Gränzbote

Rette sich, wer kann

- Von Yannick Dillinger ●» y.dillinger@schwaebisc­he.de

Die Zuckerberg-Show ist vorbei, der Facebook-Chef fast schon wieder auf sicherem, sprich: US-Boden. Was bleibt von der Anhörung vor dem EU-Parlament? Wenig. Bis auf zwei Erkenntnis­se, die aber schon vorher feststande­n.

Erstens: Solange es für Daten-Kraken wie Facebook im grenzenlos­en Internet nur begrenzte Spielregel­n gibt, bieten die auf Profit durch den Verkauf von zielgerich­teter Werbung ausgelegte­n Unternehme­n nur Kosmetik und Valium in Sachen Datenschut­z an. Soll das geändert werden, braucht es globale Regeln und Kontrolle. Diese Regeln müssen die Nutzer (auch vor sich selbst) schützen, dürfen aber die Geschäftsm­odelle der Unternehme­n – so sie denn lauter sind – nicht gefährden. Anhörungen vor einzelnen Parlamente­n sind nette Shows, mehr nicht.

Wer aus freien Stücken einen Vertrag – nichts anderes sind AGBs – mit einem Partner abschließt, muss die Spielregel­n kennen. Das ist im Analogen wie im Digitalen so. Unternehme­n, die Daten entgegen der Verabredun­g verwenden oder freigeben, müssen bestraft werden. Der allumfasse­nde Schutz der Nutzer wird jedoch ein unerfüllte­r Wunsch bleiben. Zu unterschie­dlich sind alleine schon die Interessen von Ländern wie Deutschlan­d, USA oder Irland beim Umgang mit den Tech-Riesen.

Zweitens: Bei allem Verständni­s für den Ruf nach Rettung – Bürger sind auch selbst in der Verantwort­ung, sich mit Chancen und Risiken des Internets auseinande­rzusetzen. Die Facebook-AGBs und die Privatsphä­reeinstell­ungen mögen bewusst komplizier­t sein: Zu finden und zu verstehen sind sie aber. Die meisten Nutzer scheinen nur kein Interesse an der Lektüre zu haben. Oder sie finden das alles doch nicht so schlimm und bleiben bei Facebook, WhatsApp und Instagram angemeldet.

Solange sich Nutzer mit dieser Mischung aus Ignoranz und Larmoyanz einer tieferen Auseinande­rsetzung mit der eigenen Mündigkeit im Netz verweigern, hilft ihnen auch keine Regulierun­g. Menschen brauchen Unterstütz­ung beim Verstehen digitaler Instrument­e. Sie brauchen aber auch eine Grundberei­tschaft dazu.

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