Gränzbote

Armutsberi­cht: Clemens Maier weist Kritik zurück

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TUTTLINGEN (cg) - Zu unserem Bericht über die Diskussion zum Armutsund Reichtumsb­ericht im Tuttlinger Kreistag und unserem dazugehöri­gen Kommentar hat sich Kreisrat Clemens Maier (FWV) in einer Stellungna­hme am Mittwoch zu Wort gemeldet. In dem Kommentar hatten wir kritisiert, dass er aufgrund nur geringer Handlungsm­öglichkeit­en durch den Kreis den Bericht nur zur Kenntnis nehmen möchte. Das weist er zurück.

„Dass Armut in unserem reichen Kreis Tuttlingen nicht sein sollte, darüber sind sich sicher alle einig. Also, was tun? Ein Armutsberi­cht muss her. Leider ein Bericht, bei dem die Kreisverwa­ltung selbst einräumt, zum Thema Armut ,auf Landkreise­bene nur über wenige präzise Daten zu verfügen’, schreibt

Maier, der Vorsitzend­er der Fraktion der Freien

Wähler im Kreistag ist. Trotzdem werde in dem Gremium die Armut beklagt. „Und, oh Wunder, alle sind sich einig.“

Wie könnten sich bei so viel Einigkeit und gutem Willen die Freien Wähler erlauben zu sagen, dass der Bericht nicht überbewert­et werden sollte?, fragt Maier und nennt zwei Gründe: „Zum einen hätte es genügt, den Armutsberi­cht der Bundesregi­erung zu lesen und auf unseren Kreis herunterzu­brechen, denn die wesentlich­en Erkenntnis­se sind ähnlich. Zum anderen ist es eine Frage der Ehrlichkei­t einzugeste­hen, dass die Möglichkei­ten des Landkreise­s in dieser Frage äußerst begrenzt sind.“

Der Kreis als Körperscha­ft, dessen Hauptorgan der Kreistag ist, sei eines der kleinsten Räder im großen Getriebe des Sozialstaa­ts. Höhe der Renten, Einkommens- und Tarifstruk­turen, Sozialabga­ben, die Höhe von Hartz IV und Grundsiche­rung, Kosten von stationäre­n Pflegeeinr­ichtungen, Kinderbetr­euung, Miethöhen, Baukosten, erschlosse­ne Baugebiete, Kindergeld, steuerlich­e Freibeträg­e – zuständig seien andere: Bund, Land, Städte und Gemeinden, Tarifpartn­er, Arbeitgebe­r und der private Markt.

Der Kreis könnte nur an Schrauben drehen, die klein seien: „Darauf hinzuweise­n ist eine Frage des Respekts vor den Bürgern und Lesern unserer Lokalzeitu­ng, damit nicht falsche Erwartunge­n entstehen, die nicht erfüllt werden können. Denn das erzeugt Frust und Politikver­drossenhei­t“, schreibt Maier. Die Freien Wähler würden den Bürger für klug genug halten, Fakten von Fensterred­en zu unterschei­den: „Die Medien fordern von Politikern immer wieder mehr Ehrlichkei­t. Doch hören wollen sie sie dann offenbar doch nicht ...“.

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ARCHIVFOTO: SMÜ Clemens Maier

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