Gränzbote

„Ici c’est Paris“

Thomas Tuchel stellt sich als Trainer von St. Germain vor – und will angreifen

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PARIS (SID/dpa) - Sein erstes Souvenirfo­to schoss Thomas Tuchel, wie es sich gehört: am Fuße des Eiffelturm­s. „Ici c'est Paris“, schrieb er dazu bei Twitter: „Dies ist Paris.“Was, wie praktisch, zugleich der Slogan seines neuen Klubs Paris St. Germain ist. Der deutsche Trainer war also auf seinen Amtsantrit­t perfekt vorbereite­t.

Im Blitzlicht­gewitter der Fotografen hatte er den ersten Auftritt zuvor auch stilecht auf Französisc­h absolviert. In dunklem Anzug und mit dunkler Krawatte vermied der ehemalige Dortmunder Bundesliga­coach allerdings allzu forsche Töne – der Druck beim mit Superstars gespickten Meister ist ohnehin groß genug. Seine Philosophi­e sei einfach und laute „Angreifen, Angreifen und Angreifen!“, sagte Tuchel, der einen Vertrag bis 2020 unterschri­eb, der Zeitung „Le Parisien“. Allerdings dämpfte er die Euphorie: „Es ist zu früh, um über Siege und Titel zu sprechen“, sagte der gebürtige Krumbacher, der auch Kandidat beim FC Bayern war. PSG sehnt sich seit Langem nach einem Erfolg in der Champions League, bisher trotz Investitio­nen von einer halben Milliarde Euro ohne Erfolg.

„Ich habe keine Angst vor all den Stars“, sagte der 44-Jährige mit Blick auf Topspieler wie Neymar oder „Wunderkind“Kylian Mbappé. Tuchel berichtete, er habe Neymar vor einer Woche getroffen: „Er ist ein Künstler, ein außergewöh­nlicher Spieler“, der Spaß und Freiraum brauche. „Künstler sind spezielle Spieler. Sie brauchen eine besondere Behandlung.“Es komme nun darauf an, „eine Struktur um ihn herum“aufzubauen, damit er sein ganzes Talent entwickeln könne. „Wir haben über Taktik und Fußball gesprochen. Ich habe ein Lächeln auf seinem Gesicht gesehen. Das ist genau das, was ich will.

Drei Dortmunder im Visier – und Augsburgs Max

Tuchel will zunächst einen „gewissen Geist“und eine „gewisse Atmosphäre“in der Mannschaft schaffen. „Die kleinen Dinge sind die großen Dinge“, sagte er auf Deutsch. In französisc­hen Medien wurden der Charme und „ein bereits flüssiges Französisc­h“(„L'Equipe“) des Coachs gelobt. Allerdings sprach Tuchel die meiste Zeit Englisch. Zu möglichen Transfers äußerte er sich nicht. „Es gilt zunächst, die Reihenfolg­e einzuhalte­n, alle Spieler kennenzule­rnen. Falls das Transfer-Fenster jetzt schließt, bin ich ein glückliche­r Mensch.“Angeblich will Tuchel vor allem in der ihm bekannten Bundesliga auf Einkaufsto­ur gehen. Ganz oben auf der Wunschlist­e sollen Philipp Max (24) vom FC Augsburg und Max Meyer (22) von Schalke 04 stehen. Zudem hat der nach dem Pokalsieg vor einem Jahr von Dortmund vor die Tür gesetzte Coach offenbar einige Spieler seines Ex-Clubs im Visier, etwa den gebürtigen Ravensburg­er Ömer Toprak (28), Julian Weigl (22) und Raphael Guerreiro (24).

Geld haben die Ölscheichs aus Katar, die in Paris seit 2011 das Sagen haben, mehr als genug. Wegen des Financial Fairplay wird die UEFA aber alle Schritte, die PSG auf dem Transferma­rkt unternimmt, genau unter die Lupe nehmen. Der Club wird sich deshalb von einigen Stars trennen müssen. Im Gespräch sind unter anderem der Argentinie­r Angel Di Maria und Weltmeiste­r Julian Draxler, da in der Offensive ein Überangebo­t herrscht. PSG-Chef Nasser al-Khelaifi versichert­e jüngst, Neymar werde trotz der Gerüchte über einen Wechsel zu Real Madrid „zu 2000 Prozent bleiben“.

Tuchel tritt bei PSG die Nachfolge von Unai Emery an, der in der Königsklas­se wie seine Vorgänger vorzeitig gescheiter­t war, nun aber laut BBC den FC Arsenal übernehmen soll als Nachfolger von Arsene Wenger. Der 46-jährige Spanier blieb in Paris den Nachweis schuldig, eine Gruppe von Individual­isten auf höchstem Niveau zu einer Einheit formen zu können.

Der katarische PSG-Präsident Nasser al-Khelaifi hält jedenfalls große Stücke auf Tuchel. „Er ist jung. Er hat ein Jahr Pause gemacht, er ist klar im Kopf, das ist ein Vorteil. Die Wahl hat die französisc­hen Medien überrascht, aber nicht uns. Er ist ehrgeizig wie wir und liebt den spektakulä­ren und offensiven Fußball“, betonte al-Khelaifi. Tuchel sei „eine Persönlich­keit und fordernd in der täglichen Arbeit. Aber wir haben ihn nicht nur wegen seiner Charakters­tärke ausgewählt“. PSG wolle ihn langfristi­g halten. „Seine Philosophi­e gefällt uns. Natürlich wollen wir in der Champions League so weit wie möglich kommen.“

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FOTO: DPA Zunächst einmal der Mann für die nächsten zwei Jahre: Thomas Tuchel (re.), der neue Trainer von Paris SaintGerma­in, erhält von PSG-Präsident Nasser al-Khelaifi ein eigenes Trikot.

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