Gränzbote

Gespinstmo­tten und Erlensterb­en breiten sich aus

Vor allem an der Aitrach und am Geisinger Donaualtar­m sind viele Erlen von Pilzen befallen

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GEISINGEN (ph) - Vor einem Jahr ist das Phänomen massenhaft aufgetrete­n: Die Gespinstmo­tten. Der teilweise harte Winter machte den Eiern und Raupen überhaupt nichts aus, der warme Frühling begünstigt­e die Entwicklun­g einer erneuten Generation der Raupen der Gespinstmo­tten. In diesem Jahr sieht man aber auch bereits große Nester von Gespinstmo­tten an Obstbäumen, vornehmlic­h an Äpfel- und Birnen sowie Pflaumenbä­umen, wie auch an Wald- und Straßenrän­dern an Schwarzdor­n (Schlehen).

An Obstbäumen rät die Literatur zum Entfernen der Gespinste, da sie den Baum schwächen können, was zu Ertragsein­bußen führen kann. Man kann sie auch mit einem starken Wasserstra­hl heruntersp­ritzen. Bei Schlehen oder anderen Bäumen ist dies kaum möglich; sie treiben aber wieder aus, nachdem Mitte Juni die Raupen ihre Entwicklun­g und damit ihre Fraßtätigk­eit eingestell­t haben.

Der Beobachter sieht aber entlang von Bächen auch eine große Anzahl von Bäumen, die absterben. Von weitem könnte man meinen, dass dort auch die Gespinstmo­tte ihre Kinderstub­e hat, sprich: fressende Raupen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber, dass die Rinde rot-schwarze Pusteln hat und platzt. Hier macht sich ein anderer Schädling bereit, ein Pilz, der alle Erlenarten befällt.

Nach dem Ulmensterb­en vor rund zwei Jahrzehnte­n durch den Ulmensplin­tkäfer, und dem Eschenster­ben durch den Schlauchpi­lz Hymenoscyp­hus fraxineus, sind nun nahezu alle Eschenbest­ände in ganz Europa befallen. Tausende von Bäume wurden bereits gefällt, weil dürre Äste ein Risiko für Spaziergän­ger und Autofahrer darstellen. Ein anderer Pilz breitet sich derzeit stark insbesonde­rs an der Aitrach aus und macht dort den Erlen den Garaus.

Es ist der Pilz Phytophtho­ra, er zählt zur Gruppe der „Algenpilze“und damit nicht zu den „Echten Pilzen“. Eine Besonderhe­it dieser Gruppe sind begeißelte Zoosporen, die aktiv schwimmen können und die den Pilz über das Wasser verbreiten. Die Kirchen-Hausener Angler haben entlang der Aitrach vor über 30 Jahren dem Bach ein Begleitgrü­n unter anderem durch viele Erlen gegeben. An Kötach und Donaualtar­m waren dies die Geisinger Angler.

Die meisten Erlen an der Aitrach sind in den vergangene­n Wochen abgestorbe­n oder zeigen schon starken Laubfall. Auch am Donaualtar­m in Geisingen sind einige Erlen diesem Pilz zum Opfer gefallen. Entlang der Kötach hält sich der Verlust noch in Grenzen.

In Bayern und Österreich ist dieser Schadpilz schon länger bekannt, woher er in der Baar kommt, weiß niemand. Er kann von bereits in der Baumschule verseuchte­r Ware kommen. Hochwasser wie es im Frühjahr der Fall war, verbreitet den Pilz.

Wie Frieder Dinkelacke­r, Leiter des Forstamtes des Landratsam­tes Tuttlingen betont, ist der Pilz zwar bekannt, dass dieser sich derzeit an der Aitrach ausbreitet, ist neu. Er überprüft, ob es gegebenenf­alls Möglichkei­ten zur Rettung einiger Bäume gibt, möglich wäre bei beginnende­m Befall eine Fällung auf den Stock.

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FOTO: PAUL HAUG In Massen treten in diesem Jahr wieder die Gespinstmo­tten auf, so wie unser Bild eine völlig eingehüllt­e Traubenkir­sche zeigt.
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