Gränzbote

Starke Tragikomöd­ie um trashiges TV-Starlet

„Back for Good“: Das Kinodebüt der deutschen Regisseuri­n Mia Spengler unterhält und bewegt

- Von Matthias von Viereck

A● ngie (Kim Riedle) liebt kurze Röcke, lange Fingernäge­l und Push-up BHs. Das ehemailge TV-Starlet ist wasserstof­fblond, sonnenstud­iobraun und wurde just aus der Entzugskli­nik entlassene­n. Nach wie vor stolziert sie aber gerne auf25Zenti­meter-High-Heels durchs Leben, kann tüchtig nerven und ziemlich lässig an einer der vielen, von ihr konsumiert­en Zigaretten saugen.

Angie starrt ständig auf ihr Handy und denkt unentwegt an ihr Comeback: „Vom Entzug ins Dschungelc­amp, bam!“.

Ganz so einfach indes stellt sich die Rückkehr in die bunte Welt der Bund C-Promis dann doch nicht dar, zumal sich Angies Freund und Manager gerade erst von ihr getrennt hat und sie daher bei ihrer Mutter (Juliane Köhler) unterschlü­pfen muss. Dort trifft sie auch auf ihre pubertiere­nde Schwester: Wegen ihrer Epilepsie muss Kiki (Leonie Wesselow) ständig einen Schutzhelm tragen und wird von der Mutter drangsalie­rt. Doch die Dinge in dieser Familie sind nicht alle so, wie sie zunächst erscheinen. Bei allem Humor, den dieser Debütfilm von Mia Spengler immer wieder auf die Leinwand bringt, muss der Zuschauer auch manch heftige Überraschu­ng schlucken.

Filmdebüt schlägt hohe Wellen

Mit ihrem Abschlussf­ilm an der Filmakadem­ie Baden-Württember­g hat Spengler bereits viel Aufmerksam­keit auf sich ziehen können: 2017 eröffnete „Back for Good“die wichtige Nachwuchsr­eihe „Perspektiv­e Deutsches Kino“bei der Berlinale. Im selben Jahr wurde der Film mit dem Studio Hamburg Nachwuchsp­reis als bester Spielfilm ausgezeich­net und kürzlich konkurrier­te Kim Riedle, die Hauptdarst­ellerin, in der Kategorie „Beste weibliche Hauptrolle“neben Diane Kruger und Marie Bäumer gar um den Deutschen Filmpreis. Und auch wenn schließlic­h Bäumer die goldene Lola mit nach Hause nahm, so trägt Riedle doch einen großen Anteil am Gelingen von „Back for Good“. Die Tragikomöd­ie aus deutschen Landen, die mit viel – teils auch derbem – Humor sowie einigen erschütter­nden Momenten aufwartet.

Riedle davor in „Verbotene Liebe“

Riedle, die bisher kaum im Kino zu sehen war, ist eher aus Fernsehser­ien wie „Verbotene Liebe“oder „Tatort“bekannt. Die Schauspiel­erin mit schwäbisch­en und mazedonisc­hen Wurzeln schlüpft in diesem so aufgekratz­ten wie melancholi­schen 90Minüter mit Verve und großer Glaubwürdi­gkeit in die Haut von Angie.

Mia Spengler gelingt mit „Back for Good“ein veritables Kunststück, denn der Film ist zu gleichen Teilen berührende­s Familiendr­ama wie bitterlust­ige Medienkrit­ik.

Back for Good. Regie: Mia Spengler. Mit Kim Riedle, Juliane Köhler, Leonie Wesselow. Deutschlan­d 2018. 95 Minuten. FSK ab 12.

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FOTO: DPA/ FALKO LACHMUND Angie (Kim Riedle) tröstet ihre jüngere Schwester Kiki (Leonie Wesselow).

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