Bestandsaufnahme für die Zukunft
Evangelische Kirche trifft sich beim Gemeindeforum - Diakon fehlt in der Jugendarbeit
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TROSSINGEN - Die evangelische Kirchengemeinde Trossingen ist sehr lebendig, das hat sich beim Gemeindeforum am Freitagabend gezeigt. Die Mitglieder haben sich damit auf die bevorstehende Visitation durch die Kirchenleitung in Stuttgart vorbereitet. Thema war natürlich auch der geplante Neubau des Gemeindehauses neben der Martin-LutherKirche. Diakon Hans-Martin Härter moderierte den Abend.
„Das Erscheinungsbild der evangelischen Kirchengemeinde Trossingen wird sich in den kommenden zehn Jahren deutlich verändern“, so Dekan Sebastian Berghaus. Umso wichtiger sei das Instrument des Gemeindeforums. In einer „Bestandsaufnahme“sei es so möglich, der oberen Kirchenleitung zu zeigen, was die Trossinger Gemeinde ausmache.
Dass die evangelische Kirche Trossingen den Veränderungen gewachsen ist, daran blieb kein Zweifel: 120 Gläubige kamen zum Gemeindeforum und zeigten die Stärken des Gemeindewesens auf: Von den Kinderkrabbelgruppen über die Kindergärten bis hin zu sozialen und caritativen Angeboten erstreckt sich das Engagement. Berghaus betonte in ökumenischer Verbundenheit die Gemeindearbeit und das Miteinander in der Kirche weiter entwickeln zu wollen.
Mehr Zeit für Seelsorge
Die Kirchengemeinde soll fit für die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte gemacht werden. Eine Chance dahingehend sei der Neubau des Gemeindehauses in unmittelbarer Nähe der Martin-Luther-Kirche, so der Plan des Kirchengemeinderats. Über die dazugehörige Diskussion, die die Gemeinde seit Monaten beschäftigt, berichtete der geschäftsführende Pfarrern Torsten Kramer. Bis Mitte 2020 soll das neue Gebäude entstehen, mehrere Grundstücke, unter anderem das Johannes-Brenz-Haus, dafür verkauft werden. Während Letzteres an eine rumänische Freikirche gehen soll, werde das Dietrich-BonhoefferHaus an die Schule des Lebens Mutpol verkauft werden. Der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Martin-Ulrich Messner, zeigte sich erleichtert, dass die Diskussionen über den Neubau sich mittlerweile beruhigt haben. Jetzt sei wieder mehr Zeit für die Seelsorge.
Die für den Landkreis Tuttlingen zuständige Schuldekanin Amrei Steinfort schlug Alarm bezüglich des zunehmenden Mangels an Lehrkräften für den Religionsunterricht. Bürgermeister Clemens Maier lobte die Kirchengemeinde, deren Erscheinungsbild nach außen von einer Vielzahl engagierter Menschen geprägt und gut vernetzt in der Zusammenarbeit mit der Stadt sei. „Wir engagieren uns gemeinsam für das Wohl der Bürger“, bezeichnete Maier die Mobilisierung junger Menschen für die Herausforderungen der Gesellschaft als eine vordringliche Aufgabe. Gerade die Integraiton der zahlreichen Freikirchen sei eine wichtige Aufgabe.
Viel Lob von außen
Die Schulleiterin der Friedensschule, Lotte Lehmann, hob die gute Zusammenarbeit zwischen den Erzieherinnen der evangelischen Kindergärten und den Lehrkräfte, die gemeinsamen Schülergottesdienste und die gegenseitige Unterstützung bei Raumproblemen hervor. Für die Zukunft wünscht sie sich kleinere Kindergartengruppen und eine Intensivierung der Kooperation mit den Kindergärten.
Eine funktionierende Ökumene thematisierte der Laienvorsitzende Siegbert Fetzer und ging auf die Flüchtlingsarbeit und die gute Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen ein. Susan Stiegler-Irion, Caritas-Fachleiterin soziale Hilfen, ging auf die intakte zehnjährige ökumenische Zusammenarbeit wie beispielsweise im Tafelladen ein. Sie appellierte an die Anwesenden, sich gegen die zunehmende Kinderarmut stark zu machen und sich für bezahlbaren Wohnraum in der Gemeinde einzusetzen.
Und weil die evangelische Kirchengemeinde eine sehr aktive ist, galt es an diesem Abend nicht nur zuzuhören, sondern selbst sich am Programm zu beteiligen. In einem Workshop ging es darum, Lob und Kritik zu äußern. Die Resonanz war durchweg positiv – besonders die Pfarrer wurden mit Lob bedacht – Kritik gab es nur vereinzelt. Die Angebote für Kinder und Jugendliche sollten verbessert werden, so die Forderung mancher Teilnehmer. Dieses Problems war sich Sebastian Berghaus durchaus bewusst. Denn die Diakonstelle ist seit dem Weggang von Sacha Flammer unbesetzt. „Wir schreiben aus, aber ohne jeden Erfolg“, zeigte Berghaus die schlechte Bewerberlage auf.