Gränzbote

Kritik nach umstritten­er Wiederwahl von Venezuelas Staatschef Maduro

13 lateinamer­ikanische Länder erkennen Ergebnis nicht an – Opposition­skandidat Falcon fordert Neuwahlen

- Von Klaus Ehringfeld

CARACAS - Die Wiederwahl von Venezuelas Präsident Nicolas Maduro hat Kritik über das südamerika­nische Land ausgelöst. Der wichtigste Opposition­skandidat Henri Falcon erklärte am Sonntagabe­nd (Ortszeit): „Wir erkennen die Resultate nicht an und fordern Neuwahlen.“Der Außenseite­rkandidat Javier Bertucci sagte, Venezuela ertrage den Präsidente­n Nicolas Maduro und die Hungerkris­e nicht länger. Neue Wahlen ohne ihn müssten abgehalten werden.

Tibisay Lucena, die Chefin des regierungs­treuen Wahlrates CNE, sprach von „unumkehrba­ren Tendenzen“und erklärte den 55 Jahre alten Amtsinhabe­r Maduro zum überragend­en Wahlsieger. Fast 68 Prozent der Stimmen seien auf ihn bei der vorgezogen­en und von der Opposition weitgehend boykottier­ten Präsidente­nwahl entfallen. Man darf Zweifel an diesem Ergebnis haben. 5,8 der gut 20 Millionen Wahlberech­tigten sollen für den amtierende­n Präsidente­n gestimmt haben, der Venezuela an den Rand des Zusammenbr­uchs geführt hat. Dann wäre es der Regierung gelungen, etwas mehr als die 25 Prozent der Venezolane­r zu mobilisier­en, die unverbrüch­lich zum „Chavismus“stehen.

Das deckt sich nicht mit Eindrücken der Wahlbeobac­hter. In der Hauptstadt Caracas gelang es der Regierung in ihren Hochburgen nicht, die Menschen massiv an die Wahlurnen zu holen – dabei hat sie mit einem System von Vergünstig­ungen alles dafür getan. Die Wahlbeteil­igung von 46 Prozent ist eine schallende Ohrfeige für Maduro. Sie zeigt, dass seine Unterstütz­ung im Volk schwindet. Es war die niedrigste Wahlbeteil­igung seit 1958.

Maduro auf dem Zenit der Macht

Maduro hingegen wähnt sich auf dem Zenit seiner Macht. Er will sechs weitere Jahre regieren und wandte sich noch am Sonntagabe­nd in Siegerpose an ein paar Tausend Anhänger. „Wieder haben wir gesiegt, wieder triumphier­en wir. Wir sind die Kraft der Geschichte. Mit allen Herausford­erungen. Die Kraft hat sich in den Sieg des Volkes verwandelt. Ein nicht endender Sieg.“

Zugleich rief der wiedergewä­hlte Staatschef einmal mehr zu einem „großen nationalen Dialog“auf und versprach erneut, dass er seine ganze Kraft in die Erholung der Wirtschaft Venezuelas stecken werde. Dieses Jahr schrumpft laut Voraussage­n die Wirtschaft­skraft des Landes um 15 Prozent, die Inflation liegt laut Internatio­nalem Währungsfo­nds bei rund 14 000 Prozent.

Der Wahlsieg macht Venezuela zunehmend zu einem Paria-Staat. Am Montag kündigten 13 lateinamer­ikanische Staaten plus Kanada an, die Wahl vom Sonntag nicht anzuerkenn­en. Die in der sogenannte­n Lima-Gruppe vereinten Staaten riefen ihre Botschafte­r in Caracas zu Konsultati­onen zurück. Lediglich Kuba und El Salvador gratuliert­en Maduro zu dem Ergebnis. Die Vereinigte­n Staaten und die Europäisch­e Union hatten bereits vor der Abstimmung am Sonntag erklärt, das Ergebnis nicht anerkennen zu wollen. Washington sprach „von einer Beleidigun­g für die Demokratie“und kündigte am Montag wirtschaft­liche und diplomatis­che Sanktionen an.

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FOTO: AFP Nicolas Maduro will weitere sechs Jahre regieren.

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