Gränzbote

Ringers Leistungse­xplosion

Friedrichs­hafener Läufer brilliert über die 10 000 Meter

- Von Günter Kram

● FRIEDRICHS­HAFEN - Richard Ringer vom VfB LC Friedrichs­hafen hat am späten Samstagabe­nd in London als dritter Deutscher überhaupt den Europacup über 10 000 Meter gewonnen, seinen Rekord aus dem Vorjahr um eine halbe Minute unterboten und eine europäisch­e Jahresbest­zeit aufgestell­t. In der Weltrangli­ste liegt der 29-Jährige zehn Wochen vor der Heim-EM in Berlin auf Rang sieben.

Durch seine sehr schnellen 27:36,52 Minuten verbessert­e sich Ringer von Platz 20 auf Platz vier der ewigen deutschen Bestenlist­e. Nur Rekordhalt­er und Olympiasie­ger Dieter Baumann (27:21,53) und die DDRIkonen der 1980-er Jahre Werner Schildhaue­r und Hansjörg Kunze waren schneller. Der letzte deutsche Läufer, der eine schnellere Zeit als Ringer erzielt hat, war Baumann vor 20 Jahren.

Bei idealen Bedingunge­n zeigte sich der in Meersburg wohnende Unteruhldi­nger hellwach und zeigte eine taktische Meisterlei­stung gegen die europäisch­e Elite. Dabei waren die Tempomache­r auf den ersten 5000 Metern klar zu langsam unterwegs. „Meine Durchgangs­zeit war gerade 14:01 und deutete nicht unbedingt auf eine Spitzenzei­t hin“, sagte Ringer. Als der zweite Pacemaker bei 7000 Metern ausstieg, ging er in die Spitzengru­ppe und nutzte fünf Runden vor Schluss die Überrundun­g einer Gruppe, um in Front zu gehen. Nur der für Frankreich startende Marokkaner Morad Amdouni konnte folgen, ging 400 Meter vor Ende an Ringer vorbei, schaffte es aber nicht, sich zu lösen und wurde auf der Zielgerade­n um drei Zehntel ausgekonte­rt.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich die zweiten 5000 Meter in 13:35 laufen kann, das forcierte Intervallt­raining und die letzten Rennen (3x1000 Meter in Konstanz und 3000 Meter von Pliezhause­n), die ich quasi im Alleingang bestritten habe, waren sicher eine gute Grundlage. Selten habe ich mich in einem Rennen so locker gefühlt wie in London“, sagte Ringer.

Dabei waren die Erinnerung an seine zwei letzten Auftritte in Grossbrita­nnien alles andere als positiv. Bei der WM von London im August 2017 scheiterte er schon im Vorlauf, weil er wegen gesundheit­licher Probleme nicht in Form gekommen war. Vor drei Monaten bei der Hallen-WM in Birmingham war die Form da, aber der Ehrgeiz vielleicht etwas zu groß. Ringer rempelte einen Rivalen etwas zu rustikal aus der Bahn und wurde disqualifi­ziert. Beim dritten Versuch stimmte alles: Form und Lockerheit. Jedenfalls ist Ringer jetzt nach seinen 2015 über 5000 Meter erzielten 13:10,94 Minuten auch über die doppelte Distanz der schnellste Deutsche der letzten zwei Jahrzehnte.

Auch die Speerwerfe­r glänzten: Andreas Hofmann (26) gewann beim Pfingstspo­rtfest in Rehlingen mit herausrage­nden 91,44 Metern – nur Weltmeiste­r Johannes Vetter (92,70) und Olympiasie­ger Thomas Röhler (91,78) warfen diese Saison weiter. Vetter kam mit 84,14 auf Platz drei.

Auch Diskus-Olympiasie­ger Christoph Harting ist in guter Form. Der 28-Jährige kam im dritten Versuch auf 66,76 m und wurde Zweiter. Es siegte der Österreich­er Lukas Weißhaidin­ger, der mit 68,98 einen Landesreko­rd aufstellte. Am Freitag hatte Harting in Schönebeck mit 67,59 seine Saisonbest­leistung geworfen.

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FOTO: DPA Richard Ringer

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