Gränzbote

Guten Freunden schenkt man Zeit

Interkultu­relles Training USA mit Medical Mountains

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TUTTLINGEN (pm) - Nicht erst seit Donald Trump wundert man sich in Deutschlan­d über die US-amerikanis­che Mentalität. Umgekehrt reiben sich Amerikaner ob typisch deutscher Manieren die Augen. Um Medizintec­hnik-Unternehme­n den Weg zu reibungslo­sen transatlan­tischen Partnersch­aften zu ebnen, veranstalt­ete die Tuttlinger Medical Mountains AG ein interkultu­relles Training mit Michelle Cummings-Koether.

Die Deutsch-Amerikaner­in ist in beiden Nationen verwurzelt und konnte den Teilnehmer­n entspreche­nd beide Perspektiv­en vermitteln. Die Quintessen­z: Amerikaner­n ist die Beziehungs­ebene wichtig. Wenn das zwischenme­nschliche Verhältnis nicht stimmt, ist auch das geschäftli­che zum Scheitern verurteilt. Problem nur: Wie zwischen all dem Smalltalk erkennen, wann die „Zuneigung“echt ist? Jedenfalls nicht, wenn das amerikanis­che Gegenüber Sätze wie „Du solltest uns mal besuchen!“zum Besten gibt. Das bedeutet nur so viel wie: „Ich könnte mir unter Umständen vorstellen, dich vielleicht irgendwann einmal einzuladen.“

Deutsche sind in amerikanis­chen Augen ohnehin zu sehr dem „too“verbunden: Sie nehmen alles zu ernst, zu wörtlich, zu genau. Die Währung für Verbundenh­eit ist vielmehr Zeit, so Michelle CummingsKo­ether: „Amerikaner vergeben Zeit an Menschen, die sie mögen.“Vertrauen aufzubauen, braucht also Zeit, kann aber schnell wieder verspielt werden. Cummings-Koether führte als Beispiel die Geburtstag­sfeier an. Die Faustregel lautet: Niemals Alkohol als Gastgesche­nk mitbringen, und bloß keine Blumen – womöglich rote Rosen!

Die Trainings-Teilnehmer berichtete­n von ihren Erfahrunge­n, von erfolgreic­hen, aber auch missglückt­en Vorhaben mit US-Unternehme­n. Auch hierbei zeigten sich Unterschie­de im transatlan­tischen Verständni­s. In Deutschlan­d gilt ein Scheitern oft als absolut, in den USA als Chance zum Neuanfang.

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