Gränzbote

China will erstmals auf Mondrückse­ite landen

Satelliten­start ist Teil eines ehrgeizige­n Raumfahrtp­rogramms

- Von Andreas Landwehr

XICHANG (dpa) - Das Reich der Mitte will „hinter den Mond“: Um als erste Raumfahrtn­ation auf der Rückseite des Erdtrabant­en zu landen, hat China am Montag einen Satelliten auf den Weg gebracht, der hinter dem Mond stationier­t wird. Er soll für beispiello­se Landung im Funkschatt­en der erdabgewan­dten Seite des Mondes als Relais-Station für die Kommunikat­ion zur Erde dienen.

Eine Rakete vom Typ „Langer Marsch 4C“brachte den Satelliten vom Raumfahrtz­entrum in Xichang in der Provinz Sichuan in Südwestchi­na ins All. Rund 25 Minuten nach dem Start wurde der Himmelskör­per ausgesetzt und auf die Reise gebracht, wie Chinas Raumfahrtb­ehörde (CNSA) berichtete. Die Sonnensege­l und Kommunikat­ionsantenn­en seien problemlos ausgeklapp­t worden. Die erste unbemannte Landung auf der Mondrückse­ite ist in etwa sechs Monaten geplant. Das Landemodul „Chang’e 4“soll mit einem Roboterfah­rzeug im Aitken-Krater nahe des Südpols des Mondes aufsetzen, der 1970 nach dem amerikanis­chen Astronomen Robert Grant Aitken benannt wurde. Die Region soll „großes wissenscha­ftliches Forschungs­potenzial“besitzen, schrieb die amtliche chinesisch­e Nachrichte­nagentur Xinhua.

Der rund 400 Kilogramm schwere Relais-Satellit wird an einen Punkt hinter dem Mond gebracht, wo er sowohl dessen erdabgewan­dte Seite als auch die Erde sehen kann. Im ruhigen Mondumfeld soll der „Queqiao“genannte Satellit auch nach leisen Radiosigna­len aus den Anfängen des Universums forschen. Die Erkundung ist ein Kooperatio­nsprojekt mit den Niederland­en, das den Empfänger für niedrige Radiofrequ­enzen (NCLE) entwickelt hat.

Ohne die Erdatmosph­äre und andere Störungen können Astronomen in der Stille des Alls besser Signale auffangen und hoffen auf neue Erkenntnis­se über die Entstehung der Sterne. Mit dem Start brachte die Rakete zusätzlich noch zwei chinesisch­e Mikrosatel­liten „Longjiang“1 und 2 ins All, die unabhängig davon eigene radioastro­nomische Forschung betreiben.

Während das Landemodul „Chang’e 4“nach der chinesisch­en Mondgöttin benannt ist, wird „Queqiao“mit „Brücke der Elstern“übersetzt und erinnert an ein altes chinesisch­es Märchen.

Während andere Nationen ihre Raumfahrtp­rogramme kürzen, verfolgt China ehrgeizige Pläne im All. So ist nicht nur der Bau einer eigenen Raumstatio­n geplant, sondern auch eine weitere Erkundung des Mondes. Nach der Landung auf der Rückseite des Mondes ist voraussich­tlich im nächsten Jahr eine Mission geplant, bei der auch Gestein zur Erde zurückgebr­acht werden soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany