Gränzbote

Wenig Applaus, große Aufregung

Nach der Pokalniede­rlage zeigen sich die Bayernboss­e uneinig

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BERLIN (SID/dpa) - Bei „Wish you were here“seiner Lieblingsb­and Pink Floyd wurde es für Jupp Heynckes doch noch ein versöhnlic­her Renteneint­ritt. „Ich habe das, was ich hier vorfinde, nicht erwartet“, rief der Trainer des FC Bayern München, der sich nach dem 1:3 (0:1) gegen Eintracht Frankfurt im DFB-Pokalfinal­e nur mit einem Titel in die Rente verabschie­det, den mehreren tausend Fans unter dem Rathausbal­kon zu, „dass so viele hier sind, die uns feiern, das ist ja Wahnsinn!“Wahnsinn mag zutreffen unter den gegebenen Umständen. Für das kommende Jahr freilich gilt: Der FC Bayern hat viel Luft nach oben. In jeder Hinsicht.

Als am Samstag in Berlin den Frankfurte­rn der Pokal überreicht wurde, waren die Bayern schon in der Kabine verschwund­en. Die Bayern wirkten wie schlechte Verlierer. „Das war wirklich ein Missverstä­ndnis“, erklärte Heynckes später. „Ich weiß nicht, ob sie es wussten. Wenn sie es gewusst haben, fand ich es nicht richtig“, sagte Präsident Uli Hoeneß.

„Ich hätte erwartet, dass ein Verantwort­licher des FC Bayern oder des DFB uns mitteilt, so lange zu warten, bis der Pokal überreicht ist“, ergänzte Heynckes, „ich habe da in dem Moment überhaupt nicht dran gedacht, sonst hätte ich meine Mannschaft aufgeforde­rt, zu bleiben.“Verteidige­r Mats Hummels begründete es ähnlich. Es sei so gewesen, „dass wir fast reingeleit­et wurden. Einer hat den Anfang gemacht – und alle anderen sind wie eine Entenfamil­ie hinterherg­edackelt.“

Nächste Saison soll derlei nicht wieder passieren – auch, weil die Bayern nicht wieder einer anderen Mannschaft applaudier­en wollen. „Nächstes Jahr, das verspreche­n wir euch, stehen wir hier mit mehr als einem Titel“, rief Arjen Robben den Anhängern zu.

Was vom neuen Trainer Niko Kovac erwartet, gefordert wird, versteckte Präsident Uli Hoeneß bereits in einer Analyse der abgelaufen­en Saison: „Wir werden mit diesem Kader in die neue Saison gehen und dann schauen, was Niko Kovac draus macht“, sagte er – und wurde deutlich: „Wir werden nix mehr investiere­n, sondern werden unsere Spieler dazu bringen, besser zu spielen.“Und weiter: „Wir brauchen den einen oder anderen Spieler, der in wichtigen Spielen Höchstleis­tung bringt und nicht, wenn man gegen die schwachen Gegner spielt. Und daran müssen wir arbeiten.“Dem BR sagte er: „Einen 100-MillionenT­ransfer werden wir dieses Jahr sicher nicht machen",

Einen Transfer mit einem Preisschil­d von 80 oder 90 Millionen schloss Karl-Heinz Rummenigge dagegen nicht aus. „Wir haben kein Limit“, sagte der Vorstandsc­hef. „Wir haben da noch keine finale Entscheidu­ng gefällt.“

Heynckes war ja in den letzten Monaten das Kunststück gelungen, die beiden Bayernboss­e wieder zusammenzu­bringen. Bahnt sich da wieder ein Zwist an zwischen Präsident und Vorstandsc­hef?

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FOTO: AFP Gebremste Freude: Jupp Heynckes (2. von li.) bei seinem letzten Auftritt auf dem Rathausbal­kon.

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