Wenn der Briefkasten leer bleibt
Die Deutsche Post hat in Tuttlingen Probleme bei der Briefzustellung.
TUTTLINGEN - Einige Briefkästen in der Stadt sind in der vergangenen Woche leer geblieben. Ein Ärgernis für die betroffenen Kunden der Deutschen Post.
Einer von ihnen ist Hans-Werner Weidmann. Eine komplette Woche habe er keinen einzigen Brief erhalten. Nicht unbedingt ungewöhnlich, könnte man meinen. Doch weil er immer am selben Tag eine Abozeitung erhält und diese auch nicht zugestellt wurde, bezweifelt Weidmann, dass die Post überhaupt ausgetragen wurde. „Das ist ein unzumutbarer Zustand“, sagt er. Denn das erlebe er nicht zum ersten Mal.
Ähnliche Erfahrungen machte auch Brigitte Guhl. Ihre Abozeitung erhielt sie nur am Mittwoch, am Samstag hatte sie dann die restlichen Ausgaben der Woche auf einmal im Briefkasten. „Das ist ein riesiges Problem“, sagt sie. „Ich weiß ja auch nicht, wie viele Briefe verloren gehen.“Im Mai habe sie beispielsweise eine Mahnung erhalten, die dazugehörige Rechnung war zuvor aber nie angekommen. Darüber hatte sich Guhl auch bereits bei der Post beschwert. Die Antwort: ein Formbrief, in dem die Post die Probleme bedauert.
Grundproblem: Personalmangel
94 Prozent der rechtzeitig eingelieferten Briefe erreichen laut Deutscher Post ihre Empfänger bereits am nächsten Werktag. Unregelmäßigkeiten könnten allerdings nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Es gebe immer wieder Fälle, in denen es aus unterschiedlichen Gründen zu betrieblichen Problemen kommen kann – zum Beispiel kurzfristige Erkrankungen, Witterungseinbrüche oder Unfälle. Doch das Grundproblem besteht darin, dass die Deutsche Post schlichtweg nicht genug Personal findet. Fällt dann ein Mitarbeiter aus, bleibt die Post liegen.
„Wir suchen im Raum Tuttlingen schon seit Monaten neue Kräfte über verschiedene Rekrutierungskanäle“, sagt ein Sprecher der Post auf Nachfrage dieser Zeitung. Derzeit werde beispielsweise auf Plakatwänden auf offene Stellen aufmerksam gemacht. In der gegenwärtigen Arbeitsmarktsituation sei es aber nicht einfach, geeignete Kräfte zu finden. „Deshalb ist die Personaldecke in einzelnen Zustellstützpunkten manchmal dünn, zurzeit leider auch in Tuttlingen“, so der Sprecher weiter.
Aufgrund unvorhersehbarer, kurzfristiger Personalausfälle sei es in einigen vom Stützpunkt Tuttlingen aus versorgten Orten in den vergangenen beiden Wochen zu Verzögerungen bei der Postzustellung gekommen. Zurzeit würden Kollegen von anderen ustellstützpunkten und Kräfte aus der Verwaltung die Tuttlinger Postboten unterstützen.
„Die Unterbesetzung ist nicht nur ein Tuttlinger Problem, sondern ein bundesweites“, weiß Pascal Klein vom Fachbereich Postdienst bei der Gewerkschaft Verdi. Doch in wirtschaftsstarken Regionen sei es besonders schwer, neues Personal zu finden. „Das verschärft das Problem noch zusätzlich“, so Klein. Ein Problem sieht er vor allem bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter. „Die Kollegen müssen viel zu schnell eigene Bezirke übernehmen“, sagt Klein.
Die Folge: Die Zusteller brauchen erheblich länger für ihre Routen. Entweder sie brechen diese dann vorzeitig ab und die Post muss am kommenden Tag ausgetragen werden, oder die Boten müssen Überstunden machen. „Die Belastung der Kollegen ist groß“, sagt Klein. Und das ginge auf die Gesundheit, die Ausfälle durch Krankheit häufen sich, die Belastung für die Kollegen im Dienst steigt noch mehr.
Thema für die Stadtverwaltung
Auch bei der Stadt Tuttlingen mehren sich in den vergangenen Tagen die Beschwerden über die Briefzustellungen, sagt Arno Specht, Sprecher der Stadt. Diese sollen nun zusammengetragen und gesammelt an die Post übergeben werden. Ein Thema, das Oberbürgermeister Michael Beck bereits zur Chefsache erklärt hat. Er wolle sich nun an die zuständige Bundesnetzagentur wenden.