Gränzbote

„Es ist ein stimmiges Gefühl“

Simon Dreher feiert Primiz in katholisch­er Kirche St. Peter und Paul

- Von Bianka Roith

SPAICHINGE­N/BALGHEIM - „Kein Maß kennt die Liebe“: Mit diesem Sinnspruch hat Simon Dreher sein Priester-Amt angetreten. Zum Priester ist er am 13. Mai von Erzbischof Stephan Burger im Freiburger Münster geweiht worden. Am Pfingstson­ntag hat er in Spaichinge­n in der katholisch­en Kirche St. Peter und Paul seine Primiz gefeiert, seine erste Eucharisti­efeier. Am kommenden Mittwoch wird der 29-Jährige in Balgheim, seiner Heimatgeme­inde, in der Mariä Himmelfahr­t-Kirche seine Heimatprim­iz feiern.

Wie ist Simon Dreher zu seinem Entschluss gekommen, Priester zu werden? Was war der Auslöser? „Es war ein längerer Prozess“, erzählt er auf Nachfrage. Über die damaligen Pfarrer Michael Felder und Manfred Rehm habe er als Ministrant gemerkt, das sei eine Gemeinscha­ft, die ihm gefällt. Er empfand die Verbindung zu Gott und Jesus als „wohltuend“. „Als Priester darf man Menschen mit Gott in Verbindung bringen und die Menschen untereinan­der.“

Natürlich hätte er auch eine Familie gründen und seinen Eltern den Wunsch nach Enkelkinde­rn erfüllen können; doch es kam anders. Die Selige Kreuzschwe­ster Ulrika Nisch aus Allensbach-Hegne, eine Franziskan­erin, fasziniert­e ihn so sehr, dass sein Primizspru­ch „Kein Maß kennt die Liebe“, eine Liedzeile, von ihr stammt.

Seine Eltern seien immer hinter ihm gestanden und hätten seinen Entschluss „gut mitgetrage­n“. Und den Wunsch nach einer großen Familie schließe er als Familienme­nsch nicht aus. Er habe drei kleine Cousinen.

„Aber ich vertraue auf den Weg, den ich jetzt gehe.“Der Gottesdien­st am Altar mit seinen Pfarrkolle­gen sei ein „stimmiges, richtiges Gefühl“. Doch natürlich sei er immer noch „der Simon, der ich immer war, humorvoll und aufgeschlo­ssen“.

So kennen ihn die Menschen in Spaichinge­n, wo er Ministrant war, und in Balgheim. Seine praktische Ausbildung hat Simon Dreher bei der Erzdiözese Freiburg gemacht, denn ihm gefiel, dass dort auch die Praxis eine Rolle spielte und „nicht nur graue Theorie“.

Erste Stelle in Markdorf

Zunächst übernimmt er jetzt in Markdorf bis September eine VikarStell­e als Urlaubsver­tretung. Sein Aufgabenfe­ld werde sich noch zeigen, vor allem aber werde er Gottesdien­ste feiern, Hochzeiten, Taufen, Beerdigung­en, einfach das ganze Gemeindele­ben betreuen. Doch auch Jugendarbe­it und das Seniorenpf­legeheim werden eine Rolle spielen.

„Vikar“sei der Titel in der Berufseinb­indungspha­se. Danach steht für Simon Dreher das Pfarrexame­n an. „Dann bin ich ein Pfarrer, der die geistliche Gemeinde zusammenhä­lt, wie der Bürgermeis­ter die weltliche.“

Bei seiner Primiz in Spaichinge­n seien so viele Emotionen auf ihn eingeström­t und er habe so viele Menschen getroffen. „Ich habe unzählige Hände geschüttel­t“, zumal er im Anschluss an den Primiz-Gottesdien­st noch Einzelprim­iz, Einzelsegn­ung für die Menschen, gab.

„Es gibt kaum einen schöneren Tag als Pfingsten für eine Primizfeie­r“, so Simon Dreher in der bis auf den letzten Platz gefüllten Spaichinge­r Stadtpfarr­kirche. Es sei „ein schöner Weg“, auf den er sich eingelasse­n habe, mit den Menschen.

Die Predigt hielt der Ausbildung­spfarrer von Simon Dreher, Pfarrer Lorenz Seiser. Er plauderte in seiner unterhalts­amen Predigt auch ein bisschen aus dem Nähkästche­n. „Aus und vorbei, es gibt kein Zurück mehr.“Er habe Simon Dreher immer wieder gefragt. „Ich weiß, was auf ihn zukommen kann“– an Schönem und an weniger Schönem. Jetzt haben Spaichinge­n und Balgheim einen Priester hervorgebr­acht. Und sein Auftrag sei es, die Liebe Gottes in die Welt zu bringen.

Wenn der einzige Sohn plötzlich zu seinen Eltern kommt, er wolle Priester werden, stecke dahinter ein Nein. Doch Simon Dreher habe das Ja gesehen. „Ich glaube, Menschen brauchen nichts mehr, als bejaht zu werden.“Der Mensch solle leben, dass die Liebe Gottes nicht vergessen werde. Jesus musste auch seine „Komfortzon­e des Himmels“verlassen.

Gottverges­senheit nimmt zu

Es werde wohl schwierige­r, Liebe zu leben, da die Gottverges­senheit zunimmt. Seinem ehemaligen Schützling riet er: „Werde, was Du bist, ein Liebender, und folge Deiner Sehnsucht.“Und nur Gott allein könne diese Sehnsucht stillen. Vielleicht sei das Zölibat ein Punkt, darüber nachzudenk­en, es gibt mehr. „Es gibt so viele kleine Dinge, wie uns Gott ruft, aber es gibt keine Zufälle.“. Die Sehnsucht selbst sei das Gebet: „Ich glaube, es ist die Liebe, die bleiben muss bis zum Schluss.“

Es war ein stimmiger und festlicher Gottesdien­st, den der Kirchencho­r unter der Leitung von Kirchenmus­ikdirektor Georg Fehrenbach­er musikalisc­h umrahmte. Im Anschluss konnten die Gemeindemi­tglieder ins Edith-Stein-Haus zum Stehempfan­g gehen. Das sei das Geschenk der Spaichinge­r Kirchengem­einde an ihn, so Simon Dreher.

 ?? FOTO: BIANKA ROITH ?? Simon Dreher (Mitte) feierte am Pfingstson­ntag Primiz in der katholisch­en Kirche in Spaichinge­n.
FOTO: BIANKA ROITH Simon Dreher (Mitte) feierte am Pfingstson­ntag Primiz in der katholisch­en Kirche in Spaichinge­n.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany