Kundenbetreuer brauchen ein dickes Fell
Serie Ringzug (Teil zwei): Unterwegs mit zwei Fahrkarten-Kontrolleuren
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TROSSINGEN - Harald Schmidt und Hans Müller – die Namen haben wir geändert – müssen sich vor jeder Schicht eine dicke Haut zulegen. Sie haben vieles schon erlebt. Mal trifft sie wortwörtlich der Schlag, mal endlose Diskussionen. Denn sie sind Kundenbetreuer im Nahverkehr (KiN) beim Ringzug.
Sie sagen „Guten Morgen“, sind höflich und sagen „bitte“und „Gute Fahrt“. Da könnte sich so manch ein Schwarzfahrer noch eine Scheibe abschneiden. Heute beginnen Müller und Schmidt ihren gemeinsamen Dienst in Villingen. Schmidt von der HzL, Müller kommt vom Zweckverband Ringzug. „Eigentlich sind wir leider getrennt unterwegs“, sagt Müller und stempelt gerade die Zugnummer des aktuellen Zuges auf die Fahrkarte eines Fahrgastes.
Hans Müller ist eigentlich in Rente. Seit März 2015 ist er im Dienst als Kundenbetreuer und damit Dienstältester unter seinen drei RingzugKollegen. Gemeinsam treten sie zu sechs bis acht Diensten monatlich an. In Zweierteams. So machen es auch die KiN der HzL.
Jahrelang bei der Sauschwänzlebahn
Dabei muss man wissen: Die HzL stellt die Fahrzeuge und das Personal, der Zweckverband Ringzug, bei dem Hans Müller beschäftigt ist, stellt vier weitere KiN. „Wir von der HzL kommen auch mal an den Bodensee zum Seehäsle“, berichtet Harald Schmidt. Er hielt jahrelang die Stellung bei der Sauschwänzlebahn und arbeitete sich zum Fahrdienstleiter hoch. Nebenbei ist er noch immer Berufsschullehrer.
Vor gut drei Jahren kam er zur HzL und geht seiner Leidenschaft nach, der er auch im Kleinen fröhnt: „Heute morgen habe ich mir eine Baureihe 85 der Höllentalbahn für meine Modellbahn gekauft“, erzählt er. „Die musste ich einfach haben.“
Und schon sind die beiden zur geringen Auslastung an Fahrgästen in Richtung Bräunlingen nach ihren Kontrollgängen wieder ins Gespräch gekommen. Sie haben sich viel zu erzählen, wenn es die Zeit zulässt: Über die Modellbahn, aktuelle Bahngeschehnisse, Schwarzfahrer oder was zu Hause gerade neu ist. Ansonsten machen sie ihre Kontrollgänge, kontrollieren die Fahrscheine.
Doch ihre Aufgaben sind noch etwas umfangreicher: „Fahrgastzählungen, Fahrgastlenkung bei Großveranstaltungen oder Auskünfte gehören zum Tagesgeschäft“, zählt Müller auf. Dabei sind die KiN kaum eine Schicht von Schwarzfahrern verschont. „Dann müssen wir einfach durchgreifen und die 60 Euro einfordern.“Um diese nicht loszuwerden, versuchen die Fahrgäste natürlich alles: Mal wird der falsche Monat auf dem Monatsticket zugedeckt oder es wird so gefaltet, dass man die Gültigkeit nicht sieht.
„Ich weiß, wo du wohnst“
Immer wieder gibt es Ärger im Zug. Immer wieder neue Diskussionen, und nicht selten werden die Schwarzfahrer handgreiflich und aggressiv. „Manche haben einen schon richtig auf dem Kieker, man hat mir schon gesagt, dass man wüsste, wo ich wohne“, weiß Hans Müller.
Dennoch: Beiden macht die Arbeit Spaß. „Ich fühle mich gut aufgehoben bei der HzL – wie in einer Großfamilie, es geht immer nett zu“, lobt Schmidt. Und auch Hans Müller kann sich nicht beklagen. Ihm wird auch viel Verantwortung übertragen: „Ich darf die Dienstpläne der Ringzug-KiN erstellen und Einsätze planen, wann welche Kollegen unterwegs sind.“
In Schwenningen steigt wieder ein Schwung von Leuten ein. „Viele von ihnen kennt man mittlerweile“, freut sich Müller, denn „es gibt immer wieder ein nettes Schwätzchen über Beruf oder Hobby.“Heute ist es ruhig genug für ein Schwätzchen, bei Schwerpunktkontrollen (SPK) müssen die Ringzug-KiN aber ran.
Sie starten in getrennten Zweierteams, treffen sich, machen zu viert die SPK und trennen sich wieder. „Das ist im Berufsverkehr“, erklärt Müller. Doch in Rottweil ist erst einmal Pause. Erst einmal etwas essen. „Ohne meine Butterbrezel geht gar nichts“, sagt Müller.