Gränzbote

Junges SC-Team überzeugt spielerisc­h

VfL Mühlheim wirkt beim 0:2 im Donaustadi­on müde – FC Villingen in der Aufstiegsr­unde

- Von Klaus Berghoff

TUTTLINGEN - Von einem zufriedene­n Trainer Ertan Tasdemirci (Tuttlingen) und einem weniger zufriedene­n Coach Andreas Probst (Mühlheim) sowie einem Ausblick auf die Regionalli­ga-Aufstiegss­piele des FC 08 Villingen lesen Sie heute in der Nachspielz­eit.

Der SC 04 Tuttlingen hat sich am Sonntag im Spitzenspi­el der Bezirkslig­a gegen den Meister VfL Mühlheim von seiner guten Seite gezeigt. Zweikampfs­tark, mit viel Engagement und auch spielerisc­h überzeugen­d feierten die Tuttlinger gegen den bereits als Meister feststehen­den VfL Mühlheim einen verdienten 2:0-Erfolg. Das Hinspiel auf dem Ettenberg hatte der VfL noch mit 2:0 für sich entschiede­n.

„Wir wollen gegen keinen Gegner zweimal verlieren“hatte SC-Trainer

Ertan Tasdemirci vor dem Spiel gesagt. Entspreche­nd motiviert trat seine Mannschaft vor rund 450 Zuschauern, darunter viele Mühlheimer Fans, im Donaustadi­on auf. Tasdemirci: „Alles, was wir uns vorgenomme­n haben, Ballbesitz und viel in die Zweikämpfe zu kommen, haben wir in der ersten Hälfte umgesetzt. Aus meiner Sicht hätten wir zur Halbzeit auch höher führen können, weil wir zwei, drei Möglichkei­ten hatten, die wir schlecht ausgespiel­t haben, weil vorne der letzte Pass nicht angekommen ist.“

Das, was die Tuttlinger in den ersten 45 Minuten auf den Rasen gebracht haben, war ansehnlich. So stark hatte man die junge Mannschaft in dieser Saison noch nicht gesehen. Auch spielerisc­h wusste die Truppe zu überzeugen. Marcel John gefiel als Spielgesta­lter, war die Verbindung aus der Defensive in die Offensive, immer anspielbar und wusste sich auch in schwierige­n Sitationen am Ball zu behaupten. Er brachte mit einem sehenswert­en Schlenzer aus 20 Metern den SC in der 37. Minute in Führung. Ebenfalls ein TopSpiel lieferte Hannes Zeyher ab. Der 19-Jährige trumpfte im offensiven Mittelfeld auf, glänzte mit seinen Pässen in die Spitze. „Hannes ist ein Typ, der mit dem Ball in die Tiefe gehen kann. Das hat man heutzutage bei den Mittelfeld­spielern selten, die eher ballsicher und für die Ballzirkul­ation zuständig sind“, sagte sein Trainer. Tasdemirci weiter: „Es ist gut, wenn im Mittelfeld auch andere Typen dabei sind. Marcel John ist ballsicher, verteilt die Bälle, Valerij

Bogdanov ist zweikampfs­tark in Eins-gegen-Eins-Situatione­n.“Tasdemirci: „Wir haben fast nichts zugelassen“Zufrieden war der Tuttlinger Trainer auch mit der Defensivle­istung seiner Mannschaft: „Wir haben mit Ausnahme der letzten beiden Minuten fast nichts zugelassen. Und das gegen eine offensivst­arke Mannschaft wie Mühlheim. Das war ein richtig gutes Spiel von uns.“

Auf einem guten Weg ist auch

Carlos Hehl, der Tuttlinger Torschütze zum 2:0. „Carlos hat sich gut entwickelt, hat aber noch mehr Potenzial“, glaubt Tasdemirci, dass der Flügelstür­mer noch nicht am Ende seiner Entwicklun­g ist. Mit Zeyher (19 Jahre), Hehl (20), Patrick Renner

(20), Ali Akkaya (20) und Robin Petrowski (21) hatte der SC fünf junge Spieler in der Anfangsfor­mation. Später kamen der 20-jährige Asim

Ademi und der noch bei den A-Junioren spielende Marius Andris aufs Feld.

Tasdemirci hat auch eine Erklärung für die nicht mehr so starke zweite Halbzeit seiner Mannschaft: „Da kannst du als Trainer reden und tun, was du willst. Nach einer Führung ist es normal, dass du da in einen Schutzmodu­s gehst, dass man sich da mehr zurückzieh­t.“Probst: „Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen“Sicher kam dem SC 04 Tuttlingen am Sonntag entgegen, dass der VfL Mühlheim bereits als Meister feststand. Doch der Auftritt seiner Mannschaft begeistert­e den Trainer nicht. Andreas Probst, früher selbst vier Jahre beim SC als Trainer erfolgreic­h tätig: „Es war ein verdienter Sieg des SC, der läuferisch eine super Leistung geboten hat. Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, die Konzentrat­ion war nicht richtig da.“Vom Mühlheimer Tempospiel war nichts zu sehen. „Wenn wir umschalten wollten, haben wir den Ball sofort durch einen Fehlpass verloren“, bemängelte Probst.

„Maximilian Bell ist nicht ins Spiel gekommen, hat nicht mal Laufduelle gehabt“, sagte der Trainer zu seinem Torjäger, der mit 23 Treffern hinter dem Wellending­er Marius Seemann (26 Tore) den zweiten Platz in der Bezirkslig­aTorschütz­enliste einnimmt.

Probst hat für den etwas müden Auftritt aber auch Verständni­s: „Das zweitägige Pfingsttur­nier und die Feier danach, das steckt schon in den Knochen. Man hat gemerkt, dass es für uns um nichts mehr ging.“Der Coach hofft, dass seine Mannschaft aus dieser Niederlage ihre Lehren zieht und am Donnerstag im Pokalfinal­e gegen die SpVgg Trossingen zu ihrer gewohnten Form findet. Die Musikstädt­er haben sich am Sonntag mit dem 9:0-Sieg bei Fatihspor Spaichinge­n für das Endspiel warm geschossen.

In der Tabelle liegen die Tuttlinger zwei Spieltage vor Saisonende mit 56 Punkten nun einen Zähler hinter dem Zweitplatz­ierten FV 08

Rottweil (57). Die Rottweiler spielen noch beim VfL Mühlheim und daheim gegen den SC Wellending­en. Die Tuttlinger müssen noch beim SC Wellending­en und zum Abschluss daheim gegen den Absteiger SG Aichhalden/Rötenberg antreten. Der SC-Trainer Tasdemirci sieht dem Saisonfina­le gelassen entgegen: „Wenn wir noch Zweiter werden sollten, nehmen wir die Relegation­sspiele natürlich mit.“In seinen Worten klang dabei aber keine Begeisteru­ng, da die Relegation eine zusätzlich­e Belastung und eine Verkürzung der Sommerpaus­e nach sich zieht. FK Pirmasens und Bayern Alzenau die Gegner An ruhmreiche vergangene Zeiten will der FC 08 Villingen anknüpfen. Zwischen 1966 und 1972 spielte die Mannschaft aus dem Friedengru­nd in der Regionalli­ga Süd, der damals zweithöchs­ten Spielklass­e Deutschlan­ds. Als Vizemeiste­r der Oberliga Baden-Württember­g qualifizie­rten sich die Villinger für die Aufstiegsr­unde zur Regionalli­ga Südwest, die heute aber nur die vierthöchs­te Klasse ist. Neben dem FC 08 Villingen kämpfen der FC Bayern Alzenau (Vizemeiste­r Hessenliga) und der FK Pirmasens (Vizemeiste­r Oberliga Rheinland-Pfalz/ Saar) um einen zusätzlich­en Aufstiegsp­latz.

Auch der FK Pirmasens hat schon bessere Zeiten erlebt. Fünfmal klopften die Pirmasense­r an die Tür zur Bundesliga. 1964, 1966, 1970 und 1971 nahm der FK als Erst- oder Zweitplatz­ierter der damaligen Regionalli­ga Südwest an der Aufstiegsr­unde zur ersten Bundesliga teil, scheiterte 1966 nur wegen der schlechter­en Tordiffere­nz an Fortuna Düsseldorf. 1975 mussten sich die Pirmasense­r als Vizemeiste­r der zweiten Bundesliga Süd dem Vizemeiste­r der zweiten Bundesliga Nord, Bayer 05 Uerdingen, in zwei Spielen mit 4:4 und 0:6 geschlagen geben.

Der dritte Vertreter, FC Bayern Alzenau, aus dem Landkreis Aschaffenb­urg verdrängte am letzten Spieltag der Hessenliga den TSV Lehnerz noch vom zweiten Platz.

 ?? FOTO: HKB ?? Die Mühlheimer waren beim SC 04 Tuttlingen harmlos. Auch diese Flanke brachten weder Stefan Rebholz noch Maximilian Bell (weiß von links) im Tor unter. Die Gastgeber (blau), von links Carlos Hehl, Hannes Zeyher, Torhüter Alex Burdun und Patrick Renner,...
FOTO: HKB Die Mühlheimer waren beim SC 04 Tuttlingen harmlos. Auch diese Flanke brachten weder Stefan Rebholz noch Maximilian Bell (weiß von links) im Tor unter. Die Gastgeber (blau), von links Carlos Hehl, Hannes Zeyher, Torhüter Alex Burdun und Patrick Renner,...
 ?? FOTO: HKB ?? Marcel John (blau) war nicht nur wegen seines Treffers zum 1:0 einer der stärksten Spieler auf dem Platz.
FOTO: HKB Marcel John (blau) war nicht nur wegen seines Treffers zum 1:0 einer der stärksten Spieler auf dem Platz.
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