Der Nachwuchs hat Priorität
Wurmlinger Musiker wollen für Zukunft gerüstet sein – Neue Festschrift zum Jubiläum blickt auf Anfänge zurück
● WURMLINGEN - Der Musikverein Eintracht Wurmlingen wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. Am Samstag, 9. Juni, und am Sonntag, 10. Juni, steht das Jubiläumswochenende bevor. Aus diesem Anlass wird auch eine Festschrift herausgegeben – mit Rückblicken auf die überlieferte Historie und die von vielen Mitgliedern selbst erlebte jüngere Vergangenheit.
Um Präsentation, Konzept und Redaktion kümmerten sich Ulrike Westhauser, Thomas Nagel und Simone Butsch. Der Musikverein bereichere seit 125 Jahren das kulturelle Leben in der Gemeinde, und der Verein habe es über Jahrzehnte hinweg verstanden, junge Menschen an sich zu binden, stellt Bürgermeister Klaus Schellenberg in seinem Grußwort fest.
Der Rückblick auf Vergangenheit und Traditionen gehöre zum Jubiläum, meint Dirigent Andreas Fink. Es gelte aber gleichzeitig, „den Blick nach vorne richten und Zukunft gestalten“, ist sein Credo. Bei dieser Gestaltung ist er als musikalischer Leiter und zeitweise in Doppelfunktion als Vorsitzender weit über sein Dirigenten-Amt hinaus seit einigen
Jahren dabei. Im Jahr 2013 übernahm Norbert Bacher den Vorsitz. Unterstützt wird er seit diesem Jahr von Martin Winker als stellvertretendem Vorsitzenden. Bei der aktiven Gestaltung der Zukunft hat vor allem die Gewinnung von jungen Musikern Priorität. Und in diesem Bereich hat die Eintracht ganz wichtige Pflöcke eingeschlagen: Seit sieben Jahren besteht
eine Kooperation mit den Musikern aus Rietheim-Weilheim und seit vier Jahren ist noch der Nachwuchs des Musikverein RietheimWeilheim mit im Boot.
Regelrecht wegweisend ist eine weitere Initiative: „Jedem Kind sein Instrument“steht als Slogan für die Kooperation zwischen Schule und den musikalischen Vereinen in
Wurmlingen. Sie wurde 2013 angestoßen. Ein Jahr später startete das Projekt in der Grundschule. Dazu wurde die Musikschule Tuttlingen als Partner gewonnen.
Derzeit spielen in der dritten Klasse immerhin 22 Kinder ein Instrument und in der Klassenstufe vier sind es 18 Kinder. Gelungen ist es – nicht nur so nebenbei – das Projekt mit Spendenaktionen und dank der Unterstützung der Gemeinde Wurmlingen zu finanzieren. Wobei anzufügen ist, dass in dem auch beim Jubiläum aufgestellten „Spendenbässle“von 1845 immer Platz für Spenden ist.
Zwangspause Erster Weltkrieg
Zur Historie hat bereits zum 100-jährigen Jubiläum der gestorbene Ehrenbürger Fritz Schray einen sehr detaillierten Bericht verfasst. Zunächst entstand eine „Militärvereins-Musik“. Diese Blechmusik stand allerdings in interner Konkurrenz zu den Streichern. Selbst der damalige Schultes konnte da keine dauerhafte Einigung erreichen. Nach der Zwangspause durch den Ersten Weltkrieg erfolgte ein stürmischer Neuanfang, auch geprägt von hervorragender Ausbildungsarbeit und „vorzüglichen“Erfolgen bei Wertungsspielen. Es gab damals sogar zwei Orchester, die Musikkapelle und die 1929 gegründete Eintracht. Ihr politisch bedingter zwangsweiser Zusammenschluss erfolgte 1933.
Von einem „schweren Wiederanfang nach 1945“berichtet Schray außerdem. Um die Übersetzung eines Gesuchs an die französische Besatzung bezahlen zu können, mussten sogar Instrumente „versilbert“werden. Aber immerhin: Ab 1947 spielten wieder Streicher und Blasmusiker – getrennt und auch gemeinsam.