Junges SC-Team überzeugt spielerisch
VfL Mühlheim wirkt beim 0:2 im Donaustadion müde – FC Villingen in der Aufstiegsrunde
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TUTTLINGEN - Von einem zufriedenen Trainer Ertan Tasdemirci (Tuttlingen) und einem weniger zufriedenen Coach Andreas Probst (Mühlheim) sowie einem Ausblick auf die Regionalliga-Aufstiegsspiele des FC 08 Villingen lesen Sie heute in der Nachspielzeit.
Der SC 04 Tuttlingen hat sich am Sonntag im Spitzenspiel der Bezirksliga gegen den Meister VfL Mühlheim von seiner guten Seite gezeigt. Zweikampfstark, mit viel Engagement und auch spielerisch überzeugend feierten die Tuttlinger gegen den bereits als Meister feststehenden VfL Mühlheim einen verdienten 2:0-Erfolg. Das Hinspiel auf dem Ettenberg hatte der VfL noch mit 2:0 für sich entschieden.
„Wir wollen gegen keinen Gegner zweimal verlieren“hatte SC-Trainer
Ertan Tasdemirci vor dem Spiel gesagt. Entsprechend motiviert trat seine Mannschaft vor rund 450 Zuschauern, darunter viele Mühlheimer Fans, im Donaustadion auf. Tasdemirci: „Alles, was wir uns vorgenommen haben, Ballbesitz und viel in die Zweikämpfe zu kommen, haben wir in der ersten Hälfte umgesetzt. Aus meiner Sicht hätten wir zur Halbzeit auch höher führen können, weil wir zwei, drei Möglichkeiten hatten, die wir schlecht ausgespielt haben, weil vorne der letzte Pass nicht angekommen ist.“
Das, was die Tuttlinger in den ersten 45 Minuten auf den Rasen gebracht haben, war ansehnlich. So stark hatte man die junge Mannschaft in dieser Saison noch nicht gesehen. Auch spielerisch wusste die Truppe zu überzeugen. Marcel John gefiel als Spielgestalter, war die Verbindung aus der Defensive in die Offensive, immer anspielbar und wusste sich auch in schwierigen Sitationen am Ball zu behaupten. Er brachte mit einem sehenswerten Schlenzer aus 20 Metern den SC in der 37. Minute in Führung. Ebenfalls ein TopSpiel lieferte Hannes Zeyher ab. Der 19-Jährige trumpfte im offensiven Mittelfeld auf, glänzte mit seinen Pässen in die Spitze. „Hannes ist ein Typ, der mit dem Ball in die Tiefe gehen kann. Das hat man heutzutage bei den Mittelfeldspielern selten, die eher ballsicher und für die Ballzirkulation zuständig sind“, sagte sein Trainer. Tasdemirci weiter: „Es ist gut, wenn im Mittelfeld auch andere Typen dabei sind. Marcel John ist ballsicher, verteilt die Bälle, Valerij
Bogdanov ist zweikampfstark in Eins-gegen-Eins-Situationen.“Tasdemirci: „Wir haben fast nichts zugelassen“Zufrieden war der Tuttlinger Trainer auch mit der Defensivleistung seiner Mannschaft: „Wir haben mit Ausnahme der letzten beiden Minuten fast nichts zugelassen. Und das gegen eine offensivstarke Mannschaft wie Mühlheim. Das war ein richtig gutes Spiel von uns.“
Auf einem guten Weg ist auch
Carlos Hehl, der Tuttlinger Torschütze zum 2:0. „Carlos hat sich gut entwickelt, hat aber noch mehr Potenzial“, glaubt Tasdemirci, dass der Flügelstürmer noch nicht am Ende seiner Entwicklung ist. Mit Zeyher (19 Jahre), Hehl (20), Patrick Renner
(20), Ali Akkaya (20) und Robin Petrowski (21) hatte der SC fünf junge Spieler in der Anfangsformation. Später kamen der 20-jährige Asim
Ademi und der noch bei den A-Junioren spielende Marius Andris aufs Feld.
Tasdemirci hat auch eine Erklärung für die nicht mehr so starke zweite Halbzeit seiner Mannschaft: „Da kannst du als Trainer reden und tun, was du willst. Nach einer Führung ist es normal, dass du da in einen Schutzmodus gehst, dass man sich da mehr zurückzieht.“Probst: „Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen“Sicher kam dem SC 04 Tuttlingen am Sonntag entgegen, dass der VfL Mühlheim bereits als Meister feststand. Doch der Auftritt seiner Mannschaft begeisterte den Trainer nicht. Andreas Probst, früher selbst vier Jahre beim SC als Trainer erfolgreich tätig: „Es war ein verdienter Sieg des SC, der läuferisch eine super Leistung geboten hat. Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, die Konzentration war nicht richtig da.“Vom Mühlheimer Tempospiel war nichts zu sehen. „Wenn wir umschalten wollten, haben wir den Ball sofort durch einen Fehlpass verloren“, bemängelte Probst.
„Maximilian Bell ist nicht ins Spiel gekommen, hat nicht mal Laufduelle gehabt“, sagte der Trainer zu seinem Torjäger, der mit 23 Treffern hinter dem Wellendinger Marius Seemann (26 Tore) den zweiten Platz in der BezirksligaTorschützenliste einnimmt.
Probst hat für den etwas müden Auftritt aber auch Verständnis: „Das zweitägige Pfingstturnier und die Feier danach, das steckt schon in den Knochen. Man hat gemerkt, dass es für uns um nichts mehr ging.“Der Coach hofft, dass seine Mannschaft aus dieser Niederlage ihre Lehren zieht und am Donnerstag im Pokalfinale gegen die SpVgg Trossingen zu ihrer gewohnten Form findet. Die Musikstädter haben sich am Sonntag mit dem 9:0-Sieg bei Fatihspor Spaichingen für das Endspiel warm geschossen.
In der Tabelle liegen die Tuttlinger zwei Spieltage vor Saisonende mit 56 Punkten nun einen Zähler hinter dem Zweitplatzierten FV 08
Rottweil (57). Die Rottweiler spielen noch beim VfL Mühlheim und daheim gegen den SC Wellendingen. Die Tuttlinger müssen noch beim SC Wellendingen und zum Abschluss daheim gegen den Absteiger SG Aichhalden/Rötenberg antreten. Der SC-Trainer Tasdemirci sieht dem Saisonfinale gelassen entgegen: „Wenn wir noch Zweiter werden sollten, nehmen wir die Relegationsspiele natürlich mit.“In seinen Worten klang dabei aber keine Begeisterung, da die Relegation eine zusätzliche Belastung und eine Verkürzung der Sommerpause nach sich zieht. FK Pirmasens und Bayern Alzenau die Gegner An ruhmreiche vergangene Zeiten will der FC 08 Villingen anknüpfen. Zwischen 1966 und 1972 spielte die Mannschaft aus dem Friedengrund in der Regionalliga Süd, der damals zweithöchsten Spielklasse Deutschlands. Als Vizemeister der Oberliga Baden-Württemberg qualifizierten sich die Villinger für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Südwest, die heute aber nur die vierthöchste Klasse ist. Neben dem FC 08 Villingen kämpfen der FC Bayern Alzenau (Vizemeister Hessenliga) und der FK Pirmasens (Vizemeister Oberliga Rheinland-Pfalz/ Saar) um einen zusätzlichen Aufstiegsplatz.
Auch der FK Pirmasens hat schon bessere Zeiten erlebt. Fünfmal klopften die Pirmasenser an die Tür zur Bundesliga. 1964, 1966, 1970 und 1971 nahm der FK als Erst- oder Zweitplatzierter der damaligen Regionalliga Südwest an der Aufstiegsrunde zur ersten Bundesliga teil, scheiterte 1966 nur wegen der schlechteren Tordifferenz an Fortuna Düsseldorf. 1975 mussten sich die Pirmasenser als Vizemeister der zweiten Bundesliga Süd dem Vizemeister der zweiten Bundesliga Nord, Bayer 05 Uerdingen, in zwei Spielen mit 4:4 und 0:6 geschlagen geben.
Der dritte Vertreter, FC Bayern Alzenau, aus dem Landkreis Aschaffenburg verdrängte am letzten Spieltag der Hessenliga den TSV Lehnerz noch vom zweiten Platz.