soll erst im Zuge der staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en am 19. April davon erfahren haben, obwohl die neue – und inzwischen wieder abgelöste – Bremer Bamf-Leiterin ihn informiere­n wollte.

Wie geht es nun weiter?

Neben den internen Bamf-Prüfungen der Bremer Bescheide sowie in den zehn weiteren Außenstell­en geht auf Wunsch Seehofers auch der Bundesrech­nungshof den Vorgängen nach, quasi als neutrale Instanz. Ob der Bundestag einen Untersuchu­ngsausschu­ss einsetzt, ist fraglich. Der Innenaussc­huss dürfte sich Ende Mai in einer Sondersitz­ung mit der Affäre befassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany