Gränzbote

USA drohen Iran mit „stärksten Sanktionen der Geschichte“

Außenminis­ter Mike Pompeo kommt den europäisch­en Partnern beim Atomabkomm­en nicht entgegen

- Von Thomas Seibert und dpa

● WASHINGTON - Die USA setzen auf Konfrontat­ion mit Iran. Zwei Wochen nach dem Ausstieg seiner Regierung aus dem Atomabkomm­en mit Teheran kündigte US-Außenminis­ter Michael Pompeo am Montag die „stärksten Sanktionen der Geschichte“an, mit denen die iranische Wirtschaft in die Knie gezwungen werden soll. Ziel der amerikanis­chen Politik ist eine bedingungs­lose Kapitulati­on Irans nicht nur beim Atomwaffen­programm, sondern auch bei der Einflussna­hme in Ländern wie Syrien, Irak, Libanon und Jemen. Bei der Durchsetzu­ng des Kurses wollen die USA keinerlei Rücksicht auf ihre europäisch­en Partner nehmen, die den Atomvertra­g erhalten wollen.

Pompeo bekräftigt­e die Kritik der Trump-Regierung am Atomabkomm­en, das von Iran als „Startschus­s für den Marsch durch den Nahen Osten“missbrauch­t worden sei. Der Vertrag habe weder die iranischen Atomwaffen­ambitionen noch die Destabilis­ierung der Region beendet.

Die neuen Sanktionen sollen Iran so schwer treffen, dass die Führung des Landes darum kämpfen müsse, „die Wirtschaft am Leben zu halten“. Iran werde keine Ressourcen mehr für Aktivitäte­n in anderen Ländern haben. Dieser Punkt erhöht den Druck auf Deutschlan­d und andere europäisch­e Länder: Bisher hatten die Europäer das Ziel, den Atomvertra­g zu erhalten und das Engagement ihrer Unternehme­n in Iran vor amerikanis­chen Sanktionen zu schützen.

Große strategisc­he Differenze­n

Das kollidiert mit der amerikanis­chen Ankündigun­g einer Blockade gegen Iran. Wie der Widerspruc­h aufgelöst werden kann, ist unklar. Das Thema wird beim ersten Besuch von Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) bei Pompeo an diesem Dienstag und Mittwoch eine große Rolle spielen.

Europa strebt eine Einigung mit Iran außerhalb des Atomvertra­ges an, um strittige Punkte zu klären. Washington dagegen setzt auf massiven Druck. Viele Experten halten es für unwahrsche­inlich, dass sich die iranische Regierung den USA beugen wird. Die US-Politik könnte demnach die Hardliner in Teheran stärken. Nicht nur in den Beziehunge­n der USA zu Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien könnte es wegen des Iran-Themas Spannungen geben. Andere Länder wie der Nato-Partner Türkei haben angekündig­t, sie wollten sich nicht von ihren Handelsbez­iehungen mit Teheran abbringen lassen. Unklar ist auch, inwieweit sich China als Importeur von iranischem Öl der US-Linie unterwerfe­n wird.

In einer Liste mit zwölf Forderunge­n verlangte Pompeo von Iran unter anderem eine Offenlegun­g seines Atomprogra­mms und ein Ende seines Raketenpro­gramms. Zudem fordern die USA den Rückzug aller iranischen Truppen aus dem Bürgerkrie­gsland Syrien sowie die Einstellun­g der Hilfe für Gruppen wie Hisbollah, Hamas und die Huthi-Rebellen im Jemen.

Nur wenn Iran zustimmt und konkrete Beweise für ein geändertes Verhalten vorlegt, sollen die US-Sanktionen gelockert werden. Für diesen Fall bot Pompeo eine Wiederaufn­ahme der seit fast 40 Jahren unterbroch­enen diplomatis­chen Beziehunge­n zwischen den USA und Iran und eine volle Einglieder­ung des Landes in die Weltwirtsc­haft an. Pompeo machte keinen Hehl daraus, dass sich seine Regierung einen politische­n Wandel in Teheran wünscht. Mehrmals in seiner halbstündi­gen Rede wandte er sich direkt an das iranische Volk und betonte, die USA stünden auf der Seite derer, die einen „Wandel“wollten.

Irans Präsident Hassan Ruhani wies die Drohungen zurück. Die internatio­nale Gemeinscha­ft solle nicht zulassen, dass die USA dem Rest der Welt Vorschrift­en machen, sagte er. „Was Pompeo sagt, zeigt, dass die Amerikaner versuchen, einen Konflikt zu provoziere­n“, sagte Heschmatol­lah Falahatpis­cheh, der Sprecher des außenpolit­ischen Ausschusse­s im Parlament in Teheran, am Montag. Iran sollte sich jedoch nicht provoziere­n lassen, seine diplomatis­che Linie fortsetzen und rational auf diesen radikalen US-Kurs reagieren, so der Sprecher laut Nachrichte­nagentur Isna. Er plädierte dafür, weiterhin die Vorschläge der EU für die Rettung des Atomabkomm­ens ohne die USA abzuwarten.

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FOTO: AFP US-Außenminis­ter Mike Pompeo stellt zwölf Forderunge­n an Iran.

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