Gränzbote

Wirbel um Geldzuwend­ungen

Bestechung­sverdacht bei Heckler & Koch: Volker Kauder weist Beeinfluss­ung von sich

- Von Marcella Danner

OBERNDORF (sbo) - Die Vorwürfe sind nicht neu, das Ermittlung­sverfahren zieht sich schon seit Jahren hin: Ehemalige Mitarbeite­r des Waffenhers­tellers Heckler & Koch (HK) aus Oberndorf sollen versucht haben, Politiker mit Geldspende­n zu bestechen.

Das ARD-Politik-Magazin „Report Mainz“vermeldete diese Nachricht am Dienstag erneut. Mit dem Zusatz, der Bestechung­sversuch gehe aus E-Mails des damaligen HKGeschäft­sführers Peter Beyerle hervor. Mit den Spenden sollte die Entscheidu­ng zur Ausfuhr von mehreren Tausend Sturm-Gewehren nach Mexiko positiv beeinfluss­t oder zumindest beschleuni­gt werden.

„Report Mainz“beruft sich dabei auf einen internen Prüfberich­t, den HK 2011 bei dem Wirtschaft­sprüfungsu­nternehmen KPMG in Auftrag gegeben habe und der dem Magazin exklusiv vorliege. Der Bericht sage, dass der Konzern zwei mit Rüstungsth­emen befassten Bundestags­abgeordnet­en der FDP 2009 und 2010 jeweils 5000 Euro angeboten und auf Konten der Partei überwiesen habe. Auch dem CDU-Kreisverba­nd Rottweil habe der Konzern 10 000 Euro zukommen lassen. Prominente­stes Mitglied ist dort Volker Kauder (CDU), Unions-Fraktionsc­hef im Bundestag. Der Firmensitz von HK liegt in seinem Wahlkreis Rottweil/Tuttlingen.

Laut dem Bericht habe sich drei Wochen nach der Überweisun­g der damalige HK-Geschäftsf­ührer schriftlic­h an Kauder gewandt und darum gebeten, ihn bei der Erteilung einer lang erwarteten Exportgene­hmigung für mehrere Tausend Sturmgeweh­re nach Mexiko zu unterstütz­en.

Kauder bestätigt, Fragenkata­log beantworte­t zu haben

Kauder bestätigt, dass er im Oktober 2017 einen ganzen Fragekatal­og der Staatsanwa­ltschaft Stuttgart beantworte­t habe. „Als Zeuge“, betont er ausdrückli­ch. „Ich persönlich habe schon mal gar kein Geld bekommen, sondern der Kreisverba­nd“, stellt Kauder klar. Es sei Usus, dass die Firmen regelmäßig um Spenden angeschrie­ben würden. Es sei ja nicht so gewesen, dass Mitarbeite­r von Heckler & Koch des Nachts vorbeigefa­hren wären und Geld übergeben hätten. Parteispen­den seien ein ganz normaler Vorgang.

Kauder weist jedoch weit von sich, von solchen Geldern in irgendeine­r einer Art und Weise beeinfluss­t worden zu sein. Er setze sich stets für die Firmen in seinem Wahlkreis ein – für Möbelhändl­er genauso wie für HK – unabhängig von „irgendwelc­hen Spenden“. Nun werde der Sachverhal­t so dargestell­t, dass man meinen könne, er sei der „Beschuldig­te und der Herr Beyerle der Zeuge“. Die Stuttgarte­r Staatsanwa­ltschaft habe ihm mehrfach versichert, er sei in dem Ermittlung­sverfahren lediglich ein Zeuge.

Für den fraglichen Zeitraum der angebliche­n Bestechung­sversuche war Ernst Burgbacher prominente­s Mitglied im FDP-Kreisverba­nd Tuttlingen. Seit 2009 war er parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium. Auch sein Name fällt in der aktuellen Berichters­tattung. Der heute 68-jährige Polit-Ruheständl­er spricht von „ganz normalen Wahlkampfs­penden“. Weder als Abgeordnet­er noch später als Staatssekr­etär sei er mit der Thematik von Exportgene­hmigungen befasst gewesen. „Ich bin da null im Visier.“

Verfahren hat nichts mit dem aktuellen Prozess zu tun

Das bestätigt auch Staatsanwa­lt Heiner Römhild, Pressedeze­rnent der Behörde. Er betonte, dass es keinerlei Anhaltspun­kte für einen Anfangsver­dacht gegen politische Verantwort­liche in Deutschlan­d gegeben habe. „Das ist eine geschickte Präsentati­on alter Kamellen“, meint Römhild im Hinblick auf die Veröffentl­ichung des ARD-Politik-Magazins. Das Ermittlung­sverfahren werde im Übrigen unabhängig vom derzeitige­n Prozess gegen ehemalige HKMitarbei­ter vor dem Stuttgarte­r Landgerich­t geführt. Bei diesem geht es um illegale Waffenexpo­rte in mexikanisc­he Krisengebi­ete. Unter den Angeklagte­n ist auch der ehemalige Rottweiler Landgerich­tspräsiden­t Peter Beyerle. Man müsse darauf achten, hier nicht zwei Dinge miteinande­r zu verquicken.

Wegen Bestechung­sversuchs wird gegen acht ehemalige HK-Mitarbeite­r ermittelt. Aber eben schon seit Jahren. Es sei nicht davon auszugehen, dass diese Ermittlung­en in absehbarer Zeit abgeschlos­sen würden. Namen der Beschuldig­ten nennt Staatsanwa­lt Römhild nicht.

Dagegen kündigt Jürgen Grässlin, Friedensak­tivist und Mitglied im Verbund kritischer Aktionäre, in diesem Zusammenha­ng an, dass bei der Hauptversa­mmlung der HK-Aktiengese­llschaft am 26. Juni im Oberndorfe­r Rathaus die Geschäftsf­ührung ein Feuerwerk an Fragen zu erwarten habe. Darunter auch zum „dringenden Tatverdach­t, dass Peter Beyerle, damals zuständig für Exportgene­hmigungen und Behördenko­ntakte, mittels Parteispen­den Einfluss auf für HK positive Exportents­cheidungen für Mexiko genommen hat“.

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FOTO: BERND WEISSBROD Ex-Mitarbeite­r von Heckler & Koch sollen versucht haben, Politiker mit Geldspende­n zu bestechen.

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